Der Hölle so nah. Michael Bardon

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Der Hölle so nah - Michael Bardon

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      »Auf einen wunderschönen Abend …«

      »Ja, auf einen wundervollen Abend und auf hoffentlich viele, die noch folgen werden«, hauchte sie in einem verführerischen Tonfall. Dabei nahm ihr bildhübsches Gesicht eine dezente Rotfärbung an und sie senkte verlegen ihren Blick.

      Mein Herz vollführte einen mehrfachen Salto vor Glück, während ich mit Todesverachtung an meinem Rotwein nippte.

      Damals kam es mir wie der Himmel auf Erden vor. Dass ich bereits der Hölle so nah war, fiel mir natürlich nicht auf. Wie auch? Ich hatte ja nur Augen für Charlys unbeschreiblichen Liebreiz.

      Der Abend verlief unglaublich harmonisch. Irgendwann fing Charly dann an, mich quer über den Tisch mit Eis zu füttern. Ich fraß ihr buchstäblich aus der Hand, hing an ihren sinnlichen Lippen, lauschte ihrer sanften Stimme, ließ mich von ihrem Lachen verzaubern und genoss ihre körperliche Nähe.

      Der schwule italienische Kellner kam an diesem Abend noch einige Male an unserem Tisch vorbei. Nach dem dritten – oder war es bereits das vierte? – Glas Wein beschlossen wir, mit dem Taxi zu ihr nach Hause zu fahren.

      Charly wohnte in einem kleinen Zwei-Zimmer-Apartment. Die Einrichtung kam von der Stange, zeugte aber dennoch von ihrem guten Geschmack. Wir richteten uns auf ihrem gerade einmal zwei Quadratmeter großen Balkon gemütlich ein und kuschelten uns eng aneinander. Wir genossen die laue Sommernacht, hielten uns bei den Händen und lachten viel miteinander.

      Dann geschah es.

      Unsere Lippen fanden sich, und als sie mir wie selbstverständlich ihre Zunge darbot, versank die Welt um mich herum in einem Meer aus Feuer. Die Flammen der Leidenschaft, der Durst nach Liebe, der Hunger nach Zärtlichkeit, das ohnmächtige Gefühl, in einem Strudel der Begierde ertrinken zu dürfen, loderten in meinem Herzen, fraßen sich tief in mein Seele, belegten mich mit einem nicht mehr enden wollenden Zauberfluch.

      Für einen kurzen Moment schrie mein Ich gepeinigt auf. Erhob warnend den Zeigefinger, versuchte die Kontrolle über meinen Verstand wieder aus den Klauen der Liebe zu erobern. Doch Amor hatte bereits seinen Pfeil auf mich abgeschossen. Er war tief in mein Fleisch eingedrungen und hatte sein liebliches Gift in meinem gesamten Körper verteilt.

      Haben Sie so etwas auch schon erlebt? Haben Sie auch schon einmal die totale Hingabe gespürt, die Aufgabe des eigenen Ich?

      Dann wissen Sie ja, wie es mir in diesem Moment ergangen ist.

      Die Atmosphäre schien vor angestauter Sinnenfreude geradezu zu knistern. Ich weiß nicht mehr genau, wie lange wir uns auf dem Balkon geküsst haben. Doch irgendwann stand Charly einfach auf, hauchte mir ein »Schlaf mit mir!« ins Ohr und zog mich in die Richtung, in der ihr massives, eisernes Doppelbett stand.

      Ich weiß: Ein Gentleman genießt und schweigt. Ich möchte Sie auch wirklich nicht mit allen Einzelheiten unserer ersten Nacht langweilen. Doch als Charly die Träger ihres Sommerkleidchens löste und wenige Augenblicke später vollkommen nackt vor mir stand, stockte mir der Atmen – vor Erregung.

      Ich befand mich in einer Art Schockstarre, war nicht willens oder fähig, meinen Blick von ihrem nackten Körper abzuwenden. Ihre Hand nestelte an den Knöpfen meiner Jeans, während sich ihre perfekt geformten Brüste am Stoff meines T-Shirts rieben. Für einen Moment schaute sie mir tief in die Augen, dann zog sie mir meine Hose herunter und ging vor mir auf die Knie.

