Tatort Oberbayern. Jürgen Ahrens

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Tatort Oberbayern - Jürgen Ahrens страница 19

Автор:
Жанр:
Серия:
Издательство:
Tatort Oberbayern - Jürgen Ahrens

Скачать книгу

Und ein deutlich höheres Honorar für alle auch.

      »Tut mir leid, Robert. Ich bin ein Gefühlstrampel. Ich war nur den ganzen Nachmittag in Kontakt mit der Redaktion wegen der Sendung und es gäbe einiges zu besprechen.« Dramatische Kunstpause. »Aber ich bin der Letzte, der dich zu der Sendung zwingt. Wenn es dir nicht gut geht, fällt ›Krise‹ mit Robert Adelhofer nächste Woche eben aus. Das wird jeder verstehen. Norma kann dich bestimmt vertreten.«

      Jetzt würde sich rausstellen, wie sehr Robert litt. Wenn er freiwillig zuließ, dass Norma Andall ihm den Sendeplatz abnahm – und sei es nur für einen Abend –, müsste man ernsthaft anfangen, sich Sorgen zu machen.

      Dass Norma seine Urlaubsvertretung war, hatte Robert am Anfang akzeptiert. Sie machte ihre Sache allerdings so gut, dass der Programmchef bereits geäußert hatte, es seien zwei Moderatoren für »Krise« denkbar. Das passte Robert gar nicht.

      Seine Urlaube in diesem Jahr hatten deshalb maximal sechs Tage gedauert, jede Sendung hatte er moderiert.

      Wedel trat zufrieden aufs Gaspedal, schaltete im Radio auf Bayern zwei und sagte entschuldigend zu Robert: »Sorry, dass ich die ganze Zeit das Popgedudel laufen hatte. Danach ist dir wahrscheinlich nicht.«

      Robert fuhr sich durch die Haare, holte fahrig sein iPhone aus der Hosentasche. Als er die eingegangenen Nachrichten gecheckt hatte, fragte er: »Silke Heinrich kommt also nicht?«

      Wedel musste sich ein Grinsen verkneifen. Er starrte – ganz der konzentrierte Autofahrer – auf die Fahrbahn und gab in bedauerndem Tonfall zurück: »Nein, sie haben wirklich alles versucht. Aber die Frau schirmt sich komplett ab. Ihre Eltern kriegt man nicht, Heinrichs Eltern auch nicht. Die Freunde blocken, ihr jetziger Mann sowieso. Keine Chance. Verstehe ich zwar nicht, ist inzwischen eine Weile her und sie könnte gut Geld verdienen mit einem Auftritt bei uns, aber wer nicht will, der hat schon.« Er schaute vorsichtig zu Adelhofer rüber, um zu checken, ob er zu weit gegangen war. Robert saß neben ihm, als hätte er überhaupt nicht zugehört.

      »Wir haben also die Frau, deren Baby im Krankenhaus durch die infizierte Spritze gestorben ist, den alten Mann, dessen Frau sich neben ihm im Bett mit Schlaftabletten umgebracht hat, und den Siebzehnjährigen, dessen Freundin vergewaltigt und umgebracht wurde an dem Abend, als er keine Lust hatte, sie nach Hause zu bringen. Sonst noch jemand?«

      »Nein, Robert, das sind bisher alle, die wir kriegen konnten. Ich weiß, es ist ein Gast zu wenig …«

      »Und mein Vater.«

      »Bitte?«

      »Mein Vater kommt. Ich habe ihn vorhin gefragt. Er hat zugesagt.«

      Jetzt nichts Unüberlegtes sagen. Robert durfte nicht merken, dass Achim Wedel am liebsten laut »Juhu« gebrüllt hätte.

      »Willst du ihm das wirklich zumuten, Robert?«

      »Er schafft das. Und er will das. Ich habe ihn nicht gedrängt. Er hat es angeboten.«

      »Gut.«

      Klappe halten, nicht gleich weiter planen. Sonst würde er vielleicht wieder durchdrehen. Wedel kannte seinen Robert.

      »Du, Robert, super, wir haben alle Gäste, lass uns für heute Schluss machen. Was meinst du? Ich fahr dich heim, du ruhst dich aus und morgen um zehn bestell ich die ganze Truppe in die Redaktion?«

      »Gute Idee, Achim.«

      Adelhofer stellte den Autositz in Schlafposition und schloss die Augen. Die Unruhe über die Andeutungen der Langenfels ließ ihn nicht los.

