Schlag auf Schlag. Christoph Wagner

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Schlag auf Schlag - Christoph Wagner Heidelbergkrimi

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Rhein war asch­fahl geworden. Es schien, als ob er ausgeträumt hätte und ihn hellsichtig Schrecken ergriffe vor dem, was nun geschehen sollte.

      *

      Die Fontänen verstummt – die Scheinwerfer dunkel – es ist jetzt Mitternacht – warum meldet er sich nicht? – ich will es hinter mich bringen – –

      ich darf mich nicht töten – denn ich werde gebraucht – ich muss doch noch denen helfen, die keinen Ausweg mehr sehen – ich muss ihnen zeigen, wo ihre verborgenen Wege liegen – und meine Kinder – Sebastian und Hannes – sie brauchen den Vater – ich muss ihre Unschuld bewahren – wenn der Vater sich tötet – bricht ihre Welt zusammen – dann wird auch offenbar das Tun meines dunklen Ichs – dann sind die Seelen auch dieser Kinder zerstört – und das Spiel beginnt wieder von vorn – das muss ich verhindern – sie muss ich bewahren vor einem Schicksal, das mich selber so quält ...

      *

      Sein Handy klingelte und riss ihn aus seinen Gedanken. Er hörte wieder die verstellte Stimme: „Sie gehen jetzt langsam auf das Portal der Grotte vor Ihnen zu bis zum Absperrgitter und stellen den Aktenkoffer an der linken Seitenwand ab. Dann blei­ben Sie stehen. Behalten Sie das Handy am Ohr und warten Sie auf neue Anweisungen!“

      *

      Diese Stimme – woher kenne ich sie? – es will sich nicht zeigen – aber der Platz für den Koffer kommt meinen Plänen entgegen – ich kann mich verstecken – und wenn er sich den Koffer holt, wird meine Kugel ihn treffen …

      *

      „Jetzt gehen Sie rückwärts ganz langsam wieder ins Freie, bis Sie den Beckenrand berühren.“

      *

      Was soll das? – spielt er mit mir? – es liegt etwas Furcht­bares in der Luft – mir ist, als greife eine kalte Hand nach mei­nem Herzen – was will er von mir? – will er kein Geld, sondern nur Rache? – will er mich töten? – oh, auf einmal wird alles klar – es kann ...

      *

      *

      Die Stimme – nicht mehr verstellt – jetzt erkenne ich sie – ich hätte sie längst schon erkennen müssen – o Gott, ihn kann ich nicht töten – nicht diesen Menschen – das wäre Verrat – was bleibt mir zu tun? – was hat er vor? – warum gibt er sich ausge­rechnet jetzt zu erkennen? – was – – –

      *

      Wie glühender Stahl durchfuhr ein nie gekannter Schmerz seinen Schädel und ließ ihn bersten. Das Dunkel der Nacht zerfetzten tausend gleißend grelle Blitze, sogleich verschlungen von vollkommenem Schwarz. Und das vollkommene Schwarz zerrann ins bodenlose, allumfassende Nichts.

      2

      Stille. Die Nebeldecke über der schlafenden Stadt ließ kein Geräusch mehr bis hier herauf dringen. Der aufge­hende Mond warf ein fahles Licht auf die Fassaden des Schlosses, während der Vater-Rhein-Brunnen noch im Schatten der Berge lag, die hinter dem Park groß und schwarz vor dem blass erhellten Nachthimmel standen. Am Boden der Tote. Vor ihm sein Mörder, reglos, die blutige Keule in der rechten Hand, seinen triumphierenden Blick auf das Opfer gerichtet.

      *

      Ich hab es getan – mich wird Mephisto jetzt loben –

      hast du tatsächlich geglaubt, ich wollte dein Geld? – mich interessiert dein Geld nicht – ich bin kein gewöhnlicher Mörder – nein, ich bin vom Schicksal ausersehen – ich muss seine Notwendigkeiten vollenden – und du hast dein Leben verwirkt – vielfach – durch dein furchtbares Tun – und mein Leben hast du dann auch noch zerstört – was mir gehörte, hast du genommen, – und mir deshalb den Weg aus der Hölle verlegt – ich kann ihn nun nie mehr finden – ich fühle das …

      *

      Es war etwas Wind aufgekommen. Die Blätter der alten Bäume des Parks rauschten in leichter Bewegung. Der Himmel wurde heller. Der Mond würde bald auch hier aufgehen.

      *

      Ich muss mich schützen – ich habe noch Pflichten zu erfüllen – mich dürfen sie noch nicht finden – ich muss sie verwirren und falsche Spuren legen – ich nehme dem Toten, was ihnen verrät, wer er ist – ich werfe ihn in den Brunnen und bedecke das Blut auf der Erde mit Kies – ich stelle den Koffer mit dem Geld auf den Brunnenrand – sie sollen sich das Hirn zermartern – warum stiehlt einer die Brieftasche, lässt aber 100.000 Euro stehen? – sie sollen sich im Kreise drehen – und ich habe Zeit – ich kann tun, was Mephisto verlangt – ich könnte es nicht ertragen, gerichtet zu werden von denen, die das normale Leben lieben – die nicht erkennen, dass all ihr Tun vergebens ist – dass es keinen Sinn geben kann – und wenn ich alles getan habe, was ich tun muss? – ich werde Mephisto sein im grandiosen Finale – eine Apotheose des Nichts ...

      *

      Wie er beschlossen hatte, nahm er dem Toten Handy und Brieftasche ab, schleifte ihn zum Brunnenrand und ließ ihn so sachte ins Wasser gleiten, als ob er die Stille der Nacht nicht stören wollte. Dass dabei etwas aus der Hosentasche des Toten fiel, bemerkte er nicht. Dann holte er den Geldkoffer und stellte ihn auf den Brunnenrand. Noch lange Zeit verharrte er vor dem Brunnen, den Blick auf sein Opfer gerichtet. Dann drehte er sich langsam um und entfernte sich mit gesenktem Kopf in Richtung der Scheffelterrasse. Dass die ganze Zeit zwei scharfe Augen das Geschehen beobachtet hatten, war ihm entgangen.

      Der Mond war inzwischen hinter den Bergen hervorgekommen. Die vom auflebenden Wind leicht gekräuselte Oberfläche des Brunnenwassers schimmerte silbrig. Vom Körper des Toten ragte in zwei schwarzen, kaum wahrnehmbaren Kreisen nur etwas vom Kopf und Rumpf aus dem Wasser. Vater Rhein thronte wie ein Wächter über der Szenerie. Stiller Friede legte sich über den Ort des schaurigen Geschehens.

      In dieser Schlussszene entwirft Goethe eine himmlische Hierarchie von Engelswesen, zu der auch die „Seligen Knaben“ gehören.

      Die letzten beiden Zeilen sind wörtliches Zitat

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