Predigten durch ein Jahr. Martin Luther

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Predigten durch ein Jahr - Martin Luther

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hat, daß man einen Unterschied mache zwischen den geistlichen (wie sie erdichtet haben) und einem einfachen Christenstand. Christus hatte auch nicht für diesen oder einen besonderen Stand gelitten, und ist gestorben, sondern zum Trost seiner christlichen Kirche, welche nicht geteilt, sondern ein einiger Leib ist des einigen Hauptes Jesu Christi, in dem alle Glieder, gleich sind, obwohl der Beruf und die Werke ungleich und unterschiedlich sind.

      Diesen Mißbrauch, der sehr groß und gefährlich ist, sollte man nicht vergessen, sondern von der Kanzel fleißig predigen, weil die Katholiken so verstockt und unbußfertig auf ihrem gottlosen Wesen bestehen. Denn wie kommt das heilige Sakrament dazu, daß man es dazu gebraucht um einen Unterschied unter den Christen zu machen, so es doch unser Heiland Jesus Christus gerade dazu eingesetzt hat, um uns einen Trost und ein gutes Gewissen zur Stärkung unseres Glaubens. Denn das Sakrament soll in der Christenheit gleich wie ein Band sein, mit dem die Christen zusammen verbunden sind, daß sie gleich wie ein Brot oder ein Kuchen sind, nicht allein damit, daß sie zugleich einen Gott, ein Wort, eine Taufe, ein Sakrament, einer Hoffnung und Zuversicht haben, sondern auch ein Leib sind, wo ein Glied dem anderen die Hand reicht, helfen, raten und das Leid zusammen tragen. Diesen Brauch des heiligen Sakramentes haben die Katholiken ganz und gar aufgehoben, daß allein Sie sich das Sakrament angemaßt haben, und sich dadurch zu einem besonderen Haufen gemacht, der besser sein sollte, als die einfache Christenheit. Damit nun aber die einfachen Christen auch eine Gestalt haben und nicht ganz verachtet sind, haben sie dieses Fest acht Tage lang im Jahr gehalten, wo man dieser einen Gestalt mit einem großen Gepränge durch die Stadt mit Spielen und Musik, damit den Leuten die Augen darüber übergingen, daß sie denken mußten, obwohl der Priesterstand viel herrlicher wäre und größer vor Gott, so hätten sie doch auch etwas, womit man sich rühmen könne.

      Zu diesem allen hat das heutige Evangelium ihnen auch gedient. Gleich als hätte dieser Hausvater ein Mahl für Mäuse angerichtet, und allein zu essen, aber nicht zu trinken gegeben. Dabei singen sie aber doch: «komme, esset mein Brot und trinket meinen Wein.» Aber so geht es unserem Herrn und Gott immer, was er stiftet und anordnet, das muß von dem Teufel und den Seinen verkehrt werden, dazu noch gelästert und geschändet. Also geht es mit den heiligen Sakrament auch, welches auf dieses Fest noch heute auf das greulichste von den Katholiken gelästert und geschändet wird. Denn, wie gesagt, halten sie dies Fest nicht dem heiligen Sakrament zu Ehren, sie würden sonst das ganze Sakrament herumtragen. Sie machen aber es sich selbst zu Ehren und verdrehen es dahin, nicht, daß wir viel davon haben sollten, sondern allein, daß wir wissen sollen, was für ein Unterschied wäre zwischen einem Priester und einem einfachen Mann. In anderen Sachen, wo es Gott so geschaffen hat, ist es wohl gut, einen Unterschied zu machen, als, daß eine Frau eine Frau, ein Mann ein Mann bleibt. Das weltliche Obrigkeit einen Unterschied zu dem Volk, und so weiter mit anderem weltlichen Ständen. Daß man aber hier in Sakrament einen Unterschied machen will, wo Gott allen Unterschied aufgehoben hat, daß Papst, Bischöfe, wo der Paulus sollte eine bessere Taufe, ein besseres Evangelium haben, als ein einfacher Christ, das ist nicht die Meinung unseres Herrn Jesus Christus. Darum ist es auch ein großes Unrecht, daß die Katholiken für sich ein besseres Sakrament haben wollen, denn anderer einfacher Christen, die sie Laien nennen. Unser Seligmacher, der Herr Christus, hat das Sakrament nicht eingesetzt um einen Unterschied unter seinen Christen zu machen, sondern einer genauso viel davon haben soll als der andere.

      Ich will nun schweigen von dieser greulichen Abgötterei, welche sie mit dem Fronleichnam mit Macht in die Leute getrieben, daß sie darüber vergessen haben, wer dieses Sakrament richtig gebrauchen will, der soll essen und trinken, wie es Christus befohlen hat. Diesen Befehl haben sie den Christen nicht vorgehalten, sondern sie dahin gewiesen, es sei mit diesem Sakrament genug, wenn sie es allein sehen, davor niederfallen und anbeten, wo wir so etwas doch nicht in der Bibel lesen. Denn Christus hat das Sakrament ja nur dazu geordnet, daß man es essen und trinken, und dadurch den Glauben stärken soll, aber nicht dazu, daß man es ansehen, herumtragen oder anbeten soll. Wer es aber nun so gebraucht wie es Christus nicht befohlen hat, der mag sehen, wie er damit umgehe und was er von solchem Sakrament behalte. Denn so der Leib und das Blut Christi aus Befehl unter Brot und Wein da ist, dieses Sakrament aber anders gebraucht, als es Christus befohlen hat, er hat kein Sakrament mehr sondern richtet damit eine Abgötterei an.

