Mehr Mut, Mensch!. Lorenz Wenger
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In meiner persönlichen Rolle als Unternehmer in einer Branche, die immer noch mit den stärksten Turbulenzen seit ihrem Bestehen konfrontiert ist, konnte ich sehr vieles lernen, das nur außerhalb meines vertrauten Kosmos zu finden war – in unbekannten Ländern, von fremden Kulturen und von neuen Begegnungen. Von den Navajo-Indianern lernte ich den Respekt gegenüber den Natur-Zyklen. In Indien lernte ich, immer das Beste aus der Situation zu machen und das Leben mit jenen Mitteln anzugehen, die einem eben gerade zur Verfügung stehen. Von den tibetischen Nomaden lernte ich, den persönlichen Mut und das Glück ausschließlich bei mir selbst zu finden und der Zukunft respektvoll in die Augen zu blicken. Im Himalaya erkannte ich, was es heißt, ein gemeinsames Ziel zu haben und als Team den Gipfel zu erreichen. Auch wenn diese vielen Reiseabenteuer heute zu meinem Beruf und immer noch zu meiner Berufung gehören, brauchte ich für den ersten Schritt außerhalb meiner vertrauten Gewässer immer auch eine Portion Vertrauen in das Leben und Mut! Das Entdecken von neuen, mir bis dahin unbekannten Gefilden war und ist für mich immer noch die wirksamste Schule des Lebens. Ohne die Neugier, was sich wohl hinter dem Horizont befindet, wäre ich heute weder der, der ich bin, noch da, wo ich heute stehe. Eine offene und neugierige Haltung gegenüber allem Unvertrauten, Neuen und Fremden hat mich dabei getragen. Egal in welchen Ecken und Enden dieser Welt: Schon immer trieb mich die Frage, was wohl hinter dem nächsten Hügel, hinter dem nächsten Wald, hinter dem nächsten Gebäude, hinter dem nächsten Stein verborgen sein könnte. Hatte ich auch Angst? Ja, klar! Aber die Neugierde auf das Unbekannte überwog stets und brachte mich dazu, mutvoll zu neuen Entdeckungen aufzubrechen.
Und genau darum geht es – mit einer mut- und respektvollen Haltung durchs Leben gehen! Auch wenn die Zukunft so ungewiss scheint wie noch nie zuvor: Lasst uns die Ärmel hochkrempeln, anpacken und sie gemeinsam gestalten. Wir sind es nicht nur uns selbst, sondern auch unseren Nachkommen schuldig. Konzentrieren wir uns dabei einfach immer auf den nächsten bevorstehenden Schritt und dann auf den nächsten. Vom Basislager ist der Gipfel auch nicht immer sichtbar! Doch unser unmittelbar nächster Schritt entscheidet darüber, ob wir das Ziel erreichen oder nicht. Ja, für diesen nächsten und auch den übernächsten Schritt braucht es immer wieder Mut, der stets neu aufgebracht werden muss. Es ist nicht einfach, aber es ist möglich! Schreiten wir in diesem Sinne also mutig in die Zukunft. Ich bin auf jeden Fall bereit, dem kraftvollen Ruf von Lorenz Wenger Mehr Mut, Mensch!, zu folgen und alle Herausforderungen, die ganz sicher noch vor mir liegen, vertrauensvoll anzunehmen, einzutauchen und entschlossen durchzutauchen. Sind Sie es auch?
André Lüthi CEO und VR-Präsident Globetrotter Group
Wie ich zum mutigen Angsthasen wurde
Zu jung, um schon so richtig als Erwachsener zu gelten, zu alt, um noch Kind zu sein: Mit 25 Jahren verlor ich innerhalb von fünf Wochen meinen Vater. Schlagartig und auf tragische Art und Weise wurde mir zu diesem Zeitpunkt bewusst: Zeit ist die wertvollste Ressource, über welche wir auf unserem Planeten verfügen. Dies war die wohl schmerzvollste Lebenslektion, die bis heute intensiv nachwirkt und meinen Entscheidungsmuskel nachhaltig geprägt hat. Damals verstand ich abrupt: Wir können Zeit nicht konservieren, nicht ansparen, nicht anlegen, nicht verzinsen, nicht vermehren und nicht verschenken. Auch wissen wir nie, wie viele Einheiten uns davon noch zur Verfügung stehen. Doch wir können Zeit mit anderen teilen und vor allem Zeit für uns selbst einteilen. Mit wem und wofür wir unsere Zeit verbringen, ist eine persönliche Entscheidung, die sorgfältig und bedacht getroffen werden sollte.
