Saarland-Connection. Greta R. Kuhn
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Saarland-Connection - Greta R. Kuhn страница 9
Achim klopfte ihm aufmunternd auf die Schultern, als könnte er seine Gedanken lesen.
»Du wirst sehen, wenn etwas Gras über die Sache gewachsen ist, werden sie deine Werke feiern. Und vielleicht können wir die Tragödie irgendwie für uns nutzen. Ich habe mir die ganze Nacht über eine passende Strategie den Kopf zerbrochen. Lass mich mal machen. Iss du erst einmal etwas, du siehst ziemlich blass aus. Wir müssen gleich zum Polizeipräsidium nach Saarbrücken und unsere Aussage machen. Da solltest du fit sein.«
Paulo nickte stumm und zerknüllte die Zeitungsseite in seiner Hand. Seine Gedanken kreisten immer wieder um diesen Mann, dessen Präsenz so gut in sein Werk gepasst hatte. Wie pervers diese Situation doch war.
»Weißt du, was ich mich frage?«, platzte er plötzlich unvermittelt heraus, sodass seinem Manager fast die mit Butter beschmierte Brötchenhälfte aus der Hand gefallen wäre.
»Ich frage mich, woher jemand wusste, wie und wo man in meiner Installation eine Leiche platzieren konnte. Wir haben doch wirklich versucht, alles geheim zu halten.«
Achim biss in sein Brötchen und nickte kauend. »Hm, da hast du recht. Das ist komisch. Das sollten wir gleich der Polizei mit auf den Weg geben. Die haben da sicher ihre eigenen Theorien.«
Auf dem Weg ins Präsidium hingen beide ihren Gedanken nach. Sie wurden von Veronika Hart und ihrem Kollegen Becker empfangen und in einen der Besprechungsräume geführt. Nachdem man ihnen mit einem entschuldigenden Lächeln zwei dünne Kaffees hingestellt hatte, ging die Befragung los.
Paulo sollte genau rekonstruieren, wann er sich wo wie lange aufgehalten und mit wem er gesprochen hatte. Er war nur noch genervt, denn mit so etwas wie Daten oder Uhrzeiten hielt er sich nicht gerne auf. Sein Körper bestimmte seinen Rhythmus und seine Kreativität, nicht die Uhr.
Zum Glück war Achim nicht nur sein Manager, sondern auch sein minutiöses Gedächtnis, und er übernahm das Frage-und-Antwort-Spiel mit den Polizisten für ihn. Diese notierten alles fleißig. Wie eintönig ihm das Ganze erschien.
Dann kam Achim auf seine Überlegung vom Frühstück zu sprechen. Beide Kommissare wurden hellhörig.
»Wer kannte denn Ihr Kunstwerk vor der Enthüllung? Gab es im Vorfeld schon Begehungen? Bilder im Internet? Haben Sie Ihre Ideen mit anderen geteilt?«, fragte ihn Kommissar Becker.
Was dachten die eigentlich, wie das Kunstgeschäft funktionierte? Dass alles von der Stange kam und man munter mit jedem darüber quatschen konnte?
»Selbstverständlich nicht. Ich habe mit niemandem darüber gesprochen. Achim kannte die Grundidee schon von Beginn an, aber die Umsetzung hat er auch erst vor ein paar Tagen zum ersten Mal gesehen, als er ins Saarland nachgekommen ist.«
»Und wie lange haben Sie daran gearbeitet? Vor Ort, meine ich«, fragte ihn die Kommissarin.
»Ich habe knapp zwei Wochen am Aufbau gesessen, der Raum war abgeschirmt vom Rest der Ausstellungsfläche, wo die anderen Exponate aufgebaut wurden. Die Monate davor habe ich die Bestandteile zusammengetragen, die Pflanzen gezüchtet und am Computer zahllose Skizzen gemacht, bevor ich mit der Konstruktion begonnen habe. Aber nichts davon sollte ins Internet gelangt sein, das wäre ja eine Katastrophe gewesen.«
»Verstehe, ist Ihnen sonst in der Zeit etwas Ungewöhnliches aufgefallen? Wer außer Ihnen hatte denn Zugang?«
»Ich weiß es nicht, wenn ich arbeite, können Sie neben mir jemanden umbringen, ich …« Paulo merkte, dass dies kein passendes Beispiel gewesen war. »Ich meine, ich bekomme nichts um mich herum mit, wenn ich im Aktionsmodus bin. Die Techniker waren da, um die Ausleuchtung und die Kameras anzubringen, aber dazu kann Ihnen vielleicht dieser Obertechniker, wie hieß er noch, dieser Jahnke mehr sagen. Ansonsten habe ich wirklich keine Ahnung, wer da noch bei den Vorbereitungen dabei war. Es gab immer wieder Besucher, aber wer …?«
»Okay, ich danke Ihnen. Wenn Ihnen noch etwas einfällt, dann melden Sie sich bitte. Und es wäre klasse, wenn Sie ein paar Tage in der Nähe bleiben könnten, falls wir noch Fragen haben.«
18.