      Dieses alles ist wegen der Jugend und auch um unseretwillen zu sagen, daß sich ein jeder vor dem Greuel hüte, und den Teufel kennen lerne, den der Papst hier eingeführt hat, und die Christenheit zertrennt, wo sie doch unser Herr und Gott einig haben will. Denn sie verdammen und verfolgen uns darum, daß wir nicht Mäuse und Ratten sein wollen und solches aus uns machen lassen wollen. Darum sind es Leute, denen man einfach feind ist, weil sie gegen Christus und seine Ordnung so trotzig handeln. Darum haben wir dieses Fest Fronleichnam aus gutem Grund aus unserer Kirche getan, weil dieses vor Gott ein Greuel, seinem heiligen Sakrament eine Schande und uns ein großer Schaden ist. Denn wir wollen bleiben bei der Einigkeit der Christen, daß hier einer so gut sei als der andere, und aller Unterschied in äußerlichen nun weltlichen Dingen bleibe. Dieses ist nun genug davon, um der Jugend und unseretwillen. Nun wollen wir zum Evangelium greifen.

      Dieses Evangeliums fängt an bei dem Wunderwerk, als unser Heiland Jesus Christus in des Pharisäers Haus einen Wassersüchtigen heilt. Es sagt aber der Evangelist: Sie haben auf ihn gelauert, daß sie ihn fangen möchten.

      Darum fängt unser Heiland hier ein und liest den Gästen ein Kapitel, daß sie voll Hoffart und Hochmut stecken, weil sie sich auch darum alle bemühen immer oben zu sitzen, bis er zuletzt auch auf den Wirt zu sprechen kommt, dieser bekommt auch seine Lektion, wie er die Gäste bitten soll, nicht die Reichen, die ihn auf Erden wieder bitten und dafür danken können, sondern die Armen, die ihn dort in jenem Leben wieder laden. Auf diese Rede fängt einer von ihnen an, der sehr fromm sein will, und spricht: «Ei, selig ist der, der das Brot ißt im Reiche Gottes,» als wäre ihm daran sehr viel gelegen. Aber der Herr merkt den Schalk und die Heuchelei wohl, und zeigt es ihm deutlich, wie heilig er und seinesgleichen sind, daß sie ganz und gar nichts, weder nach unserem Gott, noch dem Himmelreich fragen. Du, spricht er, hörst dich an, als wenn du ein sehr großes Verlangen nach dem Reiche Gottes hättest. Aber, soll dich dir die Wahrheit sagen, du bist der Gäste einer, die man freundlich ladet, die aber anderes zu schaffen und nicht kommen wollen. Diese Schande gilt besonders diesem, der sich mit diesen Wunsch vor den anderen hervor tut. Als wollte der Herr sagen: Du sagst viel, es sei ein seliger Mensch, der das Brot in Himmel ißt. O, es ist dir wohl ein großer Ernst, wie bist du so ein guter Heiliger Mann; nämlich von denen einer, die geladen sind, und doch nicht kommen wollen. Dieses sind harte, scharfe, und schreckliche Worte, wer sie recht bewegen will; denn er redet mit den Schälken, die am Tisch saßen: nicht, daß sie etwas von ihm lernen wollten, sondern daß sie auf ihn warteten, wie sie ihn fangen könnten. Da fängt nun das Gleichnis an, wie ein Mensch gewesen sei, der ein großes Abendmahl machte, und schickte seine Diener aus und ließ die Gäste bitten. Aber was taten sie? Sie entschuldigten sich alle und blieben fort. Einer sagt, er hätte einen Acker gekauft, diesen müßte er besehen; der andere, er hatte fünf Joch gekauft; der dritte, er hätte ein Weib genommen: und ließen ihn mit seinem Abendmahl sitzen, und verachteten ihn dann noch dazu, daß er zuletzt zornig ward, nahm, was er finden konnte, Krüppel, Lahme und Blinde, und trieb sie mit Gewalt zu dem Abendmahl. Aber von den anderen sagt er: «sie sollen mein Abendmahl nicht schmecken.» Das ist ein hartes Evangelium gegen beide, Juden und uns Heiden. Nun wollen wir den Text nacheinander betrachten.

      Der Mensch, der dieses Abendmahl gemacht hat, ist unser Herr Gott selbst, der ist ein großer und reicher Wirt; und hat auch ein Abendmahl gemacht, nach seiner großen Majestät und Ehre, nicht allein wegen des Wirtes, der Gott selbst ist, daß es eine große Mahlzeit wäre, wenn er etwa eine Erbsensuppe oder trockenes Brot gegeben hätte, nein die Kost ist auch sehr groß, das heilige Evangelium, ja, Christus, unser Herr, selbst. Dieser ist selbst die Speise, und wird uns im Evangelium vorgetragen, daß er für unsere Sünde durch seinen Tod genug getan hat, und uns von allen Jammer des ewigen Todes, der Hölle, des Zornes Gottes, Sünde und Verdammnis.

      Diese Predigt von Christus ist das große, herrliche Abendmahl, zu welchem er Gäste bittet, daß er die heiligen durch seine Taufe, tröste und

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