Im Reich der Träume. Gabriel Lopez Monica

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Im Reich der Träume - Gabriel Lopez Monica

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erlischt. Die Kameras bewegen sich. Sie erfassen dominierend die Besucher; während ihre stechend blaue Kontrollleuchten anfangen gebieterisch zu blinken. Sofort spürt Jennifer die abwehrende Reaktion ihres Körpers. Der leere Magen zieht sich zusammen, die Augen weiten sich, die Umgebung entfernt sich scheinbar. Ihre Muskeln sind angespannt, zum Sprung bereit, bis sie anfängt zu denken: Das ist so trivial, wie in einem billigen Science-Fiction-Film, so abgedroschen banal. Sie beruhigt sich, aber das Bewusstsein um den großen Augenblick des Wiedersehens macht sie nervös: Zweiundzwanzig Jahre lang habe ich ihn gesucht, an ihn gedacht, ihn aufgegeben, wieder gehofft, weiter gesucht, wieder aufgegeben, und nun bin ich hier – kaum zu glauben! Alles ist so anders, als ich es mir vorgestellt habe. Auf einmal überkommt sie Trauer: Ist es nicht schon zu spät? Vielleicht sollte ich mir wünschen, dass er nicht hier ist. Kraft hat sie beobachtet, mustert sie weiterhin: Sie ist zweiundzwanzig Jahre älter. Die einst schwarzen Haare haben graue Strähnen bekommen. Die Falten um die Nasenwurzel, entlang den Wangen, an den Augen, zeugen von Schwermut, Stärke und einen leisen Triumph des Willens – sie ist eine betörende Frau geworden, mit den Augen eines Mädchens; für einen Augenblick ist er darin, empfindet den Wunsch sie zu küssen, er schüttelt das ab und beneidet Adrian. Es befriedigt ihn, dass sie nicht aufgegeben hat. Sie hatte viele Fragen, er keine Antworten.

      Hans Peter Kraft weiß auch nicht was das alles ist, die Welt, oder was das alles soll, dass er nicht stirbt zum Beispiel. in seinem endlos langen Leben gab es bereits einige Jennifer Brels und Adrian Weißhaars. Solche Menschen finden sich immer wieder; bei denen es sich lohnt, weil sie etwas haben, dass ihn stärkt; sie schenken ihm Sinn. Und er, der weiterhin lebt, nachdem sie gegangen sind, trauert, akzeptiert den Verlust und geht.

      Jennifer hat seine Blicke bemerkt. Dieser Mann erstaunt sie, weil er sich nicht verändert. Sie versteht es nicht, warum er nicht altert und fragt sich welche Verbindung zwischen ihm und Adrian besteht. Im Grunde ist sie nicht aus Liebe zu Adrian hier, keine Liebe hält zweiundzwanzig Jahre Abwesenheit aus – das ist alles romantischer Quatsch –, sondern aus Neugier: Wer ist dieser seltsame Mann Hans Peter Kraft? Weiß Adrian es?

      Jetzt mustert sie ihn. Er ist einen Kopf kleiner und sehr unansehnlich: Ein hageres Gesicht; ein kleiner Mund, welches einen harten Zug trägt, mit einer Spur Verachtung darin. Kräftige rote Haare, die ihm über die Ohren reichen, schwarze Augen, glitzernd hinter halbgeschlossenen Lidern, in den Mundwinkeln stets den Anflug eines provozierenden, aristokratischen Lächelns – Wissen um Geheimnisse? oder ist es lediglich Arroganz?

      Auf dem Bildschirm erscheint das Gesicht einer reifen Frau, deren Schönheit der Jennifers übertrifft. Beide wenden sich ihr zu. Kraft grüßt sie höflich, mit Süffisanz in der Stimme.

      >> Meine Liebe, wir sind einen langen Weg gegangen ihm wiederzusehen, eine alte Freundin... Sie, wissen es schon, nicht wahr Claire? <<

      Claire Weißhaar nickt, sie kennt die Irrwege der Liebe, die Labyrinthe, aus der es kein Entkommen gibt. Ihre Augen fixieren Jennifer Brel.

      >> Madame, was macht Sie glauben willkommen zu sein? Werden Sie seinen Schmerz lindern? Gehen Sie! Gehen Sie! <<

      Der Bildschirm wird dunkel. Kraft nickt Jennifer hoffnungsvoll zu.

      >> Keine Sorge, ich kenne Claire, sie ist ein herzensguter Mensch. Das wird schon. Sie spricht mit ihm. Nur noch ein wenig Geduld. <<

      Jennifers Gedanken rasen: Diese Frau! Das ist nicht gut! Was soll ich ihm sagen? Kraft lenkt sie ab, er entfernt sich.

