Inspiration 2/2019. Группа авторов

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Inspiration 2/2019 - Группа авторов

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sind viele Hürden zu überwinden: Ich muss innehalten im Alltagsgetriebe, um überhaupt meine tieferen Bedürfnisse wahrnehmen zu können. Dann mag ich erkennen, dass die Erfüllung dieser Bedürfnisse nicht in der hektischen und beanspruchenden Taktung meiner Tage Raum finden kann. Diese Empfindungen zuzulassen, ist der wichtigste erste Schritt. Lehne ich sie ab, gleiche ich dem Sohn des Königs in der ersten Nacht: Ich will meinen inneren Seelenraum zumauern. Schade. Der Kern dessen, was Muße bedeutet, ist: Mich und mein Selbst einfach dasein zu lassen.

      Wenn es mir möglich wird, die Sehnsucht irgendwie wach zu halten und dieser Spur zu folgen, muss ich mir Zeit nehmen. Wie im Frühling in der Natur geht hier nichts unter Druck. Natürliches Wachstum geschieht in majestätischer Langsamkeit. Es braucht Sonnenwärme, Regen, guten Humus. Wind und Weite. Das ist der Kern dessen, was Muße bedeutet: Mich und mein Selbst einfach dasein lassen und im Nichtstun wachsen und sich entfalten lassen. Dazu werde ich mich aus den gewohnten Beanspruchungen des Alltags lösen. Mal aussteigen, Urlaub machen. Daher mag unsere Sehnsucht nach der Stille und Weite von Bergen oder Meer kommen. Dort kann dieses Wachsen geschehen, ganz von allein. So wie Jesus im Markusevangelium 4, 26 sagt: »Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät; dann schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und wächst und der Mann weiß nicht, wie. Die Erde bringt von selbst ihre Frucht, zuerst den Halm, dann die Ähre, dann das volle Korn in der Ähre.«

      Allerdings nehme ich mich ja auch in den Urlaub immer selbst mit. Da kann es mir gehen wie dem Sohn in der zweiten Nacht: Es ist sehr ungewohnt und irgendwie bedrohlich, plötzlich nichts zu tun, keine Beschäftigung, keine Ablenkung: Ich bekomme das dringende Bedürfnis, diesen Leerraum zu füllen, egal mit was.

      Sei es noch so wichtig, fromm und gut: Es kann auch schaden, wenn es nur Ablenkung ist, die Weite und Leere der vor mir liegenden Zeit nicht auszuhalten.

      Ausdrückliche spirituelle Zeiten wie Exerzitien schauen dem bewusst ins Auge. Ich entschließe mich (schönes Wort: mich ent-schließen …), zu schweigen und Beschäftigungen und Ablenkungen so weit es mir möglich ist zu reduzieren. Die Begleitgespräche mit einer Person meines Vertrauens können da hilfreich sein: Ein Vater: »Meine Frau und die Kinder sind ja zu Hause. Da ist es doch sicher gut, auch ab und zu mal aufs Handy zu schauen, ob auch alles in Ordnung ist.« Eine Lehrerin: »Ich habe da ein gutes Buch von Anselm Grün mitgebracht. Das kann doch bestimmt nicht schaden!« Oder ein Diakon: »Ich bin es gewohnt morgens in meinem Stundengebet die Fürbitten für meine Kranken einzubeziehen. Das kann doch nur gut sein.« Was es auch ist, sei es noch so wichtig, fromm und gut: Es kann auch schaden, wenn es nur Ablenkung ist, die Weite und Leere der vor mir liegenden Zeit nicht auszuhalten.

      Ich sage dann z.B.: »Versuchen sie einmal, sich vom Handy abzumelden. Sie können sich gern über den Empfang des Hauses hier für Notfälle erreichbar halten. Legen Sie das gute Buch ruhig beiseite. Alles, was Sie an guten Gedanken und Empfindungen brauchen, ist schon in Ihnen da. Dem Stundengebet und den Kranken können Sie sich alle Tage des Jahres widmen. Hier geht es nur einzig und allein um Sie vor und in Ihrem Gott.«

       Stille Nacht

       Kein Whatsapp, keine SMS, keine Musik, kein Anruf

       kein Fernsehen

       kein Buch

       überhaupt nichts tun

       nur dasitzen

       da sein

       untätig und unnütz

       nicht weglaufen

       bleiben

       standhalten

       aushalten

       wie der Fels in der Brandung

       ein Grashalm im Herbstwind

       der Baum im Winter

       oder das Tau beim Ziehen.

       Der flüchtigen Seele den Schritt verbieten:

       Bleib hier,

       um Gottes willen!

       Der Schatz liegt tiefer

       als alles, was Angst macht.

       Die Lösung

       liegt hinter dem Sturm

       und hinter dem Beben

       und hinter dem Feuer.

      (aus: Johannes Lieder, herzoffen – Inspirationen zur Zukunft der Religionen, Echter Verlag 2017, S. 35)

      Wenn diese Hürden endlich alle überwunden sind, kann ich mich in dem tiefsten Raum einfinden, mich niederlassen, Platz nehmen, mir meinen Platz in meinem Leben nehmen, da sein und bei mir bleiben.

      Wie es in der Geschichte in der dritten Nacht heißt: einschlafen.

      Einschlafen als Inbegriff des sich Lösens, Loslassens und Überlassens, der Öffnung für das Geschehenlassen des Friedens und die Wunder der Träume. In solchen Nächten zeigen sich keine Albträume. Es ist immer wieder faszinierend, mit welcher Phantasie und markanten Hinweiskraft diese Traumbilder arrangiert sind – so wie sie wohl nur eine göttliche Regisseurin kreieren kann.

      Dann kann sich meine Sehnsucht und innere Liebesbedürftigkeit zeigen. Und ich gelange an die Grenze meiner Existenz, wo kein anderer Mensch und keine Macht »dieser Welt« mehr Bedeutung hat.

       Der Eingang

       Geh’ in einen Raum,

       den nur Du kennst.

       Schließ’ Deine Tür zu

       und wirf für jetzt den Schlüssel fort.

       Sei Deiner Seelenstimme nah,

       ihrem Weinen, ihrem Lachen.

       Ihr Klang wird Dich erinnern

       an Wind und Wasser,

       Zeit und Ewigkeit,

       ihr Blick an die Liebe aller Lieben.

       Du allein bist Gold wert

       dem, dem Du dort begegnest.

      (aus: Johannes Lieder, Auf Schatzsuche – Gedichte von der Schönheit und dem Wagnis auf dem christlichen Weg, Echter-Verlag 2011, Seite 91)

      In diesem Raum und in dieser Haltung kann sich das ausdrückliche Beten ereignen. Dann, weil es um mein absolutes Grundbedürfnis geht, bete ich echt und aus

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