Nordische Sagen. Erik Schreiber

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Nordische Sagen - Erik Schreiber Märchen Sagen und Legenden

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zu seiner Kiste und verlangten die Schlüssel dazu. Wie lachte ihr Herz, da sie hineinschauten! Da lagen Halsbänder in Menge, die schienen den Knaben rotes Gold und Kleinode zu sein. „Kommt morgen wieder, ihr beiden“, sprach Wieland; „aber kommt ganz allein! Dann schenk ich euch alles Gold, das ihr da seht. Sagt’s aber ja den Mägden nicht, auch nicht den Hausleuten; sagt’s ja keinem Menschen, dass ihr bei mir wart!“

      Frühmorgens rief schon der eine Knabe dem andern zu: Komm, lass uns die Goldringe sehen!“ Sie liefen hin, sie gingen zur Kiste und verlangten von Wieland die Schlüssel. Aufgetan war die Verderbliche, als sie hineinschauten: Ab schlug er mit fallendem Deckel die Häupter der Kinder. Und unter den Herd warf er ihre Füße; aber von ihren Schädeln zog er ab die Haare, umschmiedete sie mit Silber und schickte sie als Becher dem Nidud. Aus den Augen machte er köstliche Edelsteine, die schickte er Niduds bösem Weibe. Und aus den Zähnen machte er Brustringe und schickte sie der Bodwild.

      Bodwild schmückte sich mit dem Goldring, den ihr der Vater geschenkt hatte, bis er eines Tages zerbrach. Da trug sie ihn zu Wieland und sprach: „Niemand wage ich’s zu sagen, als dir allein.“ Er antwortete: „Sorge nicht; ich heile den Schaden so gut, dass der Ring deinem Vater schöner deucht als zuvor und deiner Mutter noch besser, dir selbst aber am allerbesten.“

      Darauf betrog der Arglistige sie mit einem Zaubertrank, dass sie sich ihm in Liebe ergab und sein Weib ward. „Nun hab‘ ich gerächt all mein Leid“, sprach er, „und allen Trug bis auf einen! O, ständ‘ ich wieder auf meinen Sehnen, die mir Niduds Knechte zerschnitten haben!“ Lachend hob er sich mit seinem Flügelkleide in die Luft; weinend sah ihm Bodwild nach vom Eiland, sorgend um die Fahrt des Liebsten und den Zorn des Vaters.

      Draußen stand Niduds böses Weib. Als sie den seltsamen Vogel gewahrte, ging sie zur Halle hinein und setzte sich an der Saalwand nieder, um zu ruhen. Sie sprach: „Wachst du, Nidud, Niarenfürst?“ Der König antwortete: „Ich wache immer, alles Schlaf flieht mich; stets muss ich meiner Söhne gedenken. Mein Haupt friert; grausig sind mir deine Ratschläge. Könnt‘ ich nur mit Wieland reden!“

      Da hörte er hoch in der Luft ein Flügelschlagen, und er sah, wie Wieland sich niederließ auf den Zinnen seiner Burg. Da rief er zu ihm hinauf: „Sag mir Wieland, du Elfenkönig, was ist aus meinen frischen Knaben geworden?“ Wieland sprach: „Erst sollst du mir alle Eide schwören: bei Schiffes Bord, bei Schildes Rand, bei Rosses Bug und Schwertes Spitze, dass du nicht tötest mein Weib, und wäre es dir nahe verwandt!“ Und als der König solches geschworen, fuhr Wieland fort: „Geh hin zur Schmiede, die du mir bauen ließest; da findest du der Knaben Leiber blutbespritzt. Das Haupt schlug ich ihnen ab und warf ihre Füße unter den Herd. Von den Schädeln aber zog ich die Haare und schmiedete sie außen mit Silber; die sandte ich dir, Nidud, zu Bechern geformt. Aus den Augen machte ich köstliche Edelsteine, die sandte ich deinem bösen Weibe. Und aus den Zähnen machte ich Brustringe, die sandte ich der Bodwild. Die sitzt jetzt in meiner Hütte und ist mein Weib, eure einzige Tochter!“ Nidud sprach: „Nie hört‘ ich ein Wort, das mich schwerer drückte! Hart genug wollt‘ ich dich, Wieland strafen; aber kein Mann ist so groß, dass er dich herabhole, keiner so kräftig, dass er dich herabschieße, da, wo du zu den Wolken schwebst!“

      Lachend schwang Wieland sich auf in die Luft; in tiefer Trauer sah Nidud ihm nach.

       Helge, Jorwarts Sohn.

      In Norwegen lebte ein König namens Jorwart. Der hatte drei Frauen: die Erste hieß Alfhild, und ihr Sohn, den sie dem Könige geboren, hieß Hedin; die Zweite war Säreid genannt und ihr Sohn Humlung; die Dritte hieß Sinriod und ihr Sohn Hymling. Jorwart hatte ein feierlich Gelübde getan, nur die schönste Frau auf Erden zu heiraten. Da hörte er, dass die Tochter des Königs Swafner, namens Siegelinde, die schönste sei unter allen Weibern. Nun hatte Jorwart einen Jarl, der Idmund hieß, und dieser einen Sohn namens Etzel. Den schickte der König ab, um für ihn um die schöne Siegelinde zu werben. Etzel zog also dahin und blieb bei Swafner ein ganzes Jahr. König Swafner aber hatte einen Jarl, der Freimar hieß, der hatte die Siegelinde zusammen mit seiner Tochter Alof erzogen. Und Freimar riet Swafner, dem König Jorwart seine Tochter zu verweigern. Also musste Etzel unverrichteter Sache wieder heimfahren.

