Geldsack. Martin Arz

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Geldsack - Martin Arz

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Der Alte wohnt doch auch da. Dem gehört der ganze elfte Stock. Elfter Stock Alois Zumboldt, der Senior, und zehnter Stock Guido Zumboldt, der Junior. Der konnte sich allerdings nur einen halben Stock leisten. Nebenan wohnen diese von Noltings, die haben die andere Hälfte vom zehnten. Mit denen konnte er aber angeblich auch nicht gut. Ach, der junge Zumboldt soll es sich mit fast jedem hier im Haus schon verdorben haben. Sagt man.« Er warf die Hände in die Luft. »Mit seiner Frau läuft auch nichts mehr. Die will die Scheidung. Das sagen nun wirklich alle. Das ist schon kein Gerücht mehr. Na, wenn sie es richtig anstellt, hat sie für den Rest ihres Lebens ausgesorgt. Die lässt ihn bluten und genießt ihr Leben auf Mallorca oder so.« Er lachte. »Das haben uns die Frauen voraus, was? Frauen wissen immer, wie sie an Geld kommen …« Er deutete mit beiden Händen Brüste an und biss sich sofort danach auf die Lippen. »Tschuldigung.«

      »Schon okay«, schmunzelte Max Pfeffer. »Sie sagten, der Ermordete hätte es sich mit praktisch allen im Haus schon verdorben?«

      »Die Ewers aus dem neunten Stock sprechen nicht mehr mit ihm … äh, sprachen nicht mehr mit ihm.«

      »Warum?«

      »Das sind …« Lenz Stockmair sah sich vorsichtig um und beugte sich zu Pfeffer rüber. »Das sind zwei Männer, verstehen Sie?«, flüsterte er. »Das sind Homosexuelle. Da hat der Zumboldt wohl mal entsprechende Bemerkungen gemacht, schätze ich.« Er lehnte sich wieder zurück. »Im achten sind dann die Steinkohls. Er ist irgendwas Wichtiges in der Baubranche. Ich glaube, der hat das ganze Projekt hier hochgezogen. Und im siebten wohnt der Architekt Dollmann mit seiner Frau und dem Sohn. Timo heißt der. Der war heute früh mit einem Mädchen unterwegs, als ich angefangen habe, den Rasen zu trimmen. Hat wohl die Nacht durchgemacht. Die Frau vom Dollmann soll mal was mit dem Zumboldt gehabt haben, sagt man. Darum ist der Dollmann auch schlecht auf den Zumboldt zu sprechen gewesen. Mehr weiß ich wirklich nicht.«

      »Das war doch schon eine Menge. Allerdings ganz schön wenig Namen für so ein großes Gebäude.«

      »Viel mehr wohnen hier nicht. Ach, ganz oben, die beiden oberen Etagen hat so ein Ausländer gekauft. Den kenne ich nicht. So ein reicher Araber. Unten sind bis zur vierten Etage Büros. In der fünften sind der Pool und so Fitness- und Wellnesszeug für die Bewohner. Und einige Wohnungen stehen praktisch immer leer. Die Leute kommen ein- oder zweimal im Jahr zum Shoppen nach München.«

      »Verstehe. Was glauben Sie?« Pfeffer stand auf und deutete auf den Kellereingang. Dort waren die Kameras nicht zu übersehen. »Werden wir auf dem Überwachungsvideo den Mörder sehen?«

      Lenz Stockmair verzog seinen Mund zu einem schiefen Grinsen. »Vielleicht. Aber das müssen Sie mit der Security besprechen. Das hier ist mindestens so gut bewacht wie Fort Knox. Kann ich jetzt weiterarbeiten?«

      »Tut mir leid, wir mussten den Rasentrimmer mitnehmen.«

      »Macht nichts«, sagte der Gärtner. »Ich habe ein Ersatzgerät.«

      04 »Das ist jetzt ein Scherz«, stöhnte Kommissar Erdal Yusufoglu.

      »Leider nein. So leid es mir tut! Das ist uns äußerst peinlich. Äußerst!« Jürgen Hartwig riss die Augen weit auf, um die Dramatik der Situation mimisch zu unterstützen. »Und dann passiert ausgerechnet so etwas!« Er schlug die Hände zusammen. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll, meine Herren …« Er schielte zu Hauptkommissarin Bella Hemberger hinüber und fügte schnell »… und meine Dame« hinzu. »Das muss selbstverständlich unter uns bleiben!«

      »Wir ermitteln in einem Mordfall, Herr Hartwig«, sagte Max Pfeffer und sah dem hibbeligen Mann mit der auffälligen Designerbrille fest in die Augen. »Es bleibt erst einmal alles unter uns.«

      »Natürlich. Natürlich.« Hartwig hüpfte von einem Bein auf das andere. Er trug einen tadellosen dunkelblauen Anzug mit passender dezenter Krawatte und schwarze Budapester Schuhe. Seine mittelblonden Haare waren streng gescheitelt. Er hatte sich den Kriminalbeamten als der zuständige Objektmanager für den »Einstein-Tower« vorgestellt. Pfeffer und seine Kollegen Hemberger und Yusufoglu standen im ersten Stock. Hier befanden sich die Gebäudeverwaltung und auch die Sicherheitszentrale.

