Geldsack. Martin Arz

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Geldsack - Martin Arz страница 9

Автор:
Серия:
Издательство:
Geldsack - Martin Arz

Скачать книгу

sagt man, Kinder?« Fiona Zumboldt sah ihre Kleinen streng an.

      »Danke, liebe Oma«, sagten die beiden Kinder wie aus einem Mund, dressiert und gelangweilt.

      »Deborah!«, rief ihre Mutter ungeduldig mit starkem, deutschem Akzent den Flur hinunter. »Deborah, where are you?«

      Ein junges Mädchen mit hektischen roten Flecken auf den Wangen kam angerannt. »Yes, Ma’am.« Dass sie Britin war, konnte man selbst bei den wenigen Worten hören.

       »Would you please take care of the children?«

      »Of course, Ma’am. Come on my sweeties …« Das Kindermädchen namens Deborah führte die Kleinen weg. Pfeffer hörte noch, wie der Bub seiner Schwester »Twenty fucking Euro« zuflüsterte. »Yeah, so fucking miserly«, tuschelte die Kleine zurück. Die Nanny sah sich erschrocken um, doch da keiner der Zumboldts das offenbar gehört hatte und es keinen Anschiss gab, schob sie die Kinder schnell den Flur hinunter. »In this case, stingy would be the better word«, hauchte die Nanny den Kleinen zu. Dass das niemand mitbekam, lag daran, dass Alois Zumboldt lospolterte und alle Aufmerksamkeit auf sich zog: »Können wir jetzt endlich mal hören, warum dieser Pfeffer von der Kriminalpolizei hier ist? Also, Pfeffer, was gibt es?«

      Pfeffer sagte, was es gab, ohne zu viele Details zu verraten. »Mehr kann ich Ihnen momentan noch nicht sagen, denn wir müssen das Obduktionsergebnis abwarten.«

      Die Reaktion der Familie erstaunte ihn nicht, nach allem, was er bisher mitbekommen hatte. Die drei wechselten lauernde Blicke, als ob sie darauf warteten, wer als erstes eine Reaktion zeigte. Schließlich sagte die Witwe: »Das ist unschön.«

      »So kann man es auch formulieren«, sagte Max Pfeffer.

      Sie öffnete die oberste Schublade der Kommode, entnahm ihr eine Schachtel Zigaretten und zündete sich eine an.

      »Mein Bub. Mein armer Bub.« Hedwig Zumboldt blinzelte hektisch, bis sie tatsächlich feuchte Augen bekam. »Ich hab immer befürchtet, dass es mal nicht gut mit ihm endet. Aber so?« Sie keuchte und schniefte, wühlte in ihrer Tasche nach einem Taschentuch und betupfte sich die Augen. Pfeffer glaubte ihr nicht.

      »Hedy, was redest denn du.« Alois Zumboldt legte seinen Arm um seine Frau, schien aber über die Todesnachricht nicht weiter erschüttert. »Dass unser Bub mal nicht gut endet. So ein Schmarrn. Wieso sagst du denn so was?«

      »Das würde mich auch interessieren«, sagte Max Pfeffer.

      »Ach, das war nur so dahingesagt.« Die Frau schnäuzte sich lautstark und klopfte sich mit der Faust gegen die Brust. »Ich hab mir halt immer Sorgen um meinen Bub gemacht. Wie man das als Mutter halt so macht. Er war ja manchmal ein bissl wild und unangepasst. Da macht man sich als Mutter öfter mal Sorgen, nicht wahr, Herr Pfeffer? Haben Sie auch Kinder?«

      Pfeffer nickte. Und ihr Blick rutsche sofort zu seinen Händen. Kein Ring.

      »Eins? Zwei? Buben oder Mädchen?«

      »Zwei Buben.«

      »Sehen Sie, da kennen Sie das sicher auch!«, rief Hedwig Zumboldt. »Man macht sich um die Buben einfach immer mehr Sorgen!«

      »Als um was?«, fragte Fiona zynisch und hektisch rauchend. »Als um Mädchen? Du hast keine Tochter, Hedy, nur einen Sohn. Hattest!«

      »Musst du jetzt rauchen?«, zischte ihre Schwiegermutter. »Kannst du nicht mal an die Kinder denken?«

      »Ich glaube, es ist besser, wenn ihr jetzt geht.« Fiona Zumboldt drückte die Zigarette in einem Porzellanaschenbecher aus. »Ich möchte ein wenig allein sein und das alles erst einmal verdauen.«

      »Wenn wir irgendwas für dich tun können …«, sagte Hedwig Zumboldt.

