Extra Krimi Paket Sommer 2021. A. F. Morland

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Extra Krimi Paket Sommer 2021 - A. F. Morland

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aus alten sowjetischen Beständen, vielleicht zerlegt und als technisches Material deklariert; eigentlich unverständlich, warum Eschenbach sie hier in Bremerhaven Zwischenlagern wollte. Es sei denn, die Zünder wurden umgerüstet - dazu würden die Federn und Teleskopstifte passen, die er aus Tschechien bezogen hatte.

      Ungeduldig wartete Gönter in seinem Hotelzimmer, bis Kreutzer anrief und im vereinbarten Code meldete: »Wir sind auf Öl gestoßen.«

      »Dann bohrt mal schön vorsichtig weiter«, empfahl Gönter heiter. Es traf sich gut, jetzt erreichte er ohne Hast noch die letzte Maschine nach Köln. Eschenbach würde sich nicht herausreden können, damit hatten sie ein Glied aus der Kette herausgesprengt, und mit den Zündern konnten sie ihn legal wegen der in Rotterdam aufgespürten Chemikalien, mit denen sich Sprengsätze herstellen ließen, unter Druck setzen. Hoffentlich! Denn seit ihre Quelle versiegt war, fehlten ihnen Tipps und der Gegner lernte dazu. Wer telefonierte oder faxte noch, seit es Internet und E-Mail gab? Weinert würde fluchen, wenn er erfuhr, dass Zoll und BND eng zusammenarbeiteten und den Verfassungsschutz von dieser Aktion ausschlossen. Selbst vom Mailen machten die Burschen immer weniger Gebrauch, sie verließen sich auf mündliche Absprachen, weil sich alle aus diesem oder über diesen Verein kannten. Vorgestern hatten sie in Frankfurt am Flughafen einen Kurier aus Athen gefasst, der in seinem Koffer 500.000 Dollar transportiert und ihnen allen Ernstes versichert hatte, er wüsste nicht, für wen das Geld bestimmt sei; sein Auftrag lautete, mit dem Koffer so langsam, dass man ihn verfolgen konnte, in ein x-beliebiges Hotel zu gehen, dort zwischen 18 und 22 Uhr sein Zimmer nicht zu betreten und mit einem anderen Koffer am nächsten Morgen abzureisen. Es klang abenteuerlich, aber leider sehr wahrscheinlich.

      Die kleine Turbo-Prop-Maschine schaukelte und tanzte. Viele Jahre war Gönter selbst geflogen, seine CPL war noch gültig, aber im Amt sah man es nicht gerne, wenn er sich an den Knüppel setzte. Wenn er in der Kabine hockte, flog er mit dem Arsch mit, Turbulenzen störten ihn nicht, sein Magen hatte sich daran gewöhnt; Jets mit ihren Reisehöhen über dem Wetter lagen ihm zu ruhig in der Luft.

      Also würden sie ihr Computersystem mit ein paar neuen Einzelheiten füttern können. Die Kolotai gehörte der Baltic Eastern Transports und an der russischen Reederei waren Harald Lanckenbroick und Klaus Ochtenhoff beteiligt, die sie von anderen krummen Geschäften schon kannten, aber leider noch nie vor Gericht hatten überführen können. Darauf - und nur darauf - kam es an.

      Dass Ellwein gerne internationale Ringe, sozusagen Mafia im Frack, aufdecken würde, verstand Gönter zwar, aber in Wahrheit interessierte es ihn nicht. Darüber sollten sich seine Vorgesetzten den Kopf zerbrechen, er brauchte handfeste Tipps und Hinweise auf illegale Importe und Exporte. Handfeste, brauchbare und vor allem richtige Tipps. Was nutzte ihm Agentengeschwätz, der Irak habe sich mit Indonesien zusammengetan, um über Singapur elektronisches Material aus Japan zu beziehen? Sobald die Ware in Deutschland zwischenlandete, wurde sie lohnend. Nur dann!

      Offiziell war er zwar zur loyalen Kooperation mit den Diensten vergattert worden, aber bei den monatlichen Berichten, die er im Amt abstattete, registrierte er seit Jahresanfang spürbare Zurückhaltung. Und mit Weinert, der hinter jedem Baum einen Verfassungsschädling witterte, kam er inzwischen überhaupt nicht mehr klar. Das grenzte doch mittlerweile an Paranoia! Diesen Eschenbach in aller Öffentlichkeit als Waffenschieber vorgeführt, mit Hilfe der Presse und des Fernsehens und der äußerst hilfreichen Kollegen von der Steuerfahndung, bewirkte mehr Abschreckung als komplizierte Überwachungen, deren Ergebnisse sich in Nebel auflösten. Deshalb hatte Gönter auch verschwiegen, dass Eschenbach einen obskuren politischen Studienkreis finanzierte. Denn Weinerts Tölpel kriegten es in ihrem Übereifer fertig, daraufhin einen so schönen Fang wie heute zu vermasseln, weil sie das Wild vergrämten.

