Pechwinkel. Martin Arz

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Pechwinkel - Martin Arz

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      »Nein danke.« Sie wandte sich vom Fenster ab und nahm auf einem der sandfarbenen Sitzwürfel Platz.

      »Ach ja, unser Arnulfpark.« Michael Kreutzpaintner breitete die Arme aus und wippte auf den Zehenspitzen. Dann kam er zu ihr und setzte sich ihr gegenüber. »Vorgestern noch ein heruntergekommenes Brachgelände, ein Schmuddelkind im Herzen Münchens, und heute eine traumhafte Wohnoase!«

      »Wenn man es sich leisten kann.«

      »Das können Sie so nicht sagen, Frau Scholz. Wir können Ihnen gerne mal einen unverbindlichen Finanzierungsplan erarbeiten. Sie werden sehen, der Traum vom Eigenheim muss kein Traum bleiben! Wir haben sehr schöne Objekte in der Au, in Untergiesing und in Sendling …«

      »Und im Glockenbachviertel, in der Pestalozzistraße.«

      »Richtig.« Kreutzpaintner fuhr mit der Handfläche über das zurückgegelte Haar. »Da haben wir sogar zwei Objekte. Aber ich muss Sie leider enttäuschen. Da ist bereits alles verkauft.«

      »Ich bin untröstlich. Genau dort wollte ich nämlich kaufen«, sagte Annabella Scholz sarkastisch.

      »Sie sind mir eine.« Michael Kreutzpaintner grinste blöde.

      »Gut, Herr Kreutzpaintner, dann hätten wir das geklärt. Nun zum Thema. Danke, dass Sie überhaupt so kurzfristig Zeit für mich gefunden haben. Sind Sie der Inhaber von MuK-Bau?«

      »Nein, der Geschäftsführer. MuK-Bau ist eine GmbH.«

      »Wie Sie sich denken können, geht es um den Todesfall in Ihrem Objekt Pestalozzistraße, Ecke Holzplatz.«

      »Davon habe ich gelesen. Traurige Sache, sicher. Aber was hat das mit uns zu tun?«, fragte der Immobilienverwerter zurück.

      »Vermietete Wohnungen lassen sich schwerer verkaufen als freie.«

      »Ja und?« Michael Kreutzpaintner sah die Hauptkommissarin nachdenklich an, dann zog er die Stirn kraus. »Verstehe ich das richtig? Sie unterstellen uns, dass wir etwas mit dem Tod der alten Frau zu tun haben?«

      »Ich unterstelle gar nichts, Herr Kreutzpaintner. Ich habe nur eine allgemein bekannte Tatsache geäußert.«

      »Natürlich. Wussten Sie, dass nach einer aktuellen Erhebung München in Sachen Immobilien Platz zwei der begehrtesten europäischen Metropolen einnimmt? Nach Istanbul und noch vor London und Paris? Sicher, es ist auf dem Immobilienmarkt, der in München so angespannt ist wie sonst nirgendwo in Deutschland, schwieriger, eine vermietete Wohnung zu veräußern.« Der Geschäftsführer sprang erregt von seinem Sitzkubus auf. »Doch wir haben gewiss andere Möglichkeiten, als liebenswerte Seniorinnen, die ihren beschaulichen Lebensabend genießen möchten, ins Jenseits zu befördern, damit wir einen möglichst hohen Gewinn erzielen können! Das ist eine bodenlose Unterstellung.«

      »Ich wiederhole gerne: Ich habe nichts unterstellt.«

      »Wir bieten Mietern immer eine großzügige finanzielle Gegenleistung für ihren rechtzeitigen Auszug an. Das machen wir immer so, das ist üblich. Geld, und nicht Mord. Geld ist meist erfolgreicher als Gewalt.« Michael Kreutzpaintner drehte sich ungehalten zum Fenster und verschränkte die Hände auf dem Rücken.

      »Und wenn Geld doch nichts bringt, kann man immer noch zu Gewalt greifen.«

      »Sie haben ein schlechtes Menschenbild, Frau Scholz.« Er drehte sich zur Hauptkommissarin um. Die Augen hinter der runden Eulenbrille funkelten finster.

      »Berufskrankheit. Gut, dann die direkte Frage, ob Sie mit Frau Kubelik schwerwiegende Probleme hatten? Wollte Frau Kubelik nicht ausziehen?«

      »Wir betreuen momentan mehrere Objekte, da kann ich Ihnen nicht über jeden einzelnen Mieter sofort Auskunft geben. Ich werde meine Sekretärin anweisen, die Unterlagen zu dem Haus herauszusuchen.« Er durchmaß mit großen Schritten den Raum in Richtung Tür und verschwand im Vorraum. Nach einigen Minuten kehrte er zurück. Er legte einen Stapel Unterlagen auf den niedrigen Tisch neben Annabella Scholz.

      »Wollen wir mal sehen …« Er ging in die Hocke und blätterte sich durch die Unterlagen. »Da haben wirs. Die Wohnung 01, Wohnung Kubelik.« Er las ein wenig, dann nahm er seine Eulenbrille ab und schmunzelte. »Das, werte Frau Hauptkommissarin, dürfte Sie überraschen.«

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