Die Lola-Montez-Story. Heinz Gebhardt
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Lola Montez traf im Hotel Bayerischen Hof auf den ihr aus Paris bekannten reichen Studenten Heinrich von Maltzan. Der spätere Mekka-Reisende erreichte durch seinen bei Hof als Major der Kavallerie und Kammerherr beschäftigten Vater die erste Audienz von Lola Montez bei König Ludwig I.
»Aber ich gehöre nicht zu den Frauen, welche von ihrem Eifer für einen Vorsatz ablassen, sobald sich ihnen ein ernstliches Hindernis in den Weg stellt«, schrieb sie in ihren Memoiren. »Gänzlich unbekannt, vom deutschen Journalismus fast ignoriert, kam mir die unter solchen Umständen gewiss natürliche Idee, mich direkt an den König zu wenden. Ich schrieb also an Sr. Majestät und bat um Audienz, und sie wurde mir zu Teil.« Drei Tage später, am 8. Oktober stand Lola vor König Ludwig I. Dass sie so schnell bei einer Audienz berücksichtigt wurde, ist vermutlich der Vermittlung eines gewissen Heinrich von Maltzan (1826–1874) zu verdanken, einem reichen Studenten, den Lola in Paris kennengelernt hatte und der ebenfalls im Bayerischen Hof wohnte, und dessen einflussreicher Vater kgl. bayerischer Kammerherr und Major der Kavallerie war. Ab jetzt wird es schwer, Legenden von wirklichen Ereignissen zu unterscheiden und manche Geschichten wurden in den verschiedensten Versionen überliefert, alle glaubhaft echt, alles wahr!
Fiel Lola vor König Ludwig I. in Ohnmacht?
Nach einer Aufzeichnung des Kunstsammlers Sulpiz Boisserée (1783–1854) fiel Lola schon bei Beginn der Audienz in Ohnmacht, weil sie vom König in ihrer angeblichen Muttersprache Spanisch angesprochen wurde, was Boisserée vom Leibarzt des Königs Dr. Feder vertraulich erfahren hatte. Über diese Begrüßung auf Spanisch »fiel sie in Ohnmacht, der Herr half der Armen gleich dass sie Luft bekam, und als sie sich erholte, fragte sie: wo bin ich? Ach, ich glaubte, da ich die Töne meiner Muttersprache hörte, in meinem Vaterland zu sein.« In Lolas Memoiren von Ohnmachtsanfall dagegen keine Spur: »Sr. Majestät sprachen mit mir mit der größten Leutseligkeit und fragten mich nach meiner Herkunft und ich nahm keinen Anstand zu versetzen: Sire, ich bin von spanischem Geblüt, und an meiner Wiege wurde es mir nicht vorgesungen, dass ich dereinst als Ballettänzerin fast ganz Europa durchirren sollte, ich würde lügen, wollte ich sagen, durchtanzen. ... Habe ich doch erfahren, dass das Leben einer Tänzerin mehr über Dornen als über Rosen führt.« Und um ihre spanische Herkunft zu untermauern: »Überhaupt, die Spanier! Nach meiner Ansicht, Sire, müsste Spanien weniger bigott und mehr wahrhaft fromm, mehr liberal und mehr verständig sein.« »Ach ja, sagte der König ein wenig bitter lächelnd, da mögen Sie recht haben, meine liebe Donna, da haben Sie ein Übel genannt, welchen nicht allein in Spanien die Quelle vielen Übels ist.« Und überhaupt sei sie nur nach München gekommen »um seine Kunstschöpfungen zu sehen, welches sie auch schon unter stets steigender Bewunderung getan habe«, wie Leo von Klenze von seinem Sohn Hippolyt erfahren habe.
Der 1835 von Leo von Klenze vollendete Königsbau der Residenz in dem sich das Audienzzimmer in der Mitte des 1. Stockwerks befand.
