Unter Der Sommersonne. Manu Bodin

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Unter Der Sommersonne - Manu Bodin

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er sich auf den Weg nach Hause gemacht, 30 Minuten Fußmarsch bis zur Metro-Station Denfert-Rochereau. Unterwegs hatte er ein Lächeln auf den Lippen, seine Augen blitzten und im Kopf ging er den gemeinsamen Abend noch einmal durch. Am nächsten Morgen erwartete Franck etwas ganz anderes. Er musste früh aufstehen, die Ärmel hochkrempeln und ohne Überzeugung, Leidenschaft und Freude ackern, wie ein Roboter, ein lebender Toter.

      Svetlana hatte soeben einen so außergewöhnlichen Tag erlebt, wie sie bis dahin noch nicht viele erlebt hatte. Sie hatte noch nicht viele Männer gekannt. Ihre Erfahrungen waren alle nur von kurzer Dauer gewesen. Sie setzte eine zarte Hoffnung in dieses Treffen. Was gab es romantischeres als zwei Menschen, die in zwei sehr unterschiedlichen Universen aufgewachsen waren und die es schafften, sich zu finden? Franck war es gelungen sie mit seiner Natürlichkeit, seiner Freundlichkeit und seiner Fähigkeit zuzuhören zu verführen. Er hatte sich aufrichtig für sie interessiert. Bevor sie sich auch nur zum ersten Mal geküsst hatten, hatte Svetlana gemerkt, dass sie ihm bereits etwas bedeutete. Außerdem hatte sie seine künstlerischen Seite bezaubert. Ein Künstler, der ein wenig gefangen war in seinen Träumen und seinem Leben, aber ein Original, auf das sie nicht jeden Tag treffen würde.

      Svetlana lag in ihrem Bett, führte eine Hand über ihre Lippen spazieren und ließ die Ereignisse des Tages, der sie überwältigt hatte, noch einmal vor ihrem inneren Auge Revue passieren. Sie fragte sich, warum ihre vorherigen Begegnungen kein so heftiges Verlangen hervorgerufen hatten. Was war anders an diesem Franzose, der doch auf den ersten Blick so normal wirkte? Franck war die Art von großem, schlanken und braunhaarigen jungem Mann mit einem Allerweltsgesicht und kurzen Haaren, dem man in allen Städten begegnen konnte. Ein drei-Tages-Bart versteckte die etwas eingefallenen Wangen und verlieh ihm, je nachdem wie lange die letzte Rasur zurücklag, dieses etwas schlampige oder verwegenen Aussehen, weit entfernt von den engelsgleichen Normen eines glatthäutigen Bürokraten. Franck hatte sich ihr gegenüber so zuvorkommend und aufmerksam gezeigt, dass sie gar nicht anders gekonnt hatte, als ihm zu verfallen. Hatte sie gerade jemanden kennengelernt, der sie wunschlos glücklich machen, und der sie neue und schöne Gefühle entdecken lassen würde? Der Mann, der ihr Leben prägen würde? Derjenige, in den sie sich wirklich verlieben würde? Svetlana verspürte ein starkes Bedürfnis, ihn schnell wiederzusehen, um das, was sie fühlte zu bestätigen. Sie hatte es auch eilig, wieder in seinen Armen zu liegen. Sie begann zu träumen und zu hoffen… Svetlana hatte noch niemanden mit Leidenschaft geliebt. Im geheimen sehnte sie sich danach, dass sich dieses Wunder ereignen würde. Warum nicht jetzt? War es riskant, sich Hals über Kopf auf einen Franzosen einzulassen, der mehr als 7000 Kilometer von ihr entfernt lebte? Knallte sie in eine Wand, ohne sich davon wieder erholen zu können? Mit dieser Unmenge an Fragen, die an ihr zerrte, zermarterte sie sich ihren Kopf. Sie konnte nicht einschlafen. Obwohl sie im Innersten aufgewühlt war, fühlte sie sich ruhig. Noch kein Mann hatte so ein gekonntes Verführungsspiel an den Tag gelegt und das Verlangen im Laufe eines Tages derart gesteigert. Das Glück hatte sich soeben offenbart. In diesem Augenblick hatte Svetlana gespürt, dass es dieses Mal anders sein würde als bei ihren vorherigen Beziehungen.

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