Die Lola-Montez-Story. Heinz Gebhardt

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Die Lola-Montez-Story - Heinz Gebhardt

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König Ludwig I. im Krönungsornat, Gemälde von Joseph Stieler, 1826

      Der »erotische Sonderling«, wie Leo von Klenze seine Majestät nannte, verstand die Welt nicht mehr. Zu Freiherrn von der Tann sagte er: »Es sei ihm unbegreiflich, wie man ihm aus seinem Liebesverhältnis zu Lola solch ein Verbrechen machen könne, da es doch das fünfzigste sei, und da man deren 49 geduldet habe, ohne Etwas dagegen zu sagen.« Die Biografien der Vorgängerinnen lesen sich aber auch anders als die der Lola Montez, die »nicht einmal einen Taufschein beibringen konnte«, wie sich Klenze aufregte. Den bayerischen Behörden war bekannt, dass sie unter mehreren Identitäten reiste und nicht einmal der Name Lola Montez stimmen konnte, weder Pass noch Ausweis besaß, in fast jeder von ihr besuchten Stadt Schwierigkeiten mit der Polizei hatte und in Berlin sogar ein Haftbefehl auf sie ausgestellt war. Man stelle sich vor, ein bayerischer Ministerpräsident, verheiratet, Vater und Großvater von acht Kindern und fünf Enkeln, Katholik wie König Ludwig I., würde heute ein 35 Jahre jüngeres Playgirl als seine neue Freundin präsentieren mit ähnlicher Vorgeschichte, ohne Ausweis, ohne nachvollziehbare Identität, würde ihr per Befehl die Staatsbürgerschaft erteilen und wie Ludwig I. die Machtfrage stellen: Die widerspenstigen Minister werden entlassen, durch gefügige »Lola-Minister« ersetzt und sein G’spusi hat per Königs-Dekret das Bürgerrecht. Die Erhebung in den Adelsstand, um Lola gesellschaftsfähig zu machen, verlief nach dem gleichen Muster: Minister Maurer und sein Sohn wurden für seine Unterschrift reichlich belohnt und Lola hieß ab sofort Gräfin von Landsfeld. »Ich war nicht mehr Tänzerin, ich war Gräfin«, schrieb Lola in ihren Memoiren. »Ich hatte ein Palais, eine Equipage, Bedienstete, Silberzeug und Geld, so viel ich wollte.« Lola war am Ziel.

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       Lola Montez, vom Hofmaler Joseph Stieler für die Schönheitengalerie gemalt

      Doch mit der Erhebung in den Adelsstand erreichte der König bei bürgerlichen wie adligen Schichten das Gegenteil von dem, was er sich erhoffte: Lola wurde noch stärker von der Gesellschaft gemieden, isoliert und abgelehnt. Ihre Eskapaden, ihre rotzfrechen Auftritte, Schlägereien und Intrigen, die alle von ihrem Lover geduldet und gedeckt wurden, ließ man noch wütend über sich ergehen, als aber als Bestrafung für Lola-kritische Demonstrationen tausende Studenten das Studium beenden mussten und für ein Jahr die Universität geschlossen wurde, war das Fass übergelaufen. Dazu kamen die Forderungen der Bürger nach Abschaffung der Zensur, Einrichtung von Geschworenengerichten, Vereidigung des Heeres auf die Verfassung, Änderung der Landtagswahlordnung und Reform des Polizeigesetzes. Als in dieser aufgeheizten Stimmung am 11. Februar 1848 Lolas Palais in der Barer Straße von tausenden Studenten und Bürgern gestürmt wurde, musste Lola aus München fliehen: König Ludwigs Autorität und Ansehen in der Bevölkerung war auf dem tiefsten Stand seiner Regentschaft, wie der preußische Gesandte Albrecht Graf von Bernstorff (1809–1873) nach Berlin berichtete: »Der König ist vollständig aller Achtung, aller Autorität, alles Vertrauens bei seinem Volke entblößt. Er wird allgemein für ganz oder halb wahnsinnig angesehen und es bedürfte nur des geringsten Anstoßes, um ihn zu entthronen. Der König ist jeder vernünftigen und ernsten Betrachtung unzugänglich und lebt in einem vollkommenen Traum, denkt und schreibt fortwährend an seine verjagte Geliebte und beschäftigt sich mit Gedanken der Wiedervereinigung.«

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       Der preußische Gesandte Albrecht Graf von Bernstorff