Herrlich, sogar die überregionale Presse hatte den Leichenfund aufgenommen. Vor ihm lagen aufgeklappt die FAZ, die Süddeutsche sowie die Saarbrücker Zeitung und er las mit Spannung, was die Journalisten an ersten Ideen zusammengetragen hatten. Neben den Fakten war das zunächst einmal nicht viel. Ein Foto war nicht abgedruckt worden, nur wilde Beschreibungen von Augenzeugen. Er war schon sehr gespannt auf die Aussagen der Polizei. Es würde sicher bald eine Pressekonferenz geben. Er wollte zu gerne wissen, ob sie den Köder schon geschluckt und seine Nachricht verstanden hatten.
Dann hätte er den Stein ins Rollen gebracht und die anderen würden das Ganze nur noch beschleunigen. Langsam lehnte er sich in seinem Bürostuhl zurück. Heute war ein guter Tag, das spürte er.
Er hatte seine Bestimmung gefunden. Seine Aufgabe würde es sein aufzuräumen. Er war bereit.
19.
»Okay, Leute. Was haben wir?«
Veronika kam gerade von dem Gespräch mit der Ehefrau des Opfers, Leonie Hartmann, zurück. Die junge Frau stand immer noch unter Schock. Sie hatte kaum Angaben zu den Geschäftsbeziehungen ihres Mannes machen können noch zu irgendwelchen Personen, mit denen er im Clinch lag.
»Mein Mann hat mich aus dem Geschäft herausgehalten, ich kenne mich da auch wirklich nicht gut aus. Ich bin eigentlich Dermatologin, arbeite aber seit Pollys Geburt nicht mehr. Die Baubranche ist für mich ein Buch mit sieben Siegeln. Alleine diese komplizierten Ausschreibungen und Antragsverfahren«, hatte sie erzählt. Sie hatte Veronika dann doch noch ein paar Namen genannt von Personen, die ihr sicherlich mehr darüber berichten könnten. Darunter war die erste Frau von Herrn Hartmann, die immer noch in seiner Firma angestellt war und die Finanzen des Unternehmens verwaltete.
Veronika schrieb die Namen auf das Whiteboard und teilte sie mit einem kurzen Pfeil den Teams für die Befragungen zu. Weissmann und Meyer kamen herein. Sie hatten Gerrit Jahnke befragt. Becker wedelte mit einigen dicht beschriebenen Ausdrucken des vorläufigen Obduktionsberichts. Thiel hatte offensichtlich wieder die Nacht durchgearbeitet. Veronika berichtete kurz von ihrer Unterredung und bat dann die anderen um deren Ergebnisse.
»Jahnke wird uns eine Liste erstellen lassen mit allen Mitarbeitern, Handwerkern und Besuchern, die in den vergangenen Wochen in den Räumlichkeiten ein und aus gegangen sind. Er schätzt, dass er da auf mehrere Dutzend kommt«, erläuterte Sylvia Meyer. »Er hat auch bestätigt, dass Pausini am Vorabend der Eröffnung gegen 0.30 Uhr die Halle verlassen hat. Er wusste es noch so genau, weil sich der Schließdienst deshalb bei ihm beschwert hat. Die Putzkolonne ist dann wohl gegen neun Uhr morgens angetreten, den Angestellten sei aber nichts Spezielles aufgefallen, sagt er. Er hat wohl heute früh gleich noch mit deren Vorgesetzten telefoniert. Die Mitarbeiter sollten wir aber dennoch noch mal einzeln befragen, sicher ist sicher.«
»Gut, bleibt da bitte dran. Sven, haben wir schon eine Einschätzung zum Todeszeitpunkt? Und der Todesursache?«
»Ja, Thiel hat mal wieder Gas gegeben. Also, den Totenflecken und der Leichenstarre nach zu urteilen,