Weiterbildung an Hochschulen. Tobias Zimmermann
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Nötig ist vor allem eine sachliche Auseinandersetzung mit Fragen, die alle Akteure betreffen. Beobachtet man die bisherige Entwicklung, so stellt man fest, dass die verschiedenen Akteure der Weiterbildung sich oft gegenseitig kritisieren und Wettbewerbsverzerrungen vermuten, ohne darüber informiert zu sein, was effektiv zu welchen Bedingungen auf dem Weiterbildungsmarkt angeboten wird. Eine erhöhte Transparenz und eine bessere Datenlage könnten zu einer sachlicheren Diskussion führen. Das käme nicht nur dem Weiterbildungsmarkt im Sinne einer besseren Abstimmung der Akteure zugute, sondern auch den Teilnehmenden, für die es ebenfalls schwierig ist, sich im Angebot zu orientieren.
Hilfreich wäre außerdem ein Vergleich von verschiedenen Niveaus in der Weiterbildung. So existiert beispielsweise eine Fülle an Führungsseminaren und Lehrgängen, die für Arbeitgeber kaum einzuschätzen sind. Aus diesem Angebot eine für die eigenen Mitarbeitenden passende Weiterbildung zu wählen, ist ein schwieriges Unterfangen. Die Effizienz des Weiterbildungssystems könnte wesentlich gesteigert werden, wenn es gelänge, die Transparenz bezüglich der Anforderungen, Ziele und Programme zu erhöhen, den modularen Aufbau der Angebote zu fördern (was auch die Validierung von Kompetenzen erleichtern würde, siehe Kraus & Schmid in diesem Band) und ein Beratungssystem (vgl. Schlüter & Schilling in diesem Band) aufzubauen.
Absprachen zwischen den verschiedenen Trägern und Ämtern sind nur bedingt möglich. Entscheidend sind letztlich die Bedürfnisse der Teilnehmenden. Sie stehen beispielsweise vor folgenden Fragen: Wie viel von ihrem persönlichen Budget können und wollen sie investieren? Werden sie vom Arbeitgeber/von der Arbeitgeberin unterstützt? Wie sollen sie aus dem unübersichtlichen, vielfältigen Angebot das für sie Passende auswählen? Wie können sie sicher sein, dass die gewählte Weiterbildung auf dem Arbeitsmarkt anerkannt ist?
Forschungsbedarf
Der Mangel an Lehrstühlen für Weiterbildung bringt es mit sich, dass in der Schweiz wenig forschungsbasiertes Wissen für diesen Bereich, auch bezüglich Hochschulweiterbildung, zur Verfügung steht. Ungelöst ist auch trotz WeBiG das Problem der ungenügenden statistischen Datenlage zur Weiterbildung. Mit Ausnahme des Mikrozensus Aus- und Weiterbildung (BFS 2016) und der Betriebsbefragung (BFS 2011) führt der Bund keine systematischen Erhebungen zur Weiterbildung durch. So fehlen auch repräsentative Daten zu den Strukturen und Weiterbildungsanbietern.
Der Bedarf an Weiterbildungsforschung wird in den nächsten Jahren weiter ansteigen. Der Bund sollte für eine bessere Datenbasis sorgen. Priorität wird das Steuerungswissen haben, das zur Entwicklung des Weiterbildungsbereichs benötigt wird, darunter eine repräsentative Anbieterstatistik für den gesamten non-formalen Bereich inklusive Hochschulweiterbildung, die nachfrageorientierte Finanzierung, die Entwicklung bei den Abschlüssen inklusive CAS/DAS/MAS sowie die Einordnung von Weiterbildungsabschlüssen in ein Niveausystem. Erschwerend ist hier, dass die Hochschulen bisher nicht bereit waren, sich mit ihren Weiterbildungsangeboten im non-formalen Bereich zu verorten. So wollen sie ihre non-formalen Abschlüsse beispielsweise in den für formale Abschlüsse konzipierten Qualifikationsrahmen der Hochschulen und nicht in den NQR einordnen. Zukünftig braucht es Überlegungen zur Frage, wie das in der Schweiz entwickelte und im Ausland kaum bekannte System von CAS/DAS/MAS international positioniert werden kann. Ähnliche Fragen stellen sich bezüglich der Einordnung von Branchen- und Verbandszertifikaten in den NQR.
Als kleines Land ist die Schweiz auf internationale Kooperationen angewiesen. Bisher mangelt es bei den Schweizer Hochschulen an Forschungsressourcen in diesem Bereich. Umso erfreulicher ist es, dass die Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz (PH FHNW) und die Pädagogische Hochschule Zürich (PH Zürich) je eine Professur eingerichtet haben, um die wissenschaftliche Reflexion zur Weiterbildung in der Schweiz voranzutreiben.
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