Lords of Lucifer (Vol 2). Alexa Kim

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Lords of Lucifer (Vol 2) - Alexa Kim

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      Das Unterfangen erweist sich als Kampf, und ich bin schon auf halbem Weg total fertig, weil ich gegen Männer mit viel größerer Körperkraft antrete und ... was nicht zu unterschätzen ist ... gegen weibliche Fans, die ihren Platz mit Mordlust in den Augen verteidigen. Jeder will so nah wie möglich an die Bühne heran. Gottseidank habe ich mich ziemlich früh auf den Weg gemacht, sodass ich es nach einer halben Stunden tatsächlich geschafft habe, mich bis zur Absperrung vorzukämpfen. Schon jetzt ist der Druck aus den hinteren Reihen so groß, dass ich kaum atmen kann. Wie soll das erst werden, wenn die Halle voll ist und die Stimmung aufgeheizt? Trotzdem gibt es diesen verbissenen Kern in mir, der nicht aufgeben will ... ich versetze sogar einem Mädchen, das sich vordrängeln will, einen Stoß mit dem Ellenbogen in die Rippen.

      "Hast du sie noch alle?", keift sie und versucht gleich noch einmal, sich vor mich zu drängeln. Ich setze noch einen Rippenstoß nach und fauche: "Versuch es noch mal und du bereust es!"

      Woah! Meine Kontrahentin gibt tatsächlich auf. Vielleicht färbt der Umgang mit Dämonen ja irgendwie ab. Auf jeden Fall werde ich ab da nicht mehr belästigt und kann in Ruhe auf den Auftritt der Vorgruppe warten.

      Die Vorband ist relativ unbekannt – ich zumindest habe noch nichts von ihr gehört – aber sie heizt die Stimmung in der Olympiahalle an, und ich bekomme das zu spüren, als ich gegen die Absperrung gepresst werde. Morgen werde ich jede Menge blaue Flecken haben.

      Nachdem die Vorband die Bühne verlassen hat, zucken plötzlich Blitze über die riesigen Monitorwände, aus den Boxen ertönt Donner, dann wird die Olympiahalle in feuerrotes Licht getaucht. Neben mir kreischen Groupies Kirans Namen, vereinzelt werden auch Sams und Snakes Namen gerufen. Ich versuche dem Druck der wogenden Menge etwas entgegenzusetzen, indem ich meine Hände gegen die Absperrung presse ... mein Herzschlag geht schneller. Ich weiß, dass ich jetzt nicht mehr zurück kann ...

      Fast kommt es mir vor wie dunkle Magie, als das Keyboard die ersten Akkorde von "Soulcatcher" anstimmt. Seelenfänger ... wenn diese ekstatisch kreischenden Menschen um mich herum auch nur die leiseste Ahnung hätten ...

      Nebel wabert über die Bühne, erneut ertönt Donner, dann zuckt stakkatoartiges Licht durch die gesamte Halle. In einem Moment war die Bühne noch leer, dann wird sie für einen Moment lang dunkel. Als die Bühnenspots wieder aufleuchten, steht die Band auf der Bühne – die Augen mit Kajal umrandet, Kiran in seinem schwarzen Mantel, den er zu Beginn jedes Konzerts trägt, die anderen in Lederhosen, zerrissenen schwarzen Röhrenjeans und jeder Menge Ketten und Nieten.

      Die Menge um mich herum beginnt zu toben, begeistert von dem vermeintlichen Special Effect, der in Wahrheit gar keiner ist. Ich versuche bei jedem Atemzug möglichst viel Luft in meine Lungen zu saugen, während ich noch stärker gegen die Absperrung gepresst werde. Wenigstens kommen jetzt Ordner dazu, um Leute aus der Menge zu ziehen, die ohnmächtig werden.

      Kirans dunkle Stimme bringt die Halle innerhalb von Sekunden zum kochen. Soulcatcher ... Soulcatcher ... through a million of nights ... follows you ... right by your side ... Früher kannte ich kein einziges Lied der Lords of Lucifer, mittlerweile kenne ich sie alle auswendig. Ich kann nicht mehr zählen, wie viele Stunden ich damit verbracht habe, nach versteckten Botschaften zwischen den Zeilen der neuen Songs zu suchen – Botschaften, die mir sagen, dass Kiran mich nicht vergessen hat ... dass ich mehr für ihn war, als ein Zeitvertreib. Aber Songtexte können auf viele Arten gedeutet werden ... und wer weiß schon, was Dämonen fühlen und denken ...