      Ich will Ihnen wirklich nicht beschreiben, was ihre zierlichen Finger, was ihre sinnlichen Lippen alles mit mir angestellt haben. Doch es war mit Abstand das Schönste, das ich in all den Jahren erleben durfte. Als wir schließlich auf ihrem Bett lagen und sie mich bereitwillig in sich aufnahm, zerplatzte die Geißel der Vernunft, die mich all die Jahre mit eiserner Hand beherrscht hatte.

      Ich spürte das rhythmische Kreisen von Charlys Becken. Spürte ihre vor Erregung steil aufgerichteten Knospen, und ich spürte das wilde Verlangen, das überall in ihr zu brennen schien. Ihre Fingernägel gruben sich schmerzhaft in mein Fleisch, während sie ihre Zähne begehrlich in mein Ohrläppchen schlug.

      Der Schmerz ließ mich laut aufschreien und steigerte meine Lust, mein Verlangen, meine Begierde ins Unermessliche.

      Ich hörte ihren keuchenden Atem, spürte ihren ekstatisch zuckenden Leib und schmeckte das Salz ihres süßen Schweißes, als ich ihre zarte Haut mit meiner Zunge liebkoste. Als wir gemeinsam unserem Höhepunkt entgegentrieben, warf sie mich auf den Rücken, fesselte mich mit Seidentüchern an das Bettgestell und presste ihre Schenkel fest gegeneinander.

      Dann verband sie mir mit einem weißen Seidenschal die Augen und flüsterte ganz zart in mein Ohr: »Der ist in Zukunft nur noch für dich.«

      Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass ich nie zuvor so einen Orgasmus erleben durfte. Wäre ich nicht an das Bett gefesselt gewesen, wäre ich nackt und voller Glückseligkeit quer durch Frankfurt getaumelt.

      Irgendwann – ich kann die vergangene Zeit wirklich nicht abschätzen – befreite mich Charly wieder von meinen Fesseln. Wir kuschelten uns verliebt aneinander, genossen die Nähe, genossen die Geborgenheit, genossen die Wärme, die wir uns gegenseitig schenkten.

      Als der Morgen bereits erwachte und der Himmel eine zartrosa Färbung annahm, schliefen wir eng ineinander verschlungen ein. Von da an waren wir für einander da, und ich dachte, es würde für den Rest meines Lebens auch so bleiben …

      Alles ändert sich

      Nach dieser ersten Nacht änderte sich mein Dasein von Grund auf.

      Charly wirbelte durch mein Leben wie der Hurrikan Katrina durch New Orleans. In mein puristisch eingerichtetes Penthouse zogen neue Möbel ein. Die Wände bekamen einen farbigen Anstrich oder wurden – Sie erinnern sich noch an mein Wohnzimmer? Mit sündhaft teuren Seidentapeten bespannt.

      Ich weiß nicht mehr, wie viele Tage wir durch die hippen Kunstgalerien unseres schönen Frankfurt gezogen sind. Doch am Ende hatte ich für Bilder, Skulpturen und anderweitige Dekorationsartikel den Gegenwert eines deutschen Mittelklassewagens ausgegeben.

      Es wird für mich immer ein Rätsel bleiben, wieso manche Menschen Unsummen für ein einziges Gemälde ausgeben. Geldanlage hin oder her. Kann es wirklich sein, dass Dali, Monet, Picasso, van Gogh oder Kandinsky so außergewöhnliche Kunstwerke erschufen, dass man heute dafür Millionen zahlen muss?

      Ein altes Sprichwort sagt: Jeden Morgen steht ein Dummer auf, du musst ihn nur finden.

      Gehen Sie einmal auf eine Kunstauktion. Da sitzen Hunderte von diesen Trotteln und gieren danach, einen Haufen Geld zum Fenster hinauszuwerfen. Ich weiß nicht, wie es Ihnen ergeht, doch ich kann über solch eine Torheit nur verständnislos den Kopf schütteln.

      Warum kaufen sich diese Menschen von dem schönen Geld nicht lieber einen Porsche, einen Ferrari oder einen Lamborghini? Da hätten sie wenigstens was davon.

      Charlys Geschmack war zum Glück nicht ganz so erlesen. Sie bevorzugte die Impressionisten der Gegenwart, die jedoch – zu meinem Leidwesen – auch schon recht kräftig an der Preisschraube drehten. Doch ich will mich wirklich nicht beklagen. Mein Penthouse verwandelte sich in ein gemütliches Zuhause, während mein Konto beachtlich zusammenschrumpfte.

      Exakt zwei Monate nach unserem ersten Rendezvous zog Charly mit Sack und Pack

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