      Eines Tages stand Etzel in einem Walde. Da saß in den Zweigen über ihm ein Vogel, der hatte angehört, wie Etzels Mannen König Jorwarts Frauen als die schönsten der Welt priesen. Da fing er an zu zwitschern, und Etzel horchte und vernahm, dass der Vogel sprach: „Etzel, hast du auch Siegelinde, Swafners Tochter, gesehen? Die ist die schönste Jungfrau auf Erden.“ Etzel sprach: „Willst du, weiser Vogel, mir noch mehr sagen?“ Der Vogel erwiederte: „Ja, mehr noch will ich dir sagen, so mir König Jorwart Opfer gibt, wie ich sie aus seiner Burg erwähle.“ Etzel sprach: „Wähle nur nicht meines Herrn Söhne und nicht seine Frauen, die so lieblich sind; lass uns ehrlich verhandeln, wie Freunde tun.“ Der Vogel sagte: „So wähl‘ ich mir einen Tempel mit vielen Altären und goldgehörnte Kühe aus seiner Burg. Das soll er mir geben, sobald Siegelinde ihm willig folgt.“ Etzel versprach ihm solches und begab sich auf die Heimfahrt.

      Als er zuhause anlangte, fragte der König, was er ausgerichtet habe. Etzel antwortete: „Mühe genug, aber kein Gelingen. Schwer stiegen unsere Rosse über mächtige Berge und wateten durch sumpfiges Gewässer. Als wir aber um Siegelinde freiten, ward uns die ringgeschmückte Jungfrau verweigert.“ Da sprach der König: „Noch einmal sollt ihr dahinziehen, und diesmal will ich selber mitfahren!“

      Als sie nun hinauf ins Gebirge kamen und in Swafners Land hinabschauten, da sahen sie wie das Land durch Feuer verheert ward und reisige Scharen große Staubwolken aufwirbelten. Der König ritt vom Gebirge hinab ins Land und nahm sein Nachtlager an einem Flusse. Etzel hielt Wache und fuhr über den Strom. Da fand er ein Haus, und oben darauf saß ein mächtiger Vogel, das Haus zu hüten; er war aber dabei eingeschlafen. Da schleuderte Etzel seinen Spieß nach dem Vogel, dass er tot herabfiel. Dann trat er ins Haus und fand darinnen Siegelinde und Alof, des Jarls Tochter, und führte beide mit sich fort. Der Vogel aber war Freimar gewesen, der hatte eines Adlers Gestalt angenommen und die zwei Jungfrauen durch Zauberkünste vor dem Feindesheer bewahrt. Denn ein anderer König, namens Rodmar, hatte auch um Siegelinde geworben, und weil sie ihm gleichfalls abgeschlagen war, so hatte er König Swafner getötet und das Land verheert und verbrannt. Nun nahm Jorwart die Siegelinde und Etzel die Alof zur Frau.

      Jorwart und Siegelinde bekamen einen Sohn, der ward groß und stattlich, konnte aber nicht reden, und kein Name ward ihm beigelegt. Einst saß er auf einem Hügel, da trug es sich zu, dass er neun Walküren daherreiten sah. Die Vorderste aber war die herrlichste von allen; die redete ihn an: „Helge, spät wirst du über Schätze gebieten und über Länder herrschen, wenn du immerdar schweigst, du starker Baum im Kampf! Und doch bist du ein so gewaltiger Held; frühe schon haben das Adler weissagend gerufen. Nicht länger mehr sollst Du schweigen, wenn du deines Großvaters Tod vergelten willst!“ Er antwortete: „Du herrliche Maid gibst mir den Namen Helge. Was für ein Patengeschenk lässest du darauf folgen? Bedenke wohl, wie du mich grüßest! Den Namen nehm‘ ich nicht an, wenn du selber nicht mein wirst!“ Sie sprach: „Viel Schwerter weiß ich verborgen liegen in Sigarsholm, eins darunter vor allem köstlich, goldbeschlagen, ein Verderber der Schilder: Ein Wunderring ist am Griffe, die Seele in der Mitte und der Schrecken in der Spitze. Dies Schwert schenk‘ ich dir; damit magst du dir erst Ruhm erwerben, bevor du der Schildmaid würdig bist!“

      Es war Swawa, die Tochter des Königs Eylima, eine Walküre, die durch Luft und Meer dahinritt. Also gab sie dem Helge einen Namen und schützte ihn hernach oft in Schlachten.

      Helge ging zu seinem Vater und sprach: „Nicht gut sind deine Anschläge, du Volksfürst, wie berühmt du auch bist! Du ließest deiner Verwandten Häuser vom Feuer verzehren, die doch nichts Böses an dir getan. Rodmar wird wohl über unseres Geschlechtes Schätze herrschen und sich sorglos unseres Erbes freuen.“ Jowart antwortete, er wolle ihm wohl Kriegsvolk geben, wenn er seiner Mutter Vater an Rodmar rächen

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