      Um den Unruhen Herr zu werden forderten hohe Militärs den Einsatz der Waffen, um die Revolutionäre wie in andern Ländern blutig zu bekämpfen. Um dem befürchteten Militärschlag des Fürsten Wrede zuvorzukommen, stürmten aber die Münchner das Zeughaus. In letzter Sekunde trat ihnen auf dem Promenadeplatz Ludwigs jüngerer Bruder Prinz Karl entgegen und meldete, dass König Ludwig I. bereit sei, die Ständeversammlung einzuberufen und die »Märzforderungen« zu erfüllen. Was niemand wußte, war der wahre Grund für den Sinneswandel des Königs; wenn er nämlich auf die Krone verzichtet und abdankt, könnte ihm als pensionierten König niemand mehr verbieten, wieder mit Lola ins Bett zu gehen, was auch sein Vertrauter Klenze wusste: »Wie schon gesagt, entsagte er diesem Throne einzig und allein in der Hoffnung, zukünftig unangefochten in Lolas Liebe schwelgen und leben zu können.« So legte König Ludwig I. am 19. März 1848 die Krone nieder und verzichtete zugunsten seines Sohnes Maximilian auf den Thron. An Lola schrieb er: »Ich habe auf die Krone verzichten können, aber nicht auf meine geliebte Lolitta. Ohne meine Abdankung weiß ich nicht, wann ich mit Dir, meine geliebte Lolitta, hätte sein können. Mein Plan ist, Mitte April zu Dir nach Vevey zu kommen um dort in Deine Arme zu fallen und einige Zeit mit Dir zu leben.«

      Man kann die Geschichte drehen und wenden wie man will: Dass die Revolution von 1848 von allen anderen Ländern einzig in Bayern unblutig und friedlich über die Bühne ging, ist das Verdienst von Lola Montez! Ohne Lola wäre König Ludwig I. in seinen absolutistischen Vorstellungen seiner Königswürde nie auf die Idee gekommen abzudanken und hätte, wie seine Militärs es forderten, die revolutionären Umtriebe mit Waffengewalt blutig niedergeschlagen. Ludwig lebte aber in der Illusion, als abgedankter König ungehindert wieder in die Arme und ins Bett seiner Lola zurückkehren zu können: »Ohne meine Abdankung weiß ich nicht, wann ich mit Dir, meine geliebte Lolitta, hätte sein können.« Dass Ludwig und Lola sich trotzdem nie wieder im Leben begegneten, ist ein anderer Teil der Geschichte von Sex, Macht und Geld: Erst nachdem Lola sich 1849 einen neuen Millionär geangelt hatte und mit dem 21-jährigen George Trafford Heald in Paris in Saus und Braus ihr gewohntes Luxusleben führte, war für Ludwig jede Hoffnung auf eine »Wiedervereinigung« endgültig zerstört: Er stellte 1850 seine regelmäßigen Zahlungen an Lola ein und schrieb ihr nie wieder einen Brief. Leo von Klenze: »Mit Händeringen sagte er jüngst dem Maler Stieler: Welch ein Unglück, dass gerade ich an solch ein Weibsbild geraten musste! Während sie mir Liebe heuchelte, wollte sie nur Geld von mir; sie hat mich um zwei kostbare Dinge gebracht: um eine poetische Illusion und um meinen Thron!«

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       Brief von König Ludwig I. an Lola Montez vom 21. März 1848 mit der Nachricht seiner Abdankung (Bayerische Staatsbibliothek)

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       Historische Darstellung der blutig verlaufenden Märzrevolution in Berlin 1848

      Wer war Lola Montez?

       Die »spanische Tänzerin« wurde in Irland geboren

      »Ich zähle jetzt 27 Jahre. Mein Vaterland ist Spanien. Ich bin im Jahre 1823 zu Sevilla, der Hauptstadt Andalusiens, geboren, welches das Land der Serenaden und der Balkone ist, der Troubadours und der Romanzen«, schrieb Lola Montez in ihren Memoiren über sich selbst, aber nichts davon ist wahr: Denn im Leben der Lola Montez vermischen sich Wahrheit und Märchen, Täuschung und Wirklichkeit oft bis zur Unkenntlichkeit. Vielleicht musste das so sein, denn ihr nur 39 Jahre dauerndes Leben verlief so hektisch, so atemberaubend schnell wie kaum ein anderes in ihrer Zeit in der Mitte des 19. Jahrhunderts: »Vom ersten Tag meiner Geburt bis auf

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