      Die widerspenstige Welle fiel über das rechte Auge. Das durfte sie nicht. Alles musste akkurat sein auf ihrem Kopf. Aber wofür gab es Haarspray. Sie hielt die Locke in der richtigen Position und sprühte. Na bitte. Zufrieden lächelte sie ihr Spiegelbild an und verließ das Badezimmer.

      Entspannt konnte sie die nächsten Schritte planen. In ihrer neuen Designerküche machte sie sich einen doppelten Espresso. Nach dem konnte sie besser denken, in ihrem Lieblingssessel vor dem Panoramafenster. Achter Stock Bogenhausen mit einem fantastischen Blick über München – genau, wie sie es sich gewünscht hatte. Und die Wohnung kostete sie letztlich keinen Cent, überlegte sie und war sehr zufrieden mit sich.

      So sollte das auch bleiben. Wie es künftig geregelt werden würde, wusste sie noch nicht. Aber dass es geregelt werden musste, und zwar von ihm, daran bestand kein Zweifel. Er wollte sie nicht, das war hart gewesen, aber sie konnte ja ansonsten jeden haben. Zahlen würde er trotzdem, da kannte sie kein Pardon. Er wusste, was passieren würde, wenn er sich nicht an die Vereinbarung hielt. »Ein Leben lang«, hatte sie gefordert und er hatte es damals wohl oder übel zugesagt. Zusagen müssen, sie hatte ihm keine andere Chance gelassen. Darin war sie einfach gut.

      Mal sehen, wie er sich das künftig vorstellte, überlegte sie und lehnte sich entspannt zurück.

      Redaktion »Fakten«, München

      »Und, war’s a scheene Leich?«

      Katharina kannte diese Frage seit ihrer Kindheit. Trotzdem überkam sie ein leichtes Schaudern, wenn im Zusammenhang mit einer würdigen Beerdigung in Bayern von einer »scheenen Leich« gesprochen wurde.

      Bei Kriminalhauptkommissarin Nina Obermann meinte Katharina immerhin, etwas Ironie herauszuhören.

      Sie hatte gleich beim Aufwachen am Montag beschlossen, die Polizistin noch mal anzurufen.

      Zuerst waren Svenja und sie pünktlich aufgestanden, hatten gemütlich zusammen gefrühstückt und Svenja hatte ihr zum Abschied einen Kuss gegeben mit den Worten: »Das war ein tolles Wochenende, Mama.« Nur beim Gedanken daran wurde Katharina warm ums Herz. Ihrer Tochter hatte das Wochenende gefallen, obwohl sie am Samstag hatte arbeiten müssen. Ihre Kleine war nicht beleidigt, sondern hatte den halben Samstag mit Oliver genossen. Und der Sonntag war auch nach ihrem Geschmack gewesen. Sie hatten nur herumgelümmelt – in Katharinas Bett, auf dem Sofa, auf dem Balkon und wieder auf dem Sofa. Kulinarisch war es ein »Bestell-Sonntag« gewesen. Mittags indisch, abends italienisch. Auch das hatte Svenja geliebt.

      »Frau Langenfels, sind Sie noch dran?«

      »Äh, ja, also nein, eine schöne Beerdigung war es eigentlich nicht, eine würdevolle auch nicht. Dafür war zu viel Botox und Getue im Spiel. Dass Sie nicht gekommen sind, bedeutet, Ihre Ermittlungen sind abgeschlossen?«

      »Sieht danach aus. Ich kann Ihnen gern noch mehr berichten. Wie wäre ein gemeinsames Mittagessen? Ich muss sowieso nach München, kurz zum Adelhofer. Vorher vielleicht? 12 Uhr im ›Brauhaus‹? Die haben super Schweinsbraten.«

      »Oh, den hatte ich am Chiemsee reichlich. Aber ›Brauhaus‹ ist bestens. Bis später.«

      Katharina legte auf und begann, den zweiten Artikel der Adelhofer-Reihe vorzubereiten. Die Beerdigung, ihr exklusives Treffen mit Adelhofer und am Mittwoch würde sie noch die Sendung mit unterbringen.

      Anschließend berichtete sie ihrem Chef vom Trip nach Breitbrunn, vom Gespräch mit Adelhofer und dem engen Kontakt mit Nina Obermann. RG zog beeindruckt die Augenbrauen hoch, mehr Zustimmung war von ihm nicht zu erwarten.

      Von

Скачать книгу