Marattha König Zweier Welten Teil 3. Peter Urban

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Marattha König Zweier Welten Teil 3 - Peter Urban

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Mary machte einen Knicks vor den Anwesenden; dann nahm sie Salabuth an der Hand und verschwand von der Terrasse.

      Wellesley erbrach das Siegel und überflog den Text. Er war in einem grauenvollen Englisch verfasst, aber durchaus verständlich. Seine Miene verfinsterte sich.

      »Schlechte Nachrichten?« Sir Edwin Hall schenkte sich Whisky nach. Elphinstone und Barrak ben Ullah beobachteten Wellesley ohne ein Zeichen der Ungeduld. Lutuf kratzte sich zufrieden den roten Bart. Stoffhändler waren geschwätzig und immer gut dafür, Gerüchte in Umlauf zu setzen oder Unruhe zu stiften. Der fette, parfümierte Damodar Ratha machte da keine Ausnahme.

      »Endlich!« seufzte Arthur und reichte Lakshmis Schreiben an Elphinstone weiter.

      »Klär mich bitte auf, mein Junge.« Sir Edwin hasste es, einer Unterhaltung nicht folgen zu können. Jedes Mal, wenn Barrak, Montstuart und Arthur miteinander tuschelten, hatte er das Gefühl, den undurchsichtigen Ritualen einer Geheimgesellschaft beizuwohnen. »Ein fauler Apfel in meinem Regiment, Edwin! Es hat nichts mit Morningtons glorreichen Plänen für unseren geliebten König und >John Company< zu tun«, flachste der Ire. »Der Mann hatte seine Finger in dieser schmierigen Unterschlagungsgeschichte im Arsenal. Wir hatten keine Beweise, und ich konnte ihn nicht loswerden ... da hatte Barrak die Idee, ihm eine kleine Falle zu stellen. Es ist ziemlich kompliziert ...«

      In der Nacht fuhr Shee auf. Er wollte nach der Brandyflasche greifen, die draußen in Brindavan stets auf seinem Nachttisch stand; stattdessen geriet seine Hand in ein feines Netz und Shee wusste wieder, wo er war. Er setzte sich mit schmerzendem Kopf auf und schob den Stoff zur Seite. Das Mädchen neben ihm atmete tief. Es war ein günstiger Augenblick, um sich aus Lakshmis Hurenhaus zu schleichen und weit fortzureiten. Der Gedanke an seinen prall gefüllten Geldbeutel und ein neues Leben weitab der britischen Armee und dieses tyrannischen Buchhalters Wellesley war verlockend.

      Schon wollte Shee den Fuß auf den Boden setzen, als der kleine Hintern neben ihm sich bewegte. Zwei Arme umschlangen ihn und zogen ihn zurück in die Kissen. Als er das nächste Mal erwachte, erfüllten eine sanfte Helligkeit und die zarten Pastelltöne eines Frühlingsmorgens im Herzen Indiens den Raum. In der Magnolie vor dem Fenster sangen Vögel. Die Zweige, in denen der Wind spielte, bewegten sich leicht auf und ab.

      Diesmal hielt der hübsche kleine Hintern Shee nicht zurück, als er aufstand. Bevor er in sein schmutziges Hemd fuhr, verfluchte er seine Dummheit, die letzte Nacht nicht für die Flucht aus Mysore genutzt zu haben. Er wusste nicht, wann Wellesley ihn wieder für ein paar Stunden von der Leine lassen würde, und er glaubte nicht, dass er der Tyrannei des Iren noch lange standhalten konnte. Das Mädchen im Bett rollte sich zufrieden in die Leintücher und drehte ihm den Rücken zu.

      Als Shee die Tür hinter sich schloss, ging ein leichtes Lächeln über ihr Gesicht. Der brutale Mistkerl würde sich wundern! Sie bedauerte, dass sie dem Spektakel nicht beiwohnen durfte, aber Lakshmi hatte ihr streng aufgetragen, Shee bis zum Morgengrauen im Bett zu halten und dann dort zu bleiben, um keinen Verdacht zu erwecken. Der Gouverneur von Mysore hatte sein Wort gegeben: All ihre Sünden und Missetaten der Vergangenheit waren vergeben und vergessen. Sie musste ihren Anteil aus den Unterschlagungen im Arsenal nicht zurückgeben und durfte ihr Hurenhaus weiter betreiben, wenn sie in Zukunft ordentlich ihre Steuern zahlte und den Behörden nicht mehr ins Auge fiel.

      Er war an der Tür stehengeblieben, und sie ließ sich Zeit, ihn eingehend zu betrachten. In seinem schmalen, braungebrannten Gesicht konnte sie weder wilde Entschlossenheit noch Hass lesen. Er war allein gekommen, als sie die Nachricht in den »Dowluth Baugh« geschickt hatte. Während ihr Mädchen Shee im Bett beschäftigte, hatten sie lange miteinander gesprochen. Lakshmi beherrschte die englische Sprache, doch General Wellesley schien es vorzuziehen, sich mit den Einheimischen auf Hindustani zu unterhalten.

