Indiana Jane und das tanzende Krokodil. Sabine Gräfin von Rothenfels

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Indiana Jane und das tanzende Krokodil - Sabine Gräfin von Rothenfels

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silbernen Knauf war wohl aus einer anderen Zeit. Vielleicht ein Erbstück. Jetzt lehnte der Stock neben ihrem bequemen Bambusstuhl. Sie war klein und zierlich. Ein schwarzer, etwas zerzauster Vogel, mit gebrochenem Flügel.

      Ihre Tochter dagegen war plump. Wirkte irgendwie grobknochig und hatte entschieden zu viel Speck auf den Hüften. Das rote Sommerkleid wirkte billig. Der Ausschnitt war viel zu tief und der Schnitt betonte die füllige Figur unvorteilhaft. Zudem trug sie an jedem Finger einen großen Ring, so dass die, ohnehin nicht gerade zarten Hände, noch fetter wirkten. Insgesamt eine wenig angenehme Erscheinung. Jetzt sah die teilnahmslose Blonde auf und erwiderte Janes prüfenden Blick mit zusammengekniffenen Augen. Wahrscheinlich war sie kurzsichtig und konnte sie auf die, rund zehn Meter Entfernung, nicht richtig erkennen.

      Jane war es einerlei. Sie legte keinen großen Wert auf eine Bekanntschaft mit der Frau. Höchstens zu Studienzwecken für einen ihrer Romane. Doch im Augenblick verspürte sie wenig Lust dazu. Die hohe Luftfeuchtigkeit machte sie träge.

      Sie erhob sich, wünschte den englischen Ladys eine gute Nacht und zog sich auf ihr Zimmer zurück. Morgen war auch noch ein Tag!

      Die alte Dame im schwarzen Kleid warf einen Blick hinüber an die Bar. Fernando trank immer noch genussvoll seinen Rum. Sie rümpfte die Nase. Männer, die regelmäßig starken Alkohol zu sich nahmen, waren schwach. Es konnte natürlich auch Vorteile haben. Schwache Männer waren leicht zu lenken.

      Sie langte nach ihrem Spazierstock. Der schwere Stock mit dem silbernen Knauf war eigentlich viel zu klobig für ihre zarte Person. Sie hätte sich jedoch nie davon getrennt. Es war ein Erbstück ihres Großvaters. Das Einzige was ihr noch geblieben war, vom Gut in Ostpreußen.

      Ihr Mann hatte zu den Starken gehört. Heinrich Rosen war ein erfolgreicher Geschäftsmann gewesen. Ohne Laster. Allerdings auch fünfzehn Jahre älter als sie selbst. Das war einerlei. Nach dem Krieg und den Trümmerjahren gab es nicht viele Männer, die überhaupt noch brauchbar waren. Sie hatte Glück gehabt. Sofort hatte sie in die Heirat mit dem tüchtigen Mann eingewilligt. Das Gut war verloren gewesen. Ihre Familie tot. Sie war vertrieben aus der Heimat.

      Sie kniff die Lippen zusammen. Die Gedanken an die Vergangenheit taten ihr weh. Ihr Blick streifte ihre Tochter. Marlene war zwar schwach, aber sie war ein gutes Kind. Auch ihr Sohn hatte immer zu ihr und der Familie gestanden. Bei allen Schicksalsschlägen und Verlusten, die sie schon in ihrem Leben erleiden musste, sie hatte immer noch ihre Kinder. Sie seufzte, wie gern hätte sie sich einfach zurückgelehnt und ihren Lebensabend genossen. Aber es gab noch ein paar Dinge, die sie regeln musste.

      „Wir gehen!“ Die Alte wartete nicht auf eine Zustimmung ihrer Tochter. Sie stand auf, stützte sich auf ihren Stock und verließ die Lobby. Ihre Tochter folgte ihr fügsam. Sehnsüchtig warf sie noch einen letzten Blick zurück. Doch niemand kümmerte es, dass die beiden Frauen gingen.

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