Afrikanische Märchen & Mythen. paapa team
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Dieses Werk (AFRIKANISCHE MÄRCHEN & MYTHEN von papaapa) ist frei von bekannten Urheberrechtseinschränkungen.
Der ursprüngliche Text dieses Buches basiert auf Ethnologischen Berichten, Historischen Überlieferungen und Erzählungen. Die Rechte an dem überarbeiteten Text und der hier vorliegenden Übersetzung ins Deutsche verbleiben beim Verlag. Einzelne Geschichten oder Passagen können gerne auszugsweise übernommen werden.
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Vorwort
Als Kinder saßen wir jede Nacht in dem westafrikanischen Dorf, in welchem ich aufgewachsen bin, vor dem Feuer. Meine Großmutter erzählte die Geschichten unseres Volkes und erfand immer wieder Varianten, sodass wir fast jeden Abend ein neues Märchen zu hören bekamen. In diesen Tagen gab es im Dorf einen einzigen Schwarz-Weiss-Fernseher, welcher allerdings aufgrund der bescheidenen Netzabdeckung nur bei optimalen Wetterverhältnissen in Betrieb genommen werden konnte. Dann blieb der Kasten für die Männern des Dorfes reserviert, welche sich vor ihm versammelten, um sich über Sport oder Politik zu informieren. Der Lehrer des Dorfes besaß einige zerfledderte Magazine. Aus diesen las er der begeisterten Damenwelt hin und wieder vor. Sicher nicht ohne dabei eigene Interessen zu verfolgen. Die abendliche Unterhaltung der Kinder aber blieb ganz den Alten vorbehalten. Meine Gedanken waren daher bevölkert von Häuptlingen, Prinzen, Geistern und wundersamen Tieren. Ich glaubte fest daran, dass da im Schatten der Nacht, tief im Dschungel, die Ahnen uns zuschauten, wie wir geröstete Nüsse aßen und vor dem Feuer hockten. Diese schöne Welt wurde auf einen Schlag zerstört, als mein Vater, welcher in der Großstadt lebte, das Potential einer 8-jährigen Arbeitskraft in mir erkannte, und mich eines Tages abholte. Meine Schlafmatte auf dem braunen Lehm wurde gegen ein Stück Karton auf Zement getauscht. Jeden morgen um 4 Uhr fing ich an gesüßte Teigballen zu frittieren, die ich dann im gestauten Straßenverkehr der Millionenstadt, auf dem Kopf balancierend, an die Autofahrer zu verkaufen hatte; immerhin – es gab etwas zu essen. Meine Kindheit im Dorf war für immer vorbei und die Lichter der Slums hatten wenig Tröstliches im Vergleich mit dem Tanz der Glühwürmchen in der Dschungelnacht. Nun sind Jahrzehnte vergangen und ich lebe auf einem anderen Kontinent. Freunde die ähnliche Wege zurück gelegt haben erzählten mir von den Märchen ihrer Großmütter. Diese kleine Sammlung von Geschichten und Mythen ist vielleicht das Einzige, was wir aus der alten, verlorenen Welt Afrikas mitnehmen konnten, aber gehört sicher zu dem Schönsten. Viel Freude beim Lesen, Vorlesen und Weitererzählen!
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Mythen und Märchen der Bantu - eine Einführung
Bantu ist eigentlich ein Sammelbegriff für über 400 verschiedene Völker, welche unterschiedliche Bantu Dialekte sprechen. Diese Sprachen, obwohl eigenständig, lassen dennoch viele linguistische Gemeinsamkeiten erkennen. Die Völker, welchen den Bantu zugeordnet werden können, bewohnen große Teile des afrikanischen Kontinents. Die Klassifikation Bantu ist in erster Linie linguistisch zu verstehen, denn die kulturellen Muster dieser Völker sind äußerst vielfältig. Die sprachliche Verbindung hat jedoch zu vielen Theorien Anlass gegeben, welche im Kern eine gemeinsame Herkunft des Bantu Volkes für möglich halten. Es gibt zahlreiche ethnologische Hinweise, welche den Ursprung der Bantu Sprache auf ein Gebiet zurückführen, welches an der heutigen Grenze zwischen Kamerun und Nigeria liegt. Es ist allgemein anerkannt, dass etwa ein Drittel des Gebietes, welches heute von Bantu sprechenden Völkern besiedelt ist, bis vor etwa 2000 Jahren von anderen Stämmen beherrscht wurde. Historiker vermuten, dass die Ausbreitung der Bantu mit deren überlegenen bäuerlichen Techniken in Zusammenhang stand, welche es ihnen ermöglichten in den tropischen Regenwald Äquatorialafrikas vorzudringen. Von hier breiteten sich Bantu sprechende Völker bis weit in den Süden Afrikas aus. Obwohl die sprachliche und grammatikalische Struktur der verschiedenen Sprachen Ähnlichkeiten aufweist, bilden die Bantu sprechenden Völker keine homogene Gruppe. Viele Millionen Menschen sprechen heute einen dieser Dialekte und bevölkern ein Gebiet das von Nigeria in Westafrika über Uganda in Ostafrika bis hinunter nach Südafrika reicht. Wie sich diese Sprachen genau verbreiteten bleibt ungewiss. Die ersten Weißen begegneten den Völkern der Bantu im 16. Jahrhundert. Der Wissenschaftler Wilhelm Bleek verwendete das
