666 Der Tod des Hexers. Micha Krämer

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу 666 Der Tod des Hexers - Micha Krämer страница 7

Автор:
Жанр:
Серия:
Издательство:
666 Der Tod des Hexers - Micha Krämer

Скачать книгу

mal, Nina, ist das nicht deine Stieftochter?“, fragte sie verwundert.

      Nina trat ebenfalls ans Fenster und blickte in die von wilden Rosen eingefasste Einfahrt, in der hinter Küblers Dienstporsche ein dunkelblaues Mercedes Cabriolet hielt. Da das Verdeck geöffnet war, konnte man auch wunderbar die Fahrerin erkennen. Eindeutig Sarika.

      „Hmmm“, antwortete sie lediglich und beobachtete, wie der kleine Wagen wieder zurücksetzte, ziemlich hastig auf die Straße schlidderte und mit quietschenden Reifen davonschoss.

      „Die hat es aber sehr eilig“, fand Heike.

      Nina antwortete nicht, sondern wählte stattdessen Sarikas Nummer. Sie hatte Glück. Das Mädchen nahm das Gespräch bereits nach dreimal Läuten an.

      „Sie kommt zurück“, antwortete Nina nach dem Gespräch, ging dann an Frau Gladenberg vorbei in den Flur, rannte die Treppe hinunter und zur Haustür hinaus. Bereits wenige Sekunden später knirschten zum zweiten Mal für diesen Tag die Räder von Sarikas kleinem Benz in der Einfahrt.

      Nina trat an den Wagen und beugte sich über die Front- und Seitenscheibe.

      „Moin, Sari“, begrüßte sie ihre Stieftochter, zu der sie tatsächlich, und anders als es in den Grimmschen Märchen erzählt wurde, ein sehr gutes Verhältnis hatte.

      „Moin, Nina“, erwiderte diese und sah sie mit geröteten Augen über den Rand ihrer Sonnenbrille an. Scheinbar hatten sie beide heute Morgen das gleiche Problem.

      „Du wolltest zu Fabrice?“, mutmaßte Nina einfach mal.

      „Klar … Was soll ich hier sonst wollen?“, schnaufte Sarika verächtlich.

      „Immer noch Stress mit ihm?“, erkundigte Nina sich weiter und traf, wie es schien, genau ins Schwarze.

      „Der Arsch hat so ein blödes Video hochgeladen und auf der Witchwar-Seite bei Facebook und Insta geteilt“, zischte sie und hieb dann wütend auf das Lenkrad des Wägelchens.

      Nina dachte einen Moment nach, was sie sagen konnte und was nicht. Sarika war definitiv eine Zeugin, die sie früher oder später befragen mussten. Dummerweise war sie aber auch ihre Stieftochter. Nina ging um den Wagen herum, öffnete die Beifahrertür, hob Sarikas Handtasche vom Sitz, ließ sich nieder und zog die Türe zu.

      „Was gibt das jetzt? Soll ich dich wohin fahren?“, fragte Sarika irritiert.

      „Nein, wir müssen reden. Mach das Dach und die Fenster zu“, wies Nina sie an.

      „Was ist denn los?“, wollte Sarika wissen, schloss aber wie gewünscht das Dach und die Seitenscheiben.

      Nina wartete geduldig. Es musste nicht jeder mitbekommen, was sie dem Mädchen zu sagen hatte.

      „Du bleibst jetzt bitte ganz ruhig und hörst mir zu. Es kann sein, dass Fabrice etwas zugestoßen ist. Heute Morgen wurde oberhalb von Friesenhagen die Leiche eines Mannes gefunden. Es gibt Hinweise, die darauf schließen lassen, dass es sich dabei um Fabrice handeln könnte“, kam sie direkt zur Sache und beobachtete dabei genau Sarikas Reaktion. Sie fiel aus, wie Nina es erwartet hatte. Ihrer Stieftochter entglitten sämtliche Gesichtszüge. Ihre Hände verkrampften sich zitternd um das Lenkrad.

      „What the Fuck …“, stammelte sie. Nina griff ihren Arm.

      „Sarika, wir wissen noch nicht, was genau passiert ist und ob es sich tatsächlich um den Sänger eurer Band handelt. Es ist jetzt ganz wichtig, dass du mir alles erzählst, was du weißt und was gestern nach dem Konzert vorgefallen ist“, schilderte Nina ihr sehr eindringlich die derzeitige Lage.

      Sarika nickte.

