Die Salbenmacherin und der Fluch des Teufels. Silvia Stolzenburg

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Salbenmacherin und der Fluch des Teufels - Silvia Stolzenburg страница 14

Die Salbenmacherin und der Fluch des Teufels - Silvia Stolzenburg

Скачать книгу

und verschwand in der gegenüberliegenden Kirche. Zweifelsohne, um eine Kerze für jedes Mitglied seiner Familie zu entzünden und Gott um Schonung für sie zu bitten.

      »Wir sollten eine Sitzung einberufen, um über die Maßnahmen zu entscheiden, die getroffen werden müssen«, hörte er einen der Männer sagen, die sich immer noch über die Seuche unterhielten. »Die Bürger müssen geschützt werden. Falls nötig, sollen die Leute in ihren Häusern bleiben und Räucherungen vornehmen, um die Miasmen zu vertreiben. Dieser Fluch wird bestimmt durch üble Dünste verbreitet.«

      »Wenn es ein Fluch ist, braucht es keine üblen Dünste, um Schaden anzurichten«, widersprach Markus Holzschuher.

      »Das haben sie auch bei der Pest gesagt«, brummte der, der neben ihm stand.

      »Ich werde jedenfalls meine Türschwelle mit Weihwasser bespritzen und dafür sorgen, dass einer der Pfaffen mein Haus mit Weihrauch segnet«, beschied Holzschuher.

      Als daraufhin mehrere Männer durcheinanderredeten, kehrte Götz der Gruppe den Rücken und verließ das Rathaus. Er überlegte einen Moment, bevor er sich in Richtung Flussufer aufmachte. Je länger er den Ring bei sich trug, desto größer war die Gefahr, dass man ihn entdeckte. Zielstrebig bahnte er sich einen Weg durch die vielen Menschen auf dem Marktplatz und erreichte schließlich den schmalen Pfad, der zum Henkerturm führte. Dahinter erhob sich eine Gruppe von alten Weiden, deren tief hängende Äste ausreichend Sichtschutz boten. Vorsichtig, um an der steilen Böschung nicht abzurutschen, kletterte Götz zum Ufer hinab und sah sich um. Außer einem Fischerkahn, der etwa einen Steinwurf flussabwärts vor sich hin dümpelte, war nichts zu sehen. Während sich sein Herzschlag erneut beschleunigte, holte er den Ring aus der Tasche und schleuderte ihn ohne zu zögern ins Wasser.

      Er versank in der Mitte des Flusses.

      Als ob er befürchtete, dass er wie durch Zauberhand zurück an die Oberfläche gelangen könnte, starrte Götz eine Weile auf die Stelle, an der er versunken war. Schließlich wandte er sich ab und kletterte zurück nach oben.

      »Das wäre erledigt«, murmelte er und spürte, wie sich Erleichterung in ihm ausbreitete. Der Beweis für Paumgartners Identität war beseitigt, ebenso die Angst, dass der Bau der neuen Straße das Grab zum Vorschein bringen könnte. Fast schien es, als ob sich doch wieder alles zum Guten wenden würde. Wenn bloß diese vermaledeite Seuche nicht wäre!

      Kapitel 14

      »Der Herr sagt, ich soll Euch fortschicken.« Die Magd, die Olivera und Matthäus die Tür geöffnet hatte, wich ihrem Blick aus und sah errötend zu Boden.

      Die Kirchturmuhr hatte gerade die volle Stunde geschlagen und bis zur Dämmerung war es nicht mehr lange. Seit Olivera dem Waisenknaben die Arzneien verabreicht hatte, war genug Zeit verstrichen, um festzustellen, dass es dem Jungen besser ging. Die Krämpfe hatten sich gelegt und die Schmerzen schienen abzuklingen. Ermutigt von dieser Entwicklung, hatte Olivera ihn ein weiteres Mal mit Rosenöl eingerieben und ihm zusätzlich einen Umschlag mit gestampftem Schierling bereitet.

      »Sag deinem Herrn, dass wir eine Arznei gefunden haben, die seiner Tochter das Leben retten kann«, trug Matthäus der Magd auf. »Wir müssen uns beeilen, sonst könnte es zu spät sein.«

      Die junge Frau trat unschlüssig von einem Fuß auf den anderen. »Aber er hat gesagt …«

      »Geh schon!«, fiel Matthäus ihr ins Wort. »Wenn wir Clara nicht helfen, stirbt sie!«

      Die Magd sah ihn erschrocken an. Dann nickte sie, lehnte die Tür an und verschwand.