      "Kiran! Kiran!", kreischt ein Mädchen neben mir in der Hoffnung, von ihm bemerkt zu werden; aber Kirans Blick ist starr auf einen unbestimmten Punkt im Publikum gerichtet.

      Sie reißt sich sogar das Shirt hoch und kreischt: "Ich gebe dir meine Seele ... alles, was du willst ... ich schenke es dir!"

      Der Umstand, dass sie keinen BH unter dem Shirt trägt, schockiert mich weniger, als die Tatsache ihres Angebots und dass ich scheinbar nicht die Einzige bin, die verrückt genug ist, das Kostbarste anzubieten, was sie besitzt. Immerhin sackt sie bewusstlos zusammen, bevor Kiran sie bemerkt. Sofort sind zwei Ordner zur Stelle, um sie aus der Menge zu ziehen und in einen abgetrennten Bereich zu bringen.

      Ich sehe ihnen hinterher und verstehe, dass dies auch meine Fahrkarte sein könnte, um meinem Ziel näher zu kommen. Allerdings beschließe ich, noch zu warten, weil ich befürchte, dass die Ordner mich in die Menge zurückschicken, sobald es mir besser geht.

      Während des gesamten Konzerts kämpfe ich darum, nicht ohnmächtig zu werden. Es werden noch mindestens zehn Mädchen von den Ordnern aus der Menge gezogen.

      Endlich spielt Snake die ersten Akkorde von "Nightstar" auf der E-Gitarre, und Kirans dunkle Stimme setzt ein. "Nightstar has fallen ... what remains after all ... shadows on the wall ..."

      Die gesungenen Worte elektrisieren mich ... ich habe diesen Song so oft gehört, aber ich finde einfach keine andere Interpretation für den Text als die naheliegendste ... Nightstar ... Nachtstern ...

      Obwohl bei einer Ballade vergleichsweise weniger gedrängelt und geschoben wird als bei einem schnellen Song, spüre ich, dass dies der Moment ist, in dem ich alles auf eine Karte setzen muss. Ich tue so, als würde ich zusammensacken und werde im nächsten Moment von Händen gepackt, die mich aus der Menge ziehen ...

      "Nightstar has fallen ...", singt Kiran weiter, aber nichts in seiner Stimme ... keine Irritation, keine Änderung der Stimmlage ..., weist darauf hin, dass er mich überhaupt bemerkt hat ...

      2.

      "Geht's wieder?", fragt mich der Sanitäter und drückt mir einen zuckerhaltigen Softdrink in die Hand. "Trink das, damit dein Kreislauf sich stabilisiert."

      "Danke ...", murmele ich und tue so, als wäre ich noch nicht ganz wieder da. Während ich trinke, sehe ich mich um. Man hat mich in den Backstagebereich gebracht. Das hier scheint die Krankenstation zu sein. Ich bin meinem Ziel also ein Stück näher gekommen, aber auf den Gängen stehen überall Sicherheitsleute mit Walkie-Talkies. Es dürfte also schwierig werden, von hier aus weiterzukommen.

      Gedämpft höre ich die Klänge von Theatre of Tragedy ... diesen Song spielt die Band immer am Ende jedes Konzerts, bevor sie für etwa zehn Minuten verschwindet, um dann noch eine Zugabe zu spielen. Wenn ich Kiran also über den Weg laufen will, ist die beste Chance darauf nach diesem Song.

      Während ich an meinem Softdrink nuckele, warte ich auf die Schlussakkorde von Theatre of Tragedy. Als es soweit ist, kann ich nicht schnell genug von der Liege aufstehen.

      "Wo willst du hin?", fragt der Sanitäter alarmiert.

      "Mir geht es besser. Ich will die Zugabe nicht verpassen."

      "Du kannst jetzt nicht da raus wegen der Sicherheitsbestimmungen. Ich kann dich erst in die Halle zurückbringen, wenn die Band wieder auf der Bühne ist."

      Ich sehe nervös zur geschlossenen Tür. Kiran wird keine zwei Meter an mir vorbeilaufen, ohne zu wissen, dass ich hier bin. Tu etwas ..., drängelt mich eine innere Stimme.

      Ich beschließe, alles auf eine Karte zu setzen. Als der Sanitäter sich umdreht, um etwas aus dem Verbandsschrank zu holen, springe ich von der Liege, stürze zur Tür und reiße sie auf. Ein Pulk von Sicherheitsleuten steht etwa zehn Meter entfernt auf dem Gang. Es ist nicht zu übersehen, dass sie jemanden abschirmen. Es muss die Band sein ... um wen sonst sollten sie so ein Aufheben machen?

      "Hey ... warte ...", ruft der Sanitäter

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