Extra Krimi Paket Sommer 2021. A. F. Morland
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Читать онлайн книгу Extra Krimi Paket Sommer 2021 - A. F. Morland страница 17
Wie immer hatte es Kili geschafft, sich neben die Kollegin Petra Steiniger zu drängen, die ihn mit permanenter Missachtung strafte und seine täglichen Annäherungsversuche hoheitsvoll abprallen ließ, weshalb Kili sie gerne Petra Peiniger nannte. Dann allerdings startete die große Obermeisterin sofort unter die Decke. Sie war wirklich eine schöne Frau, was Kili automatisch herausforderte, und besaß einen dicken Kopf, was Kili einfach nicht wahrhaben wollte.
Dagegen gab die schüchterne Erika Scholz zu erkennen, dass sie für Kili viel übrig hatte, sehr zum Ärger ihres Kollegen Peter Dingeldey, der sich vergeblich um Erika bemühte. Obermeister Dingeldey kultivierte im Übermaß, was Kili Haindl abging, Gründlichkeit und eine schwerblütige Langsamkeit, die den Umgang mit ihm nicht eben erleichterten.
Kommissar Achim Born war der scharfe Hund des Ersten, klein, drahtig und ungeduldig. Mit Bello Born arbeitete niemand gern zusammen, weil Born verlangte, dass sich alles nach ihm richtete. Bei Kili zog er damit regelmäßig den Kürzeren, mit Dingeldey brachte er nicht die nötige Geduld auf und sein bevorzugter Partner Schubert, den ein gesundes Phlegma vor allen Aufregungen schützte, faulenzte im Krankenhaus, wie Born regelmäßig schimpfte. Permanenter Krieg herrschte zwischen Born und Hertha Wassmuth, ihrer Dienstzimmerkommandantin, die in dreißig Jahren so viele Kommissare hatte kommen und gehen sehen, dass der Grauhaarigen niemand mehr imponierte, geschweige denn Furcht einjagte. Tüchtig und zuverlässig war sie, das erkannten alle an, und Rogge schmunzelte oft bei dem Gedanken, sie habe von allen Kollegen am besten gelernt, sich durch Bärbeißigkeit unnütze Arbeit vom Halse zu halten. Anerkanntermaßen kochte sie den besten Kommissariatskaffee des Präsidiums und ihre Technik, für die Kaffeekasse zu sammeln, streifte oft den Tatbestand der Nötigung.
Die laufenden Fälle waren schnell besprochen, man konnte über Kirchbauer denken, was man wollte, sein Geschäft verstand er und Rogge saß deshalb schweigend auf der Fensterbank und hörte nur mit halbem Ohr zu, bis Kili ihn direkt anflachste: »Im Hause schleicht das Gerücht umher, du würdest den Leibwächter für eine schöne Frau spielen.«
»Simon hat mir diese Inge Weber aufs Auge gedrückt.«
»Ach nee! Will er Grem eins überbraten?«
»Möglich.«
»Was ist denn mit der Weber wirklich los? Simuliert sie?«
»Nein, das glaube ich nicht.« Dabei schüttelte Rogge unmerklich den Kopf, damit Kili seine nächste Frage verschluckte, die ihm auf der Zunge lag. »Ich habe auch schon eine Idee und werde in den nächsten Tagen was nachprüfen.«
»Das hört sich an, als würdest du dich ausklinken,«
»Ja, das habe ich vor. Im Augenblick braucht ihr mich nicht und für den Fall, dass es eng wird, hinterlasse ich bei Hertha, wo ihr mich finden könnt.«
Kili wollte noch etwas sagen, aber Rogge blinzelte ihm zu und sein Adlatus kapierte, drehte sich zu Petra um und schmeichelte: »Was meinst du - haben wir auch eine Idee, die wir mal überprüfen müssen?«
Dingeldey knurrte, Erika Scholz seufzte und Petra kicherte: »Sicher, Kili, du könntest mein Auto waschen.«
»Das ist keine Idee, das ist eine Schnapsidee.«
»Du weißt doch, dass ich nur Wein trinke.«
»Wein trinken und Wasser predigen!« Kili schüttelte empört den Kopf, von Borns finsterer Miene nicht die Spur beeindruckt. Eines Tages würden die beiden gewaltig zusammenrasseln, Kili hielt Bello für einen aufgeblasenen Westentaschendiktator und Born hasste die Unabhängigkeit eines Mannes, der auf jede Hierarchie pfiff.