      Wenig später näherten sich schwere Schritte. Martin Groß erschien auf der Schwelle und blickte mit düsterer Miene auf sie hinab. »Was wollt Ihr?«, fragte er unwirsch.

      »Es gibt vielleicht eine Arznei, die Eure Tochter retten kann«, erwiderte Matthäus.

      »Dafür ist es zu spät. Gott hat entschieden, meine Tochter von ihrem Leid zu erlösen.«

      »Ist sie …«

      »Es kann nicht mehr lange dauern. Der Priester ist bei ihr. Er hat ihr die Beichte abgenommen.«

      »Die Arznei wirkt. Ihr müsst uns zu ihr lassen!«, drängte Matthäus.

      »So wie Eure anderen Tränke und Diäten?«, fragte Groß bitter.

      »Einer der Insassen des Spitals zeigt deutliche Besserung.«

      »Für Clara kommt jede Hilfe zu spät.«

      »Wollt Ihr sie aufgeben?«, fragte Olivera fassungslos.

      »Ich will ihre Qualen nicht unnötig verlängern«, war die Antwort.

      »Aber sie kann womöglich gerettet werden!«, verlor Matthäus die Geduld. »Wenn Ihr uns nicht zu ihr lasst, seid Ihr für ihren Tod verantwortlich!«

      Die Augen des Ratsherrn verengten sich. »Ich wäre an Eurer Stelle vorsichtig mit solchen Äußerungen«, knurrte er. »Wer hat denn all diese nutzlosen Salben und Tränke an meinem Kind erprobt? Woher soll ich wissen, dass nicht Ihr verantwortlich seid für ihren Zustand?«

      Olivera traute ihren Ohren nicht. »Wollt Ihr dem Medicus die Schuld an der Seuche geben?«

      »Das habe ich nicht gesagt. Aber warum, denkt Ihr, bin ich zu Euch gekommen? Weil seine Kur nicht anschlägt!« Er zeigte auf Matthäus. »Woher sollte ich wissen, dass Eure Mittel genauso wenig Wirkung zeigen?«

      »Es ist eine kaum bekannte Krankheit«, entgegnete Olivera, um eine ruhige Stimme bemüht. »Ich habe in vielen Büchern nachschlagen müssen, um …«

      »Eure Bücher interessieren mich nicht!«, unterbrach Groß sie barsch. »Meine Tochter hat nie an einer Krankheit gelitten. Ein Dämon hatte Besitz von ihr ergriffen! Hätte der Priester ihn nicht ausgetrieben, könnte sie nicht in Frieden gehen. Ich lasse nicht zu, dass Ihr sie weiter mit Euren wertlosen Arzneien quält!«

      »Aber Ihr seid doch zu mir gekommen«, protestierte Olivera.

      »Ein Fehler, den ich ganz sicher nie wieder machen werde!« Mit diesen Worten ließ Groß sie stehen und schlug ihnen die Tür vor der Nase zu.

      »Ein Dämon?«, empörte sich Olivera. »Meint er das ernst?«

      Matthäus seufzte. »Das war zu erwarten«, sagte er. »Immer wenn sich eine Krankheit nicht erklären lässt, entstehen früher oder später solche Gerüchte.«

      »Aber das ist vollkommener Unsinn!«

      »Ich stimme dir zu. Clara wird das allerdings nicht das Leben retten.«

      »Wir können sie doch nicht einfach sterben lassen!« Olivera sah an der Front des Gebäudes empor.

      »Wir können nichts ausrichten.«

      »Aber …«

      »Geh nach Hause«, riet Matthäus. »Wenn der Junge im Spital sich weiterhin gut erholt, können wir wenigstens die anderen Kranken heilen.«

      Olivera spürte Wut in sich aufsteigen. Wieso ließ dieser verbohrte Patrizier sie nicht zu seiner Tochter? Wie konnte man nur so dumm sein? Selbst wenn die Krankheit schon zu weit fortgeschritten war,

Скачать книгу