Fünf Wochen nach der Todes-Diagnose meines Vaters waren meine Mutter und ich plötzlich nur noch zu zweit. Meine Mutter als unerwartet junge Witwe und ich als nun vaterloses Einzelkind. Ich spürte damals sehr stark, dass es nun an der Zeit war, endlich erwachsen zu werden und die volle Verantwortung für mein eigenes Leben zu übernehmen! Darauf basierend traf ich eine radikale Entscheidung. Von nun an würde ich meine Zeit sorgfältig und bewusst einteilen und mich ausschließlich auf jene Dinge konzentrieren, die mir wirklich wichtig sind. Diese Entscheidung war anders als alle meine bisherigen Entscheidungen. Sie war entschlossen und unwiderrufbar. Im Grunde war es ein Pakt mit mir selbst! Ein Pakt, der mich bis heute begleitet: nämlich darauf zu hören, was mir meine innere Stimme sagt, dorthin zu gehen, wohin mich mein innerer Kompass führt und das umzusetzen, von dem ich intuitiv weiß, dass es schon längst fällig ist. Und zwar mit Herz UND Verstand. Nicht mehr abzuwarten, Dinge auszusitzen, planlos in den Alltag zu leben, mein Dasein auf Kompromisse auszulegen und langgehegte Träume langsam, aber sicher zu begraben. In den Wochen nach dem Tod meines Vaters habe ich begonnen, mir immer wieder diese Frage zu stellen: Wofür würde ich mich jetzt gerade entscheiden, wenn ich noch fünf Wochen auf diesem Planeten zur Verfügung hätte? Welche Dinge möchte ich noch tun, umsetzen, erleben, erfahren, lernen? Welche Menschen möchte ich noch treffen? Was ist mir wirklich, wirklich wichtig?
In diesen dunklen Tagen der Trauer beschäftigten mich viele Fragen rund um meine persönlichen Ziele, Bedürfnisse, Sehnsüchte, Leidenschaften, persönlichen Geheimnisse und Träume. Immer wieder meldete sich einer davon: Die Sehnsucht nach Wasser und nach den unendlichen Weiten des Ozeans suchte mich heim, ja sie vereinnahmte mich sogar. Ein Gefühl, als ob ein Traum täglich anklopft und ich ihn leider nie zur Tür hereinließ, weil mir einfach der Mut dazu fehlte.
Dieser Traum beschäftigte mich seit meinem 14. Lebensjahr, und die Inspiration dazu war ein Film: Le Grand Bleu von Luc Besson (Im Rausch der Tiefe). Weite, Freiheit, Blau, Ozean! Der Film kam 1988 in die Kinos, und seit damals ließ mich diese Sehnsucht nach dem Ozean nicht mehr los – ich trage sie noch heute in mir. Die Story bedient sich der Biographien des Franzosen Jaques Mayol und des Italieners Enzo Maiorca. Die beiden Pioniere des jungen und noch nahezu unbekannten Sports Freitauchen waren Zeit ihres Lebens Kontrahenten. In den 60er- und 70er-Jahren jagten sich die beiden Rivalen einen Rekord nach dem anderen ab. Noch heute werden die Entspannungs- und Atemtechniken Jaques Mayols in der Freitauch-Szene erfolgreich angewendet.
Diese intensiven Bilder in Kombination mit dem Soundtrack dieses Films erzeugten in mir eine immense Sehnsucht nach der Tiefe und dem Tauchen. Aber, was tun? Wo anfangen? Freitauch-Kurse gab es damals noch nicht, dieser Sport war ein paar Geeks unter sich vorbehalten, die ich im zarten Alter von 13 Jahren nicht kannte. Ein Tauchkurs mit Tauchflaschen und Gerätschaften kostete Geld, das ich in diesem Alter auch noch nicht locker hatte. Es blieb also vorerst beim sommerlichen Luftanhalten in der Badeanstalt mit Aussicht auf Keramik-Fliesen und Füße statt auf Korallen und die Vielfalt exotischer Fische. Es sollte allerdings noch zehn Jahre dauern, bis ich mit dem Tauch-Virus so richtig infiziert wurde.
Aber mit 23 Jahren war es endlich soweit! Ich nahm meinen gesamten Mut zusammen und brach in die Fremde auf. Auf einer halbjährigen Reise, zuerst mit dem Frachtschiff nach New York, dann mit einem umgebauten Schulbus quer durch die USA und als Backpacker durch Mittelamerika, bot sich endlich die Gelegenheit, meinen Traum und meine Sehnsucht nach meinem persönlichen »Rausch der Tiefe« einzulösen: Ich buchte einen Tauchkurs auf der honduranischen Piraten-Insel Utila. Nach dem ersten Atemzug unter Wasser wusste ich: Hier fühle ich mich wohl, das ist mein Element, hier gehöre ich hin. So kam es, dass ich mich einige Wochen auf dieser Insel installierte und mich bis zum Rettungstaucher ausbilden ließ. Täglich war ich mehrmals im Wasser (bis hin zur tropischen Ohrenentzündung). Dies war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, die wohl lebenslang anhalten wird. Das Tauchvirus hatte mich voll und ganz befallen und wohnte unterschwellig in mir, auch als meine halbjährige Reise durch fremde Welten zu Ende war.
Nach meiner Rückkehr von dieser Reise arbeitete ich als Berater