Extra Krimi Paket Sommer 2021. A. F. Morland
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Читать онлайн книгу Extra Krimi Paket Sommer 2021 - A. F. Morland страница 30
»Hoffentlich!«, versetzte sie spitz. Gertrud hüstelte nervös und ihr zu Gefallen meinte Rogge bedächtig: »Warum nicht? Meine Bekannte hat sich auch durchgebissen, allerdings war und blieb das größte Problem für sie die Direktvermarktung.«
»Für uns auch«, gab Thelen zu, vielleicht nur erleichtert, dass er einen uralten Streit mit seiner Freundin in Gegenwart eines Fremden nicht aufwärmen musste.
»Mein Eindruck ist, dass die Ökologen eine Menge vom Anbau verstehen, zu lang aber zu stolz waren - oder zu große Individualisten -, um eine ertragreiche Vermarktungsorganisation aufzubauen. Haben Sie denn einen festen Großabnehmer?«
»Einen. Ein Golfhotel.« Thelen verzog das Gesicht und Rogge erlaubte sich zum ersten Mal etwas Spott: »Wissen Sie, es gibt den schönen Spruch: Wenn du sie nicht unterkriegen kannst, verbünde dich mit ihnen.«
Darauf seufzte Thelen schwer und Gertrud kicherte: »Jo will den Bären beliefern, weigert sich aber, einmal eine Preiskalkulation für unsere Speisekarte zu machen. Wir müssen schließlich auch leben.«
»Olli schwimmt doch auf Bier.«
»Klar, mit dem Essen kämen wir nicht über die Runden.«
»Ihr müsstet ja nicht sofort alles umstellen ...« Auch dieser Streit schien nicht neu zu sein, Gertrud wehrte sich gelassen und nach einiger Zeit tauschte Rogge einen amüsierten Blick mit Monika. Sie tat zwar so, als langweile sie dieser Disput, aber den Stolz auf ihren Freund konnte sie nicht verhehlen. Ihre Nervosität hatte sich gelegt und Rogge würde sich hüten, von sich aus das Thema Vergewaltigung anzuschneiden.
»Wenn Sie gestatten, würde ich Sie alle zu einer Runde einladen. Gertrud, Sie auch.«
Gertrud, so stellte sich heraus, mochte keinen Alkohol, die beiden anderen nahmen wie er noch ein Bier, und als Gertrud zum Tresen lief, wachten alle Durstigen auf und bestellten Nachschub.
Zu Rogges Verblüffung nutzte Thelen die Gelegenheit, ihn direkt zu fragen: »Gertrud hat uns erzählt, dass Sie bei der Kripo sind.«
»Ja.«
»Sind Sie eigentlich dienstlich hier?«
»Halb und halb.« Antworten musste er und lügen wollte er nicht. »Sie lesen doch Zeitung?«
»Na klar.«
Vor dem nächsten Satz wurde Rogge unterbrochen, eine junge Frau betrat den Bären und Rogge hielt unwillkürlich die Luft an. Die Verkäuferin aus dem Supermarkt, die er oben auf der Feltenwiese bei ihrem Nebenerwerb beobachtet hatte. Auch Thelen und Monika Ziegler ließen sich ablenken und schauten zu ihr hin; sie warf den Kopf in den Nacken und setzte sich zu dem Hinkenden, zu Benno Brockes, der aus seinem Bierdunst auftauchte und sie abschätzig musterte.
»Wer ist denn das?«, fragte Rogge leise und Monika Ziegler antwortete ebenfalls unterdrückt: »Sie heißt Andrea Wirksen.«
»Sie arbeitet hier im Supermarkt, nicht wahr?«
»Ja.«
Benno runzelte die Stirn, während Andrea sich an ihn drängte und ihm etwas zuflüsterte. Die beiden Betrunkenen neben dem Paar hatten das Interesse an Andrea Wirksen schon wieder verloren und vertieften sich erneut in ihren sinn- und ziellosen Streit.