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Die Schildkröte und der böse Varan
Es war einmal eine Schildkröte, die lebte an einem See, auf dessen Grund ein goldener Schatz war. In einiger Entfernung lebte ein Varan mit seiner Familie. Die Schildkröte und der Varan schworen sich eines Tages ewige Freundschaft und schlossen Blutsbrüderschaft. In jener Zeit war aber Salz eine Kostbarkeit und der Salzvorrat der Schildkröte ging zur Neige. So nahm die Schildkröte einen goldenen Stein vom Grund des Sees in ihr Maul, ging zum Varan und fragte diesen, ob er denn noch etwas Salz hätte, denn schließlich seien sie ja Blutsbrüder. Der Varan gab der Schildkröte einen großen Beutel mit Salz im Tausch gegen das Gold. Da die Schildkröte nur kleine Hände hatte, band sie den Beutel an einen Strick, legten sich diesen um den Hals und begab sich auf dem Rückweg. Der Strick aber begann sich auf dem Weg aufzureiben und der Beutel mit Salz blieb im Staub der Straße liegen. Der Varan war tückisch und heimlich der Schildkröte gefolgt. Er packte den Beutel und war dabei das Weite zu suchen. Als die Schildkröte dies bemerkte rief sie: “Was tust du da, warum stiehlst du mein Salz für welches ich dir Gold gegeben habe?“ Der Varan entgegnete der Schildkröte, dass das Salz seine Beute sei, schließlich wäre der Beutel auf dem Weg herumgelegen. So stritten sich die beiden eine ganze Weile und beschlossen schließlich die Angelegenheit vor den Rat der Tiere zu bringen. Dort brachten sowohl die Schildkröte als auch der Varan ihre Argumente vor. Der Rat der Tiere zog sich zurück, denn die Angelegenheit war kompliziert. Schließlich wurde beschlossen, dass sich der Varan und die Schildkröte das Salz teilen sollten. So wurde der Beutel in zwei Hälften geschnitten. Der Varan zog mit seinem Teil von Dannen und die Schildkröte mit ihren kleinen Händen transportierte mühsam die aufgeschnittene andere Hälfte des Beutels nach Hause. Als sie dort angelangt war, hatte sie nur noch einige Krümel Salz übrig. Die Schildkröte war traurig und dachte lange über den Vorfall nach. Dann verwandelte sich ihre Trauer in Ärger. Sie schlich sich heimlich zu Behausung des Varans, welche in der Nähe eines großen Termitenhügels lag. Dort sah sie den Sohn des Varans, wie er aus einem Termitenhügel mit seiner langen Zunge die Insekten leckte. Ganz in sein Tun vertieft bemerkte er die Schildkröte nicht. Diese aber verbiss sich tief in den Körper des kleinen Varans welcher laut anfing um Hilfe zu rufen. Sein Vater kam herbei gestürzt und als er die Schildkröte sah schrie er: “Was tust du da, hör auf, das ist mein Sohn, mein Blut!“ Die Schildkröte aber sah den Varan mit kalten Augen an und sprach: “Das habe ich auf dem Weg gefunden, es ist gehört mir, so lass nun den Rat der Tiere entscheiden wie zu verfahren sei“! Da begaben sich die beiden erneut vor den Rat der Tiere und brachten die Sache vor. Der Rat aber entschied nach reiflicher Überlegung, dass erneut geteilt werden müsse. Und so wurde der kleine Varan in zwei Teile geschnitten.
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Die Menschenfleischsuppe
Es war einmal ein Mann, der lebte mit seiner Frau Mulamu glücklich und zufrieden auf seinem Bauernhof. Der Bruder der Frau lebte zwei Tagesreisen entfernt von der Familie, hinter den roten Bergen. Das Paar hatte einen Sohn namens Kwege, und einen Sklaven, der wurde Bahati genannt. Diesen hatten sie von einem alten Freund als Geschenk erhalten. Der Mann aber arbeitete jeden Tag auf dem Feld und brachte Früchte mit nach Hause. Eines Tages wurde der Mann krank und starb, da sprach die Mutter Mulamu zu ihrem Sohn Kwege: „Mein Sohn, geh und ernte ein paar Kürbisse, damit ich sie für unser Abendessen kochen kann, denn dein Vater ist tot und bringt nichts mehr vom Felde.“ Kwege weigerte sich energisch und erwiderte seiner Mutter: „Ich habe Angst auf dem Feld von Regentropfen getroffen zu werden,