Lolas Brieföffner-Striptease: »Alles echt, Majestät!«
Lola erinnerte sich in ihren Memoiren genau, wie ihr Ludwig bei der Audienz sagte: »Ja, ich liebe zwar die Kunst, aber mehr noch liebe ich hübsche Frauen, und als solche dürfe Sie meiner Zuneigung sicher sein. Ich bin entzückt, das Sie hierher gekommen sind, ich möchte Ihnen aber raten, sich vor unserem Klima in acht zu nehmen, und will mich überzeugen, ob Sie ausreichend gekleidet sind.« Der Grund für die königliche Wetterwarnung war vordergründig das berühmte Münchner Sauwetter: Es schüttete in den vergangenen Tagen in Strömen, weshalb sogar die Eröffnung des Oktoberfestes vom 3. Oktober drei Tage auf den 6. Oktober verschoben wurde. In Wirklichkeit aber war es Ludwigs Neugierde auf Lolas Busen. So soll Ludwig gefragt haben, »was sich da unter ihrem Korsett verberge, auch wirklich echt sei«. Und Lola griff angeblich nach dem königlichen Brieföffner, machte »rrratsch« und stellte den König vor nackte Tatsachen. Leo von Klenze erzählte die Geschichte, über die sogar Fürst Metternich ausführlich Bescheid gewusst haben soll, in einer anderen Version: Der König hätte demnach »mit einer Visite der oberen Körpertheile begonnen, welche weiter zu verfolgen das Corsett verhindert habe. Der König habe nun verlangt, dass dieses Hindernis entfernt werde, worauf Lola Montez versicherte, das könne nicht sein, weil sie es ohne Hilfe einer Kammerjungfer weder ablegen noch wieder anlegen könne.« Ludwig soll versichert haben, dass er »alle nötige Übung und Geschicklichkeit besitze«, eine Frau zu entblättern und »begann Gewalt zu gebrauchen«. Nachdem sich die »Localinspection« über die Kniebänder hinaus stets noch weiter und weiter sich habe erstrecken wollen, habe sie der Sache ein Ende gemacht: »En voila assez Sire, le reste pour une autre fois!« auf gut deutsch: »Genug, den Rest ein anderes Mal!« Ob bei der Audienz ein Brieföffner oder eine Schere im Spiel war oder ob sich der König als Miederfachmann outete: »Die Unterredung war nicht ganz kurz, und ich bemerkte wohl, dass mir diese Audienz sehr rasch Freunde und Feinde geschaffen hatte«, wie Lola in ihren Memoiren die delikate Begegnung beschrieb. Bald nach der Audienz kursierte ein Gedicht, »Lolitas Busen«, das die Schönheit der Lola aufs wohlwollendste beschrieb, und man vermutete, es stamme vom König selbst. Er hatte es auch nie dementiert.
König Ludwig I., Gemälde von Carl Wollenweber, um 1840
König Ludwig I. bei der »Visite der oberen Körperteile« während der Audienz von Lola Montez in einer zeitgenössischen Karikatur.
Lola im Königlichen Hoftheater
Auf Befehl des Königs: Lola tanzt im Hoftheater
Lolas Audienz bei Ludwig I. war erfolgreich: Noch am 8. Oktober erging die schriftliche Anweisung des Königs an August Freiherr von Frays (1790–1863), den Intendanten des Königlichen Hoftheaters, sich mit Lola Montez über die Gage und die Art der Auftritte zu einigen. Der König empfahl, sie in den Zwischenaufzügen spanische Tänze in spanischer Tracht tanzen zu lassen. Nachdem bisher in München nicht viel über die »spanische Tänzerin« bekannt war, hatte sich Frays bei Kollegen und Künstlern natürlich erkundigt, mit wem er es hier zu tun hatte und den König vorgewarnt, dass sie schon mal »öffentlich Anstoß erregt hätte« und aus Berlin ausgewiesen worden wäre, weil sie einem Offizier ein Champagnerglas an den Kopf geworfen und danach einen Polizisten mit ihrer Reitpeitsche misshandelt hätte. Der König schrieb die Handgreiflichkeiten eben dem Temperament der Spanierin zu und gab Anweisung für ihren ersten Auftritt: »Genehmige, dass Lola Montez nächsten Samstag im Zwischenakt tanzt gegen der Hälfte der Netto-Einnnahme. Das weitere will ich dann beschließen. Noch heute ihr die Antwort eröffnen mit der Bemerkung, dass ich mich darauf freue sie tanzen zu sehen.« Am Samstag den 10. Oktober stand der Schwank »Der verschwundene Prinz« von Johann von Ploetz (1786–1856) auf dem Programm. Der Drucker des Theaterzettels war in Gedanken scheinbar schon bei der »Demoiselle Lola Montez aus Madrid« und merkte gar nicht, dass er in der Titelzeile ein paar Buchstaben durcheinanderbrachte und schrieb: »Der Verschwunschene Prinz«. Lolas Auftritt wurde besonders hervorgehoben: »In den beiden Zwischenakten tanzt Demoiselle Lola Montez aus Madrid spanische Tänze«.
Märchenfee Lola in der Brienner Straße
Luise