Null Bock Komplott. Gerald Hörhan
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Gerald Hörhan: Null Bock Komplott
Alle Rechte Vorbehalten
© 2013 edition a, Wien
Lektorat: Angelika Slavik, Anatol Vitouch
Cover und Gestaltung: Hidsch
Druck: Theiss (www.theiss.at)
eBook-ISBN 978-3-990010-69-3
eBook-Herstellung und Auslieferung:
Brockhaus Commission, Kornwestheim
Die in diesem Buch geschilderten Begebenheiten haben sich tatsächlich ereignet. Namen von Personen und Unternehmen sowie Orte und Zahlen wurden teilweise geändert.
Inhalt
underworld
Ihr haltet es für einen Teil eures
Lebens und merkt gar nicht, wie
viel davon es euch nimmt.
Termin mit einem Weichei
„Last call for passengers travelling to London. Please proceed immediately to gate D3.“
Ich hatte meinen Fahrer um Eile gebeten und er war prompt in eine Radarfalle getappt. Ein mobiles Gerät, das die Polizei gleich hinter den Lärmschutzwällen an der Stadtausfahrt unauffällig am Straßenrand aufgestellt hatte. Es war ein kleiner Ärger am Morgen gewesen, nicht wegen des Geldes, sondern wegen der vielen Fallen.
An der Sicherheitsschleuse trank ich mein stilles Mineralwasser aus, warf die 1,5-Liter-Flasche in den Müll, passierte den Metalldetektor und saß Minuten später auf meinem Gangplatz in der 11-Uhr-Maschine von Frankfurt nach London Heathrow. Die Maschine rollte ein Stück und blieb dann wieder stehen.
Vierzig Minuten später stand sie noch immer und ich musste aufs Klo. Die Stewardess deutete auf das leuchtende Anschnall-Signal. Keine Chance also. Ich machte ihr klar, dass sie unangenehme Reinigungsarbeiten zu erledigen hätte, wenn sie darauf beharren würde.
„Wenn ich Sie jetzt aufs Klo gehen lasse, verstoße ich gegen unsere Regeln für Terrorismusbekämpfung“, sagte sie. „Ausserdem geht es um Haftungsfragen. Ich kann ja nicht kontrollieren, was Sie dort tun.“
Mir war klar, dass ich vorsichtig sein musste. David, ein Freund von mir, hatte einmal am New Yorker John F. Kennedy-Flughafen wegen einer zu langen Warteschlange bei den Sicherheitsschleusen eine flapsige Bemerkung zu einer arroganten Mitarbeiterin gemacht. Die Flughafenpolizei hatte ihn daraufhin wegen Terrorismusverdachtes festgenommen. Als er aus hygienischen Gründen die Rektaluntersuchung verweigert hatte, hatten sie ihn zwei Tage eingesperrt. „Was tun?“, fragte ich die Stewardess.
Als ich mit Unterschriften auf zwei Formularen die Haftung für alles mögliche übernommen hatte und zur Toilette des Airbus A 321 ging, beobachteten mich die 200 Passagiere misstrauisch.
Trotz der Flugverspätung schaffte ich es zu meinem Banktermin in Canary Wharf, wo auch mein Hotel lag. Es ging um eine Finanzierung für einen Familienbetrieb. Eine achtzig Jahre alte Firma. Zwei Erben, die vor vier Jahren übernommen hatten und sich nicht verstanden. Einer wollte den anderen herauskaufen, ehe sie mit ihrem Streit noch alles kaputt machten.
Ich kannte den Banker, der die Kreditentscheidung treffen würde. Was kein Vorteil war. Wir hatten in unserer Anfangszeit miteinander im Team für Firmenverkäufe bei einer Unternehmensberatung gearbeitet. Er war der Mann auf dem Weg nach oben gewesen. Trotzdem hatte ich ihn als mühsamen Bürokraten in Erinnerung. „Hallo Benjamin“, sagte ich. „Tolles Büro.“
Das war übertrieben. Das Stockwerk hatte zwar Aussicht über den Osten Londons, bloß nicht von Benjamins Zimmer aus. Sein Fenster führte in einen Lichtschacht, in dem die Tauben auf die Fensterbretter kackten. Benjamin sah auch etwas blass aus, was nichts daran änderte, dass er nach wie vor ein Mann auf dem Weg nach oben war. „Danke“, sagte er. „Für dich läuft es ja auch prächtig, wie ich höre.“
Während des folgenden Gesprächs sah er mir kein einziges Mal in die Augen. Er redete mit seinem Bildschirm, auf dem er Daten in ein elektronisches Formular eintrug. Während ich diese Daten für ihn aus meinem Laptop fischte, versuchte ich ihm zu erklären, worum es bei dem Deal ging. Eine Marktnische im technischen Bereich. Ein Unternehmer mit Sachkenntnis, Hausverstand und Handschlagqualität. Eine Sache mit Zukunft.
Er schien nur die Daten zu hören. Allmählich wurde mir klar, dass ich mir den Flug sparen hätte können. Wegen der Unstimmigkeiten zwischen den beiden Firmenerben hatten sich die für Benjamin interessanten Zahlen zuletzt verschlechtert. Für die Geschichte, die das alles in einen logischen Zusammenhang mit positiven Aussichten stellte, gab es in Benjamins Formular kein Feld.
„Diese Firma scheint seit vier Jahren ein Problem zu haben“, sagte er schließlich.
„Genau darum geht es“, sagte ich. „Die Finanzierung schafft diese Probleme aus der Welt.“
„Okay“, sagte er. „Du hörst von mir. War jedenfalls nett, dich wieder einmal zu sehen.“
Beim Abendessen in einem Restaurant der Steakhouse-Kette Gaucho erzählte ich Liljana von Benjamin. Wir plauderten ein bisschen darüber, dass immer die Weicheier Karriere machten.
Ich kannte Liljana noch kaum. Wir hatten während meines letzten Aufenthaltes in London bei einer braven Party von Rechtsanwälten Nummern ausgetauscht. Sie gefiel mir. Lange braune Haare, schwarze Augen und etwas zurückhaltend. Nach der ersten Flasche El Porvenir de los Andes waren wir noch immer bei Branchengeschichten, aber ihre Stimme war dunkler und weicher geworden.
Ich erzählte ihr von Davids Verhaftung in New York und eine weitere