»Was trinkst du, Andrea?«, rief Gertrud, mit dem Zapfen beschäftigt.
»Auch ein Bier.«
Rogge hätte das Paar gern weiter beobachtet, Andrea schien ziemlich gereizt auf Benno einzureden oder ihm Vorwürfe zu machen, der Riese verzog verächtlich den Mund; was er hörte, gefiel ihm nicht, doch sie schien entschlossen, sich nicht unterbrechen zu lassen. Ob sie gerade erzählte, was sie oben auf der Feltenwiese getrieben hatte? Leider räusperte sich in dem Moment Thelen, der für Andrea Wirksen so wenig Sympathie und Interesse aufbrachte wie für Benno Brockes, und Rogge musste sich notgedrungen wieder ihm zuwenden.
»Wo war ich ...? - Ach ja. Dann können Sie sich sicher an die Frau erinnern, die man auf dem Parkplatz gefunden hat.«
»Die ihr Gedächtnis verloren hatte?«
»Genau die. Wir wissen immer noch nicht, wer sie ist.«
»Und deswegen sind Sie hier?«
Scheinbar widerwillig nickte Rogge. »Warum ist sie gerade hier, auf diesem gottverlassenen Parkplatz, aus dem Auto gestoßen worden?«
Thelen spitzte überrascht die Lippen und Rogge blickte wie zufällig zu Monika Ziegler, die blass geworden war und sich erleichtert zu Gertrud umdrehte, die ein volles Tablett absetzte: »So, die letzte Runde, einverstanden?«
»Ich hab morgen frei«, sagte Thelen verwirrt.
»Müssen Sie nicht melken?«, erkundigte sich Rogge.
Thelen schüttelte stolz den Kopf: »Wir haben kein Milchvieh mehr. Nur noch Fleischrinder, in Robusthaltung.«
»Na, denn mal Prost.« Als sie die Gläser abstellten, kicherte Thelen unvermittelt: »So gottverlassen ist der Parkplatz gar nicht.«
»Wie meinen Sie das?«
»Sind Sie mal da oben gewesen?«
»Natürlich.«
»Man kann von dem Parkplatz aus in den Wald fahren und da laufen merkwürdige Dinge ab. Manchmal wenigstens.«
»Ja?« Ein höfliches Desinteresse, Thelen reagierte gekränkt, die guten alten Verhörtricks funktionierten doch immer wieder.
»Vor allem, wenn es dunkel ist«, beteuerte er.
»Liebe findet überall statt«, kommentierte Rogge trocken, doch damit forderte er Thelen endgültig heraus: »Keine Liebe, Herr Rogge. Ganz andere Dinge.«
»Da bin ich aber gespannt.«
»Freunde von mir haben zweimal einen Lieferwagen gesehen, der in dem Wald parkte. Und dann kam über die Wiese ein anderer Wagen, zwei Männer luden etwas um und der Lieferwagen fuhr wieder auf die Autobahn.«
»Nachts? Im Dunkeln?«, zweifelte Rogge höflich und Thelen nickte eifrig, als müsse er den Skeptiker überzeugen.
»Glauben Sie, das hat was zu bedeuten?«
»Sie nicht? Im Dunkeln ein- und ausladen?«
Mit der Antwort ließ sich Rogge Zeit: »Ich weiß nicht. Vielleicht. Aber eigentlich glaube ich eher an ein harmloses Treffen. In meinem Beruf erlebt man Dinge, die glaubt einem kein Mensch, die kann man gar nicht erfinden.«
Thelen wollte etwas einwenden, aber Monika legte ihm eine Hand auf den Arm.
»Ich will Ihnen mal eine Geschichte erzählen, die ich selbst erlebt habe. Eine Frau kommt auf ein Revier und meldet ihren Mann als vermisst ...« Mit der Geschichte von dem Zwillingsbruder hatte er schon mehrere Runden unterhalten, sie war auch mehr als kurios und unwahrscheinlich, erklärbar nur durch die Tage des Zusammenbruchs 1945. Eine Frau brachte auf der Flucht