Reise durch fünf Jahrzehnte. Ursula Spitzer

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Reise durch fünf Jahrzehnte - Ursula Spitzer

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stopfen, was sie gar nicht gerne tat. Abendmusik hörten wir dabei, unterbrochen mit Nachrichten, wovon ich noch nichts verstand. Ich krabbelte am liebsten auf den großen Korbsessel und machte es mir mit meinen Buntstiften und dem Malblock am kleinen runden Tisch bequem. Ab und zu brauchte ich Vaters Hilfe, wenn ich ein Pferd oder Kühe malte. Am liebste zeichnete ich Wiesen, Flüsse, Kinder und Luftballons. Vater, der im anderen Korbsessel gegenüber saß, rauchte Pfeife und las die Zeitung dabei. Seitdem wir hier wohnten, waren zwei Wände schon zugestellt mit Büchern in Regalen.

      Unsere Nachbarn direkt von der Wohnung neben uns hatten schon einen Fernsehapparat. Wenn es etwas Interessantes zu sehen gab, gingen meine Eltern abends kurz „rüber“. Damit das Fernsehgucken gemütlich wurde, ging Papa noch vorher für jeden – außer für mich- eine Flasche Bier kaufen. Er musste dann in die Altstadt runter laufen. Manche Familien dort hatten ein Blechschild am Hause, worauf stand: „Bier Cola Limonade zu verkaufen.“ Hier konnte man abends einkaufen. Hatte man Zeit, ließ man sich auf das Angebot – etwas zu bleiben – ein.

      Wenn im Winter viel Schnee lag und es noch nicht so spät am Abend war, lief ich gerne mit „Bier holen“. Am Abend sah der Schnee besonders schön aus, er schimmerte blau im Lichterglanz der hell erleuchteten Häuser und Straßenlaternen.

      Nach so einem Gang kam ich angefroren nach Hause. Mutter füllte unsere Zinkwärmflasche, hüllte sie in ein Handtuch ein und legte sie mir unter die Bettdecke. Wenn das Bett vorgewärmt war, kroch ich hinein und legte mich neben die Wärmflasche. In meiner Kinderkammer war es abends immer kalt. Hier wurde ab Nachmittag im Winter nicht mehr geheizt; „denn Kohlen“, sagte Mama immer, „sind so teuer.“

      Eine besondere Aktion war das Wäschewaschen. Das fand im Keller in der Waschküche statt. Jede Familie hatte einen bestimmten Tag in der Woche, an dem sie diesen Raum nutzen durfte. Bei uns war das der Montag. Der große Waschkessel, ein großes steinernes Becken, hatte im unteren Bereich eine Heizvorrichtung wie einen Kohleofen. Hier wurde mit Kohlen und Holz ein Feuer gemacht. Dieser untere Ofenteil erhitze dann das Wasser, das darüber im Kessel stand. Das Wasser hatte man vorher mit einem Schlauch dorthinein eingefüllt. Nach einiger Zeit war das Wasser so heiß, dass es anfing zu kochen. Das hat Mama immer so vorbereitet. In dieses heiße Wasser gab sie Waschpulver, dann Handtücher, Bettwäsche, Unterwäsche usw. hinein. Wenn Papa von der Arbeit nach Hause kam, stampfte er die Wäsche mit einem großen gelochten blechernen Stampfer. So wurde die Wäsche sauber gewaschen.

      Durch das Aufkochen des Wassers herrschte in der Waschküche ein großer feuchter Nebel, de nur langsam durch die offenen Klappfenster zog. Mit Holzstangen hob Papa die Wäsche aus dem großen Kessel heraus in kleine mit kaltem Wasser gefüllte Zinkwannen. Hier wurde die Wäsche wieder gestampft – sozusagen ausgewaschen. Das Waschpulver musste wieder herausgespült werden. Der Fußboden aus grauen Steinen wurde ganz nass dabei.

      Ich liebte das Wäschewaschen. Kleine Sachen habe ich selbst von Wanne zu Wanne gewaschen.

      War man fertig, machte man das Feuer im Kessel aus, schüttete das Wasser aus der Wanne in die Abflussrinnen, drehte den kleinen Wasserhahn unten am Kessel auf, ließ das Wasser auslaufen und kehrte dann mit einem Gummibesen den Boden einigermaßen trocken. Beim Waschen haben wir immer Gummistiefel getragen, damit wir keine nassen Füße bekamen.

      Die vorher ausgewrungene Wäsche wurde in Wannen auf den Speicher getragen, wo sie mit Wäscheklammern auf Wäscheleinen aufgehangen wurde. Im Sommer hat man die großen Teile draußen auf die Wäscheleine gehangen. Regnete es in der Nacht, wurde die Wäsche wieder nasser und sie musste länger zum Trocknen draußen hängen.