»Okay, das war’s dann, einen schönen Abend noch.« Wie immer hatte Kirchbauer genau zum richtigen Zeitpunkt eingegriffen, aber Rogge überlegte auf dem Weg in sein Zimmer, warum ihm diese Fähigkeit seines Stellvertreters so unsympathisch war.
Simon saß noch an seinem Schreibtisch: »Klar, kommen Sie hoch.«
Das Gespräch verlief nicht so, wie Rogge sich das vorgestellt hatte, Simon weigerte sich, seine Entscheidung anders oder ausführlicher zu begründen als heute Vormittag.
»Ich will den Fall vom Tisch haben.«
»Streng genommen ist es nicht einmal ein Fall, Herr Simon«, belehrte der Hauptkommissar seinen Vorgesetzten geduldig. »Es fehlt ein hinreichender Verdacht, um überhaupt eine Ermittlung aufzunehmen.«
»So kann man das sehen«, stimmte Simon mit unbewegtem Gesicht zu. Als Pokerspieler müsste er reich werden.
»Hat es mit Miriam Schönborn zu tun?«
»Nein.« Simon bestritt es so ruhig, dass Rogge ihn zweifelnd anschaute. »Ich weiß, dass wir uns damals nicht mit Ruhm bekleckert haben, und diesen Staatsanwalt Jagenow könnte ich heute noch erwürgen.«
»Ich habe heute mit Inge Weber gesprochen, aber den Namen Miriam Schönborn nicht erwähnt.«
»Völlig richtig, Herr Rogge. Mein Wort darauf, dass ich Schönborn nicht behelligen will. Miriam war eine schöne Frau, ein seltenes Talent, aber ich habe mir von vielen Leuten, die sie privat kannten, immer wieder versichern lassen, dass sie in ihrem Haus sterben wollte. Allein, ohne Zeugen, nicht in einem Krankenhaus. Und Schönborn hat von Anfang an zugegeben, dass er sich das Morphium illegal besorgt hat.«
»Sie war schön, begabt und reich, Herr Simon.«
»Auch solche Menschen erkranken an Krebs.«
Im Grunde stimmte Kogge Simon ja zu. Miriam Andersen hatte eine kometenhafte Karriere hinter sich, als sie Schönborn kennen lernte. Eine Altistin, der alle Kritiker vorhergesagt hatten, sie werde den Sprung an die Scala oder die Met mit Leichtigkeit schaffen. Dann heiratete sie diesen windigen Immobilienmakler, der so schnell viel Geld gescheffelt hatte, dass sich der Verdacht unsauberer Geschäfte einfach aufdrängte. Von einem Tag auf den anderen verzichtete Miriam Schönborn auf die Bühne, um nur noch Hausfrau zu sein, und sechs Monate nach der Hochzeit verließ sie die Villa in Steinfurth nicht mehr. Keine Erklärung, keine Begründung, nichts; die Zeitungen überschlugen sich. Ein Jahr später schlief sie auf ihrem Lieblingsplatz im Garten ein, einem Rondell mit einem kleinen Springbrunnen, das ringsum von dichten Ligusterhecken umgeben war. Erst nach ihrem Tod wurde bekannt, dass sie unheilbar krebskrank gewesen war, die letzten Monate hatte sie nur mit Morphium überstanden, das Schönborn bei Dealern besorgt hatte. Aus ihrem elterlichen Erbe hinterließ sie Schönborn mehr als sechs Millionen Mark, und als das große Gemunkel anhob, nur dank dieses Geldes sei Schönborn am Bankrott vorbeigeschlittert, leitete Staatsanwalt Jagenow ein Ermittlungsverfahren ein.
»Aber seltsam ist es schon«, fand Rogge nachdenklich.
»Wie meinen Sie das?«
»Schönborns