      »Sicher nicht.«

      »Verständlich, dass Sie nun allein sein möchten«, sagte Pfeffer. »Sie haben ja einiges zu regeln. Ich muss Sie allerdings alle bitten, sich in den nächsten Stunden zur Verfügung zu halten. Meine Kollegen und ich werden Ihnen einige Fragen stellen müssen, wenn wir die Laborergebnisse haben.«

      »Sicher.« Alois Zumboldt nickte.

      »Eine Frage jedoch, bevor ich Sie allein lasse. Wo waren Sie heute früh so zwischen fünf und sieben Uhr?«

      Fiona Zumboldt lachte gepresst. »Wo wohl? Im Bett! Und nein, dafür habe ich keinen Zeugen. Mein Mann und ich haben getrennte Schlafzimmer. Abgesehen davon, war er ja um diese Zeit nicht zu Hause!«

      »Wir haben auch geschlafen«, sagte ihr Schwiegervater.

      »Allerdings«, ergänzte seine Frau. »Und wenn Sie es genau wissen wollen, auch wir haben getrennte Schlafzimmer.«

      Max Pfeffer trat hinaus in die milde Aprilsonne und atmete tief durch. Auf der Straße rauschte eine Tram vorbei, dann noch eine. Der Boden vibrierte leicht. Pfeffer telefonierte kurz mit Hauptkommissarin Hemberger, um diverse Anweisungen zu geben. Sie und Kollege Yusufoglu sollten sich in Zumboldts Büro umsehen.

      Pfeffer, ganz Koffeinjunkie, brauchte sofort ganz viel Koffein, stark und schwarz. Er ließ den Tower hinter sich, lief die Müllerstraße ein kurzes Stück entlang und kehrte im Café Forum an der Ecke zur Corneliusstraße ein. Er kannte den Laden von früher, als er noch nicht so schick eingerichtet war und die Preise moderater waren. Man orientierte sich eben an der neuen Klientel im Viertel. Viele Tische waren mit meist weiblichen Frühstückern besetzt, Kinderwägen überall in den Gängen. Pfeffer erkannte auch einen beliebten Schauspieler. An der Bar schüttete Pfeffer schnell hintereinander einen doppelten Espresso und dann noch einen Macchiato hinunter und fühlte sich endlich besser. Er legte das Geld auf den Tresen und ging wieder zurück zum Tower. Er umrundete das Gebäude, um sich hinten im Garten noch einmal die Fundstelle der Leiche ganz in Ruhe anzusehen. Das machte er gerne. Nicht, dass er den Kollegen von der Spurensicherung misstrauen würde, aber Pfeffer hielt durchaus etwas von Intuition, und manchmal gab ein Tatort mehr preis, als wissenschaftlich zu benennen war.

      Die Stelle zwischen Hecke und Hauswand, an der die Leiche gelegen hatte, war mit frischem Rindenmulch bedeckt, der kräftig nach Natur roch. Pfeffer ging in die Hocke und betrachtete eingehend den leichten Abdruck, den der Körper im weichen Untergrund hinterlassen hatte. Dann umrundete er gebückt die Fundstelle. Warum hatte Guido Zumboldt den Weg verlassen und war hinter die niedrige Hecke gestiegen? Denn dass der Fundort auch der Tatort war, ließ sich recht leicht daran erkennen, dass es keinerlei Schleifspuren, abgeknickte oder zertrampelte Zweige an der Hecke gab. Der Täter musste auf der anderen Seite der Hecke gestanden und dann sein Opfer von hinten erschlagen haben.

      Pfeffer spürte, dass er beobachtet wurde. Er blickte auf. Der Gärtner stand am anderen Ende der Grünfläche mit einem Rechen in der Hand und blickte herüber. Als er bemerkte, dass Pfeffer ihn bemerkt hatte, schaute er schnell weg und begann zu rechen. Max Pfeffer richtete sich auf, dabei fiel ihm etwas im Mulch auf. Zwei kleine Papierschnippelchen. Entweder lagen sie nicht im Bereich, den die Spurensicherung unter die Lupe genommen hatte, oder sie waren tatsächlich niemandem aufgefallen. Pfeffer hob sie auf und betrachtete sie nachdenklich. Irgendwie kam ihm das Papier bekannt vor, doch er konnte sich nicht erinnern. Mit ihren geraden Kanten sahen sie aus wie aus einem Aktenvernichter. Pfeffer steckte sie in seine Brieftasche und ging zum Gärtner hinüber, der rechte und dabei so tat, als würde er Pfeffer nicht beachten.

      »Eine Frage noch, Herr Stockmair«, sagte Pfeffer.

Скачать книгу