      Die schönsten Tage für mich waren für mich damals die Samstage und die Sonntage. Am Samstag kam Vater schon mittags von der Arbeit nach Hause. Mama machte Reibekuchen mit Apfelmus. Nach Tisch bekam ich mein Taschengeld. Jeden Samstag 1,- DM. Ich sparte für einen Kinderkaufladen. Mit einem Teil des Geldes lief ich zum Lebensmittelladen, bunte Zuckerbonbons und Lakritze kaufen. Samstags war es mir erlaubt, Süßigkeiten zu essen.

      Den großen Kindern, den Jugendlichen war es erlaubt auszugehen. Sie durften in die Milchbar oder in ein Tanzcafe am Nachmittag gehen. In unserer Siedlung gab es sieben große Mädchen und drei große Jungs. Die meisten Mädchen sind samstags von fremden Jungs abgeholt wurden. Sie haben sich fein gemacht, trugen die Haare mit einer bunten Schleife zu einem Pferdeschwanz gebunden, dazu bunte Kleider mit einem Petticoat. Die Röcke standen weit ab, das gefiel mit sehr gut. Die Jungs trugen blaue Jeanshosen und bunte Hemden.

      Als ich Geburtstag hatte und endlich fünf Jahre alt war, durfte ich an so einem Nachmittag mit Mama und Marion, unserem Nachbarmädchen, zusammen zum Nachmittagstanz gehen.

      Ganz beeindruckt war ich von der Musikbox. Hier konnte man sich davor stellen und mit ansehen, wie ein Hebel die Schallplatte griff und sie auf eine runde sich drehende Scheibe legte. Schwungvolle Musik ertönte aus dieser Box. Vieles von Peter Kraus und Elvis Presley.

      Dieser Musik war ja super zum Tanzen – Rock’n-Roll-Musik –,wobei die Mädchen sich wunderschön drehten beim Tanzen.

      Aber auch langsame Musik wurde gerne gehört. Ich durfte mir zu meinem Geburtstag ein Lied aussuchen. Ich wünschte mir das Lied: „Die Capri-Fischer“, das ich vom Radiohören kannte und das mir so gut gefiel. Wenn auf Capri die rote Sonne im Meer versinkt ............

      Italien – dorthin zu reisen war der Traum von vielen Leuten. Am Meer sitzen, im Meer schwimmen, Boot fahren, am Strand spielen, sich im Sand sonnen. Marion und Marietta haben oft darüber gesprochen. Auch Mama sagte mir, sie möchte einmal mit Papa und mir dorthin reisen, ein Zelt am Strand aufbauen und nahe dem Meer sein – Tag und Nacht. Aber wir müssten eben noch sehr viel sparen bis dahin. So beeinflusst, habe ich oft von solchen Ferien geträumt, wenn ich in meinem kleinen Zimmerchen zum Einschlafen in meinem Bett lag. Über meinem Kissen der Teddy, der auf jeden Fall mitfahren würde.

      Ich mochte meine Eltern sehr. Vater war ein großer schlanker Mann, der mir viel erzählte und immer eine Antwort wusste. Ich war stolz auf ihn. Mama war mittelschlank, mittelgroß, hatte lange dunkle Haare – hoch zusammengesteckt.

      Und sie nahm mich oft in den Arm. Wenn ich etwas Schlechtes träumte, durfte ich zur ihr ins Bett kommen in der Nacht.

      Ein Samstag endete immer mit einem Bad am Abend. Der lange Röhrenofen wurde mit Kohle und Holz geheizt. Die Röhre war mit Wasser gefüllt und das Feuer unten erwärmte das Wasser. Dieses Wasser lief über einen Wasserhahn in die Badewanne ab. Wenn man sparsam war, reichte es für dreimal Baden hintereinander. Mama legte dem Wasser Fichtennadelextrakte bei. Das roch so wunderbar nach Tanne. Das Wasser war in meiner Fantasie ein sehr großer See.

      Warmes Wasser war schon etwas Besonderes. Das normale tägliche Waschen am Wachbecken fand bei kalt laufendendem Wasserstrahl statt.

      Wenn es am Sonntag schönes Wetter gab, sind wir mit unserem Gogomobil ins „Grüne“ gefahren.

      Mama packte belegte Brote, manchmal Kuchen, den sie am Samstag gebacken hatte, Kaffee und Wasser in Thermoskannen, einen kleinen Campingtisch und Decken ins Auto. Manchmal durfte auch ein Nachbarkind mitfahren. So fuhren wir dann zu dritt oder viert an den nahe gelegenen Fluss.

      Auf der großen Wiese wurden die Decken ausgebreitet, die Sitze aus dem Auto herausmontiert, der Tisch aufgebaut. Hier im Freien haben wir Picknick gemacht. Mein blau-rot-gelber Plastikball war auch immer mit dabei, mit dem wir Fußball oder Wurfball spielten.

      Am schönsten war es jedoch im Wasser. Der Fluss Kyll hatte hier eine große Niedrigwasserstelle. Man konnte durch den Fluss laufen auf die andere Wiesenseite; das Wasser reichte nur bis zu den

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