      Für einen »inglis« sprach er ausgezeichnet und verfügte über einen reichen Wortschatz. Obwohl er Lakshmi sehr genau spüren ließ, wieviel er über sie wusste, war er doch höflich, beinahe freundlich. Sie wunderte sich, dass er nicht versucht hatte, sie zu brüskieren oder zu erpressen – oder einfach auf sein Versprechen der Straffreiheit zu pfeifen, wo er ihre schriftliche Aussage gegen Shee in der Hand hatte.

      »Was wird mit ihm geschehen, General? « fragte sie schließlich.

      »Es gibt Gesetze, Madam! Sie haben ausgesagt, und ich habe einen Augenzeugen. Shee wird vor ein Kriegsgericht gestellt und verurteilt.« Doch Arthur hoffte, dass Shee es gar nicht erst dazu kommen ließ. Der Major war direkt oder indirekt für den Tod von dreißig guten Männern des 33. Regiments verantwortlich. Es hatte Arthur Wochen gekostet, den Arzt und ein paar Soldaten zurückzuholen, indem er in halb Indien verbreiten ließ, dass er ihre verzweifelte Flucht nicht als Desertion betrachtete. Für diejenigen, die ungerechtfertigter Weise die Zeichnung der Neunschwänzigen auf dem Rücken trugen, konnte er nicht viel mehr tun, als sie fühlen zu lassen, wie leid es ihm tat. Es wäre nicht akzeptabel gewesen, hätte er – als General – wegen einer Bestrafung auch nur ein Wort mit einem gemeinen Soldaten gewechselt. Die Dienstvorschriften der britischen Armee sahen es nicht vor, dass ein Offizier sich bei einem Soldaten entschuldigte.

      Arthur drehte an dem dünnen silbernen Reif an seinem rechten Handgelenk – wie immer, wenn er über Dinge nachdenken musste, für die er eine tiefgreifende Antwort suchte. Irgendwie hoffte er, Charlotte würde ihm raten, was er mit Shee machen sollte. Schwere Schritte waren auf der Treppe aus dem Obergeschoß zu hören.

      Bereits als die Zimmertür ins Schloss gefallen war, hatte sich sein Magen zusammengekrampft. Shees Gesicht war fahl, und die Haut besaß den Glanz eines polierten Steins. Nur in den dunklen Augen war Leben. Arthur las den ganzen Hass und die ganze Angst darin, die sich über Monate in Shee aufgestaut hatten und die durch sein unerwartetes Auftauchen in Lakshmis Hurenhaus noch verstärkt wurden. Shees Blick glitt von Lakshmi zu Arthur, und das Flackern in den Augen wurde immer heftiger. Sah Shee vielleicht den Moment vor sich, in dem das Kriegsgericht sein Urteil verkündete und man ihn mit verbundenen Augen vor zwölf auf ihn gerichtete Gewehre führte? Eine Falte erschien auf der Stirn des Majors. Wellesley sah eine bläuliche, klopfende Ader an der rechten Schläfe des Mannes. Shee trat einen Schritt zurück, seine Hand zuckte. Es bedurfte keiner Worte des Generals, um klarzumachen, welchen Zweck sein frühmorgendlicher Besuch in einem verrufenen Hurenhaus am Rand der Wälle von Seringapatam hatte.

      Sein Leben war zerstört. Der Major wusste es. Es gab keinen Ausweg.

      »Sie werden mir nicht das Fell über die Ohren ziehen, Sie verdammter Teufel.« Shees Stimme war hasserfüllt. »Seit dem Tag, an dem Sie zum Regiment gekommen sind, wollen Sie meinen Untergang.« Die Hand zuckte immer wilder, während er Stück um Stück in Richtung Treppe zurückwich. Er fühlte sich wie ein Tier, das in eine Falle geraten war, und er glaubte in Arthur Wellesleys ruhigen, graublauen Augen die Genugtuung des erfolgreichen Jägers zu lesen.

      Der General rührte sich nicht. Seine Arme waren über der breiten Brust verschränkt. Er war völlig entspannt und gelassen. Shee hatte ihn schon oft in diesem Zustand erlebt: immer dann, wenn er einem Feind entgegentrat und die Absicht hatte, ihn gnadenlos zu zerbrechen. Shee wandte einen kurzen Augenblick den Kopf. Es gab keine Fluchtmöglichkeit aus Lakshmis Hurenhaus. Die Treppe führte hinauf in die Zimmer; vor der Tür in den Garten stand eine große Schranktruhe, und den Schritt in die Freiheit versperrte sein Kommandeur.

      Wellesley sagte nichts. Sein Schweigen war Antwort auf alle Fragen, die John Shee sich über seine Zukunft stellte.

      Shees zuckende Hand hatte die Blankwaffe an seiner Hüfte endlich gefunden. Doch der Mann, der ihm gegenüberstand, reagierte nicht. »Warum, Sir?« hörte Shee die emotionslose Stimme Wellesleys. Selbst in diesem Augenblick schien der Kerl nicht in der Lage zu sein, seine guten Manieren und seinen grenzenlosen Gleichmut abzulegen.

      »Verdammte Bande

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