      Oberkommissarin Heike Friedrich-Liebig stand am Fenster und sah hinunter in die Einfahrt. Bei dem Gespräch zwischen Nina und ihrer Stieftochter wäre sie jetzt gerne mal als lauschendes Mäuschen dabei. Worüber die beiden sprachen, war ihr ziemlich klar. Dass Sarika und der vermeintlich verstorbene Junge sich kannten, war mehr als offensichtlich.

      Die Wand gegenüber dem Fenster war komplett schwarz angemalt worden. Darauf in Weiß das Logo einer Heavy-Metal-Band namens Witchwar, was ja so viel bedeutet wie Hexenkrieg. Ein, wie Heike fand, selten dummer Name. Um das Logo herum verteilt waren Dutzende von Fotos. Einige zeigten auch Sarika Zielner, Ninas Stieftochter. Wobei Nina ihr aber auch schon auf der Fahrt hierher erzählt hatte, woher sie den verschwundenen Jungen kannte. Dass Nina das Mädchen gerade alleine befragte, war aus Ermittlersicht nicht gut. Andererseits konnte Heike es durchaus verstehen. Sie war selbst Mutter. Würde ihre Tochter Florentina da unten in dem Wagen sitzen, hätte Heike auch zuerst alleine mit ihr sprechen wollen und war sich sicher, dass Nina dies ebenfalls respektieren würde. Heike wandte sich ab und ging zu dem Schreibtisch rechts neben dem großen Bett, auf dem ein Laptop stand. Sie klappte das Gerät zu und zog die Stecker für das Netzteil und die Maus heraus. Auf dem Regal über dem Schreibtisch lag eine externe Festplatte. Die würden sie genau wie auch das Notebook mitnehmen.

      „Meinen Sie, das ist nötig? Fabrice wird das, wenn er nach Hause kommt, bestimmt nicht gutheißen, dass Sie seinen Computer mitgenommen haben“, sagte Frau Gladenberg, die mit besorgtem Blick in der Türe stand und Heike beobachtete.

      „Das muss leider sein, Frau Gladenberg. Aber ich kann Ihnen versprechen, dass die Kollegen von der Technik sorgsam mit dem Gerät umgehen und Sie es wohlbehalten wiederbekommen“, erwiderte Heike. Dass Fabrice den Computer vermutlich nicht mehr brauchen würde, verschwieg sie weiterhin. Offiziell waren sie hier, weil die Mutter den Jungen als vermisst gemeldet hatte. So lange nicht feststand, dass es sich bei dem Toten tatsächlich um Fabrice handelte, würden sie dies auch so belassen. Ein Umstand, der Heike schwerfiel. Doch was war besser? Sollten sie mutmaßen, dass der Sohn tot war, und der stand gleich dann doch plötzlich quicklebendig auf der Matte … oder sollten sie erst einmal die Klappe halten und abwarten, bis sie mehr wussten? Für sie nicht wirklich eine Frage.

      „Was ist eigentlich mit dem Vater von Fabrice?“, lenkte sie das Gespräch nun erst einmal in eine andere Richtung.

      „Wir leben getrennt. Schon lange“, antwortete die Frau mit den graublonden Haaren, die vermutlich nur ein paar Jährchen älter war als Heike selbst. Sie war eine, wenn man sich die Sorgen aus ihrem Gesicht einmal wegdachte, sehr hübsche Frau.

      „Das heißt, Sie und Fabrice leben alleine in diesem Haus?“, fragte Heike weiter.

      „Ja … nein. Meine Tochter Anne hat noch ein Zimmer hier im Haus. Sie studiert seit letztem Jahr in München und besucht uns nur noch selten. Nur für das Wochenende lohnt sich die weite Fahrt ja nicht“, antwortete Frau Gladenberg.

      „Hat Fabrice Kontakt zu seinem Vater? Könnte er bei ihm oder bei Anne sein?“, erkundigte Heike sich der Form halber und betrachtete weiter die Fotos, die mit Reißzwecken rund um das Bandlogo von Witchwar auf die schwarze Wand gepinnt worden waren. Auf den Bildern waren auffallend viele Mädchen zu sehen. Heike stutzte. Wenn man es genau nahm. waren da überhaupt keine Jungs drauf.

      „Wie ist es mit Freunden, Kumpels oder Klassenkameraden? Gibt es da jemanden, der wissen könnte, wo sich Ihr Sohn befindet?“, forschte Heike weiter.

      Frau Gladenberg überlegte einen Moment. „Eigentlich kämen da nur die Mädchen aus der Band infrage. Einen Freund, also so einen richtigen besten Kumpel, den gibt es soweit ich weiß nicht. Wie es sich mit seinen

Скачать книгу