Mehr Mut, Mensch!. Lorenz Wenger

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Mehr Mut, Mensch! - Lorenz Wenger

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Alltag – beruflich und privat. Es liegt an jedem Einzelnen von uns, diese Ängste ernst zu nehmen und zu respektieren, ohne sich jedoch von ihnen jagen, ausbremsen oder gar paralysieren zu lassen. Denn Angst ist definitiv kein guter Ratgeber! Ängste und Krisen wirbeln unser Leben immer wieder auf, zerstören Gewissheiten und konfrontieren uns mit Verlusten. Gerade deshalb ist es wichtig, die Angst durch Respekt zu ersetzen, aber immer voller Mut zuversichtlich in die Zukunft zu blicken und das anzupacken, was uns wirklich wichtig ist, auch wenn es im Moment gerade schwierig oder gar unmöglich erscheint.

       André Lüthi CEO und VR-Präsident Globetrotter Group

      Zu jung, um schon so richtig als Erwachsener zu gelten, zu alt, um noch Kind zu sein: Mit 25 Jahren verlor ich innerhalb von fünf Wochen meinen Vater. Schlagartig und auf tragische Art und Weise wurde mir zu diesem Zeitpunkt bewusst: Zeit ist die wertvollste Ressource, über welche wir auf unserem Planeten verfügen. Dies war die wohl schmerzvollste Lebenslektion, die bis heute intensiv nachwirkt und meinen Entscheidungsmuskel nachhaltig geprägt hat. Damals verstand ich abrupt: Wir können Zeit nicht konservieren, nicht ansparen, nicht anlegen, nicht verzinsen, nicht vermehren und nicht verschenken. Auch wissen wir nie, wie viele Einheiten uns davon noch zur Verfügung stehen. Doch wir können Zeit mit anderen teilen und vor allem Zeit für uns selbst einteilen. Mit wem und wofür wir unsere Zeit verbringen, ist eine persönliche Entscheidung, die sorgfältig und bedacht getroffen werden sollte.

      In diesen dunklen Tagen der Trauer beschäftigten mich viele Fragen rund um meine persönlichen Ziele, Bedürfnisse, Sehnsüchte, Leidenschaften, persönlichen Geheimnisse und Träume. Immer wieder meldete sich einer davon: Die Sehnsucht nach Wasser und nach den unendlichen Weiten des Ozeans suchte mich heim, ja sie vereinnahmte mich sogar. Ein Gefühl, als ob ein Traum täglich anklopft und ich ihn leider nie zur Tür hereinließ, weil mir einfach der Mut dazu fehlte.

      Dieser Traum beschäftigte mich seit meinem 14. Lebensjahr, und die Inspiration dazu war ein Film: Le Grand Bleu von Luc Besson (Im Rausch der Tiefe). Weite, Freiheit, Blau, Ozean! Der Film kam 1988 in die Kinos, und seit damals ließ mich diese Sehnsucht nach dem Ozean nicht mehr los – ich trage sie noch heute in mir. Die Story bedient sich der Biographien des Franzosen Jaques Mayol und des Italieners Enzo Maiorca. Die beiden Pioniere des jungen und noch nahezu unbekannten Sports Freitauchen waren Zeit ihres Lebens Kontrahenten. In den 60er- und 70er-Jahren jagten sich die beiden Rivalen einen Rekord nach dem anderen ab. Noch heute werden die Entspannungs- und Atemtechniken Jaques Mayols in der Freitauch-Szene erfolgreich angewendet.

      Aber mit 23 Jahren war es endlich soweit! Ich nahm meinen gesamten Mut zusammen und brach in die Fremde auf. Auf einer halbjährigen Reise, zuerst mit dem Frachtschiff nach New York, dann mit einem umgebauten Schulbus quer durch die USA und als Backpacker durch Mittelamerika, bot sich endlich die Gelegenheit, meinen Traum und meine Sehnsucht nach meinem persönlichen »Rausch der Tiefe« einzulösen: Ich buchte einen Tauchkurs auf der honduranischen Piraten-Insel Utila. Nach dem ersten Atemzug unter Wasser wusste ich: Hier fühle ich mich wohl, das ist mein Element, hier gehöre ich hin. So kam es, dass ich mich einige Wochen auf dieser Insel installierte und mich bis zum Rettungstaucher ausbilden ließ. Täglich war ich mehrmals im Wasser (bis hin zur tropischen Ohrenentzündung). Dies war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, die wohl lebenslang anhalten wird. Das Tauchvirus hatte mich voll und ganz befallen und wohnte unterschwellig in mir, auch als meine halbjährige Reise durch fremde Welten zu Ende war.

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