      »Ich darf aber doch meine Verwunderung darüber ausdrücken, dass in diesem Anwesen, das angeblich besser bewacht wird als Fort Knox, dass ausgerechnet hier die Videoüberwachung ausgefallen ist und Sie keine Erklärung dafür haben.« Pfeffer deutete auf fünf Monitore an der Wand, die alle schwarz waren. Auf dem sechsten konnte man die Eingangshalle sehen. Dort saß der Concierge hinter seinem Desk und tippte etwas in einen Computer. Fünf weitere Monitore zeigten leere Flure.

      »Wir suchen fieberhaft den Fehler.« Hartwig rang die Hände. »Nicht wahr, Bodo? Bodo Kiesekamp ist unser IT-Spezialist.«

      Bodo Kiesekamp sah missmutig drein. Er war übernächtigt und blass, wie man sich das bei einem Computernerd vorstellte, ansonsten war er wie ein Metal-Fan gekleidet. Schwarze Jeans, schwarzes T-Shirt mit einem wüsten, blutigen Totenkopfmotiv. Er roch ungeduscht. Seit Tagen ungeduscht. Seine ungepflegten langen Haare waren achtlos zu einem dünnen Pferdeschwanz zusammengebunden. »Jemand muss das System gehackt haben.«

      »Das ist praktisch unmöglich«, warf Hartwig ein. »Wir haben alle erdenklichen Sicherheitsmaßnahmen getroffen.«

      »Pfhhh«, gab Bodo Kiesekamp von sich.

      »Mäßigen Sie sich bitte«, wies Hartwig ihn zurecht.

      »Sie wollten etwas sagen, Herr Kiesekamp«, sagte Pfeffer.

      Der IT-Spezialist warf einen verächtlichen Blick auf Jürgen Hartwig. »Allerdings. Zum einen, und das wollen die hier einfach nicht kapieren, gibt es keine totale Sicherheit. Alles kann gehackt werden. Alles! Außerdem bin ich hier ganz allein mit dem ganzen Scheiß. Für alles ist Geld da, nur für das, was wirklich wichtig ist, nicht. Ich kann nicht Tag und Nacht durcharbeiten. Das habe ich Ihnen schon zigmal gesagt. Ich tu, was ich kann. Aber für einen allein …«

      »Sie haben einen Assistenten!«, wandte Hartwig ein.

      »Das ist ein Praktikant!«, antwortete Kiesekamp trotzig. »Der hat keine Ahnung! Es ist ja auch nicht das erste Mal.«

      »Nun«, gab sich Hartwig wieder ganz jovial. »Anfangsschwierigkeiten, meine Herrschaften. So lange ist das hier ja noch nicht in Betrieb. Das ganze Ensemble hier ist ein Multimilloneneuroprojekt, das gerade erst richtig zu laufen beginnt. Das spielt sich peu à peu ein.«

      Kiesekamp machte wieder »pfhhh«, verdrehte die Augen und lehnte sich mit verschränkten Armen gegen einen Schreibtisch.

      »Langsam«, sagte Pfeffer. »Noch einmal zum Mitschreiben: Das Videoüberwachungssystem funktioniert automatisch durch Bewegungsmelder. Die Kameras zeichnen nur auf, wenn eine Bewegung registriert wird …«

      »Ja. Rings ums Haus, in den Fluren und in den Gemeinschaftsräumen wie Eingangsbereich, Tiefgarage et cetera. Die einzigen Ausnahmen sind das Foyer sowie die Flure in den Büroetagen, die werden ständig videoüberwacht. Ansonsten gilt: Erst sobald jemand sich bewegt, gehen die Kameras los und zeichnen auf. Alle zwei Sekunden ein Bild. Dazu noch dreißig Sekunden Nachschlag, also wenn die Person schon längst weg ist.«

      »Kann man das leicht überlisten?«, fragte Bella Hemberger.

      »Na, so einfach nicht.« Kiesekamp kratze sich am Kinn. »Man kann natürlich ganz einfach einen Klebestreifen über einen Bewegungsmelder pappen, dann löst er nicht aus. Das ist aber ein Schuss ins Knie, weil man sich ja erst mal dem Ding nähern muss und schon

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