      In seiner Wohnung fand Gönter ein Fax mit zwei Wörtern vor: Weinert kocht. Kein Absender.

      Gönter faxte an Ellwein zurück. Nicht zu viel Salz in die Suppe.

      Freitag, 15. September

      Angi - also Angela oder Angelika, die Wirtin - war noch bleicher als an den Tagen zuvor. Ihre Hände zitterten, sie hatte wenig oder schlecht geschlafen. Nach der kurzen Szene, in der Olli seine Frau gestern Abend verscheucht hatte wie ein lästiges Insekt, glaubte Rogge Gertruds Andeutung unbesehen, dass die Ehe nicht funktionierte, und überlegte müßig, warum diese Frau einen solchen Rüpel geheiratet hatte.

      Zwar schien die Sonne unverändert, aber es war kühler geworden und am Nachmittag zogen Wolken auf. Schloss Falkenberg enttäuschte ihn, die zehn Mark Eintritt fand Rogge ausgesprochen happig und die Führerin mit Nickelbrille und schmalen Lippen leierte ihren Sermon herunter, als hasse sie alle Touristen und speziell Schlossbesichtiger. Mit dem Bus fuhr er nach Herlingen und ging ins Revier.

      Wibbeke bot wieder Kaffee an: »Sie sehen besser aus, Herr Kollege.«

      Dass er sich auch besser fühlte, wollte Rogge nicht zugeben. »Herr Wibbeke, erzählen Sie mir etwas über den Wirt und die Wirtin des Bären?«

      »Ach du meine Güte.« Der Oberkommissar raufte sich die Haare. »Da sind Sie gleich über das große Drama des Dorfes gestolpert.«

      »Tja, wofür hat man eine Spürnase.«

      »Ja, ja. Also. Angelikas Eltern gehörte der Bär. An sich ein nettes Ehepaar, ordentlich, zuverlässig, fleißig, aber irgendwie keine Wirte. Ich hab mich da auch nie wohl gefühlt und heute glaube ich auch zu wissen, warum, die beiden Vogts schämten sich ihres Berufs.«

      »Weil sie was Besseres sein wollten?«

      »Nein, nein, sie waren nicht hochmütig, aber irgendwie immer auf Abwehr. Und dann so schrecklich bemüht, das nicht merken zu lassen: Gefällt es Ihnen, geht es Ihnen gut, was können wir für Sie tun - also, es passte einfach nicht zu einer Dorfkneipe.«

      »Und Tochter Angelika sollte auf keinen Fall Wirtin werden.«

      »Genau so. Na ja, der Mensch denkt, der Trieb lenkt, die schöne Angi wurde schwanger.«

      »Sagen Sie bloß, von diesem Bierfass Olli.«

      »Ach was, doch nicht von dem. Den Vater - also: den Erzeuger - hat Angi eisern verschwiegen. Aber nun war was unterwegs, die Schande, so galt das noch auf dem Dorf, war kaum noch aufzuhalten, und der alte Vogt verheiratete sein einziges Kind mit Anton Lohse.«

      »Genannt Olli.«

      »Ein ziemlicher Tunichtgut. Aber was soll ich Ihnen sagen: Mit dem Bären geht’s seitdem aufwärts. Olli verkörpert alles, was ein Wirt nicht sein soll, er ist mürrisch und unfreundlich und grob, aber der Laden läuft, und ich denke mir, der alte Vogt hat Ollis Wirtsqualitäten erkannt.«

      »Was ist aus dem Kind geworden?«

      »Tot. Überfahren vor - ich glaube, vier Jahren.« Wibbeke fluchte leise und sehr unfein. »Fahrerflucht.«

      »Wie hat es Angi aufgenommen?«

      »Sie schweigt seitdem. Und Olli ist richtig aufgeblüht, seit ihm der Bastard nicht mehr jeden Tag über die Füße stolpert.«

      Rogge nickte und spielte mit seiner Zigarette, bevor er seufzend über die Hürde sprang: »Herr Kollege, ich wohne im Bären. In einem kleinen Gästehausanbau im Garten, acht Zimmer und alle modern eingerichtet, mit Telefon, Fernseher, Bad. Wie hat Olli das finanziert? Doch nicht mit dem Ertrag aus dem Bären.«

      »Wahrscheinlich nicht. Ich vermute mal, mit Angis Mitgift. Den Vogts gehörte ziemlich viel Land, das sie verpachtet hatten, und das hat Olli Stück

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