      >> Hans? Wohin gehts du? <<

      Er reagiert nicht, geht weiter, immer weiter, bis zum Ausgang und hinaus. Jennifer rennt ihm hinterher, aber nur bis zum Schott. Sie sieht ihm nach, erschrocken, bis er im Schneegestöber verschwindet. Sie bleibt. Das Schott schließt. Sie schüttelt ungläubig den Kopf. Ihre Geschichte, weswegen sie bis zu diesem Ort gelangt ist, ist alles was ihr nun bleibt: Wyatt – Writerboy – Adrian. Auf halbem Wege, zurück zum Bildschirm, setzt sie sich auf den Boden. Okeanos verwandelt sich in einen einsamen Ort. Sie löst sich von Hans und wartet auf ein Lebenszeichen von Adrian.

      Der Bildschirm leuchtet!

      Das Bild zeigt einen Mann. Sie bemerkt es, steht auf und geht hin. Er setzt sich auf einen Stuhl. Sie fühlt sich wie auf einem Catwalk, dem Zuschauer ausgeliefert, und ihr Körper spricht anmutig, unter der Kleidung.

      >>>>Ja<<<<

      Hyperion! als wäre es gestern gewesen. Ein Lächeln erscheint auf ihrem Antlitz. Sie ist da! Er ist ganz nah! Und ihr Ja eilt ihr, wie auf Flügeln, voraus.

      Zweiundzwanzig Jahre zerrinnen zu Nichts.

      Sie mustern sich. Die Augen treffen sich noch nicht,

      >> Was hast du gesagt? <<,

      erst jetzt.

      >> Nichts. Ich sehe dich an, deine Haare sind grau, wie seltsam, ganz anders als in meiner Erinnerung – du bist eine alte Frau geworden. <<

      >> Nicht so alt wie du! <<

      >> Nein, nicht so alt wie ich. Ist dir das wichtig? <<

      >> Nein, und dir? <<

      >> Nein. Ich habe ein Buch über dich geschrieben, aber fast alles ist erfunden. Es enthält alles was ich mir ausmalte; wie du warst, bevor wir uns begegneten, und danach. Die paar Tage die ich mit dir hatte sind zu einem ganzen Leben angewachsen, Fantasien; eine Welt habe ich erfunden; dass du jetzt hier bist? Unglaublich! Nach so langer Zeit sehe ich dich wieder, Papergirl – Jennifer; für mich bist du das Mädchen aus der Wüste; der einzige, wirkliche Mensch. Woher kommst du? Wer bist du? Das wollte ich dich schon damals fragen. Wie war dein Leben wirklich? <<

      Er spricht weiter, fast weint er. Mit sanfter Stimme leert er seine Seele, sagt ihr Dinge die ihm gerade in den Sinn kommen, und sie, sie schweigt dazu und weint. Er ist da, mehr muss nicht sein. Gedanken überlagern die Melodie seiner Poesie: Er liebt mich. Er war die ganze Zeit über mit mir beschäftigt. Ist das ein Zauber? Bin ich am Ende hier weil er mich gerufen hat? Hat Hans es auch gespürt und mich darum hergeführt? Nein, so etwas gibt es nicht; ich will ihn, ich war es, ich ganz allein. In ihren Augen blitzt es auf: Eine Erinnerung! Mit dem Herzen in der Kehle sprudelt es aus ihr heraus.

      >> Mach auf Writerboy! <<

      Der alte Name wirkt wie ein Code. Er hört auf, drückt auf einen Knopf, und geht.

      Das rote Schott öffnet mit einem Summen, und gibt den Blick auf einen breiten Flur frei. Einige Meter vulkanisches Gestein, schwarz, wie der Fußabtreter, dann folgt ein gelber Teppich, ein Läufer mit blauen Streifen an den Seiten. Stehlampen mit grünen Schirmen an weißen Wänden, in regelmäßigen Abständen. Warme Luft strömt ihr entgegen, sie tritt ein.

      Kapitel 4 Okeanos

      Zwei Jahre früher. Dezember 2039. Von außen betrachtet ist der Monolith ein gigantischer Würfel, einhundert mal einhundert mal einhundert Meter, umgeben von einem kilometerweiten Geröllfeld; in sehr heißen Sommern und trockenen Wintern, wie in diesem Jahr. In der Regel ist da nur Schnee, und man muss aufpassen, wenn die Sonne scheint, nicht schneeblind zu werden.

      Im Inneren gibt es ein unterirdisches Gewölbe, darüber Parterre und erster Stock. Alles ein einziger Raum,

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