Satan. Melody Adams

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Satan - Melody Adams Alien Breed Series

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und die Sicherheitsbestimmungen hier waren die höchsten in ganz Australien. Als Expertin für unzurechnungsfähige Straftäter arbeitete ich, wo ich gebraucht wurde. Als ich von Doktor Edding gebeten wurde, nach Opal Manor zu kommen, hatte ich gerade eine lang überfällige Reise angetreten. Die fünf Wochen in der Karibik, auf die ich mich wirklich gefreut hatte, waren damit nach nur vier Tagen zu einem abrupten Ende gekommen. Niemand sagte mir, welche Fälle ich annehmen musste, doch die kurze Zusammenfassung des Falls hatte mich neugierig gemacht, und nun hielt ich die wohl dickste Patientenakte in den Händen, die ich jemals gesehen hatte. Ich prüfte die Dicke der Akte mit meinen Fingern und warf Doktor Edding einen Blick zu.

      „Unser John Doe scheint wirklich busy gewesen zu sein?“

      „Untertreibung des Jahrhunderts, meine Liebe“, erwiderte Doktor Edding mit einem Seufzen und faltet ihre Hände auf dem Tisch, für einen Moment ihre ultrakurzen Nägel studierend, ehe sie sich wieder mir zuwandte. „John hat sich hier den Beinamen Satan erworben, und glaube mir, meine Liebe, der Name ist wohlverdient.“

      „Ich werde die Akte heute Abend studieren, dass ich vorbereitet bin für meine erste Begegnung mit John morgen früh.“

      „Ich weiß, Sie sind die Beste auf Ihrem Gebiet, doch ich muss sie warnen: Satan ist extrem intelligent und skrupellos. Die extremen Sicherheitsvorkehrungen, die wir für ihn haben, müssen unter allen Umständen auf den Punkt eingehalten werden. Satan wird nicht eine Sekunde zögern zu töten, wenn er auch nur die kleinste Chance wittert. Und er ist – wie schon gesagt – extrem intelligent. Er denkt weit im Voraus. Er ist ein Meister-Stratege. Unterschätzen Sie nie zu was er fähig ist.“

      „Notiert, Doktor Edding. Ich werde vorsichtig sein.“

      Doktor Edding atmete erleichtert durch. Ich hatte das Gefühl, dass John Doe – oder Satan – ihr unzählige schlaflose Nächte bereitete. Ich war mehr als neugierig auf meinen neuen Patienten. Besonders nach Doktor Eddings Warnung. Ich hatte mit vielen Serienkillern gearbeitet, doch dieser John Doe schien alles zuvor da Gewesene in den Schatten zu stellen. Binnen weniger Wochen hatte er eine blutige Spur durch Australien gezogen. Nicht weniger als neunzehn Opfer. In solch kurzer Zeit war das mehr als ungewöhnlich. Ungewöhnlich war auch die Brutalität seiner Taten. Ich hatte nur eine kurze Beschreibung von Doktor Edding in ihrer E-Mail erhalten. Doch ich wusste, die Akte, welche ich in meinen Händen hielt, würde weitaus grafischere Beschreibungen sowie Fotos seiner Opfer enthalten. Ich war grausame Bilder gewöhnt, doch ich hatte das Gefühl, dass mir einiges bevorstand, wenn ich die Akte heute Abend studieren würde. Doch die gruseligen Fakten beiseitegelassen, ich war begierig darauf, die Psyche dieses John Does zu studieren.

       Satan

      Schritte näherten sich meiner Zelle, doch ich blickte nicht auf. Es war nur Robin, der mein Essenstablett abholen würde. Alles an diesem verfluchten Ort lief nach einem präzisen Uhrwerk. Tagein, tagaus. Meine Freiheit war nur von kurzer Dauer gewesen. Doch zumindest war die Unterbringung hier um Längen besser als in dem Labor, von welchem ich geflohen war. Ich hatte eine große Zelle mit einem bequemen Bett, einem Tisch mit Stuhl, ein Regal voller Bücher, eine Couch und sogar einen Fernseher. Ich hatte mein eigenes, angrenzendes Badezimmer. Luxus für einen Mörder wie mich. Doch die Annehmlichkeiten konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass ich gefangen war. Interessanterweise waren die Ärzte hier nicht daran interessiert, meinen Körper zu studieren, Experimente mit mir durchzuführen – nein, sie wollten meinen verdammten Kopf! Nun, nicht wortwörtlich. Sie wollten meine Gedanken. Meine Gefühle. Yeah! Gefühle. Ich hatte laut und herzlich gelacht, als Doktor Edding sich das erste Mal nach meinen Gefühlen erkundigt hatte. Ich hatte nur ein Gefühl: Rage! Da war so viel Wut in mir. Ich hatte in den Wochen meiner Freiheit neunzehn Menschen getötet. Zusammen mit denen, die ich im Labor gekillt hatte, waren es siebenundzwanzig Menschen. Es hatte mir kurzfristige Genugtuung verschafft, doch meine Wut war nicht vergangen. Sie war nicht im Geringsten gemindert. Irgendwann würde ich aus diesem verdammten Gefängnis hier raus kommen und dann würde ich weiter killen.

      „Satan!“, riss mich Robins Stimme aus meinen Gedanken.

      Ich blickte auf und sah den Mann an, der vor der dicken Glasscheibe meines Gefängnisses stand. Ja, Glas. Meine Zelle hatte keine Gitterstäbe. Nur eine dicke Glaswand. Ich hatte versucht, das Glas zu brechen, doch es war zu stark. Ich schenkte Robin ein diabolisches Grinsen.

      „Das Tablett! Warum hast du es nicht in die Ausgabe gestellt? Du kennst die Regeln.“

      „Du willst das Tablett? Komm rein und hol es dir“, lockte ich mit dunkler Stimme.

      „Netter Versuch, Satan. Doch ich bin nicht lebensmüde.“

      „Schlaues Menschlein“, neckte ich grinsend.

      „Wenn du das Tablett nicht in die Ausgabe stellst, musst du auf deine nächste Mahlzeit verzichten.“

      „Das wäre wirklich ein Verlust“, spottete ich. Ich erhob mich langsam von meinem Bett und trat näher an die Glasscheibe. Robin wusste, dass er hinter der dicken Scheibe sicher war, dennoch zeigte sich ein Funken von Unwohlsein, vielleicht sogar Angst in seinen Augen. Ich liebte es, mit den Menschen zu spielen. Sie waren so verdammt einfach zu durchschauen. „Vielleicht bin ich den Fraß hier leid“, raunte ich. „Bring mir was Anständiges zu essen und dann bin ich vielleicht kooperativ.“

      „Das Essen hier ist nicht so übel. Du bekommst dasselbe, was meine Kollegen und ich zu Essen bekommen.“

      „Dann solltest du dich bei deinem Boss beschweren, dass er euch nicht vernünftig füttert“, knurrte ich.

      Robin hatte recht. Das Essen war nicht so übel. Es war auf jeden Fall um Längen besser als im Labor. Doch ich hatte den ganzen Tag nichts zu tun außer lesen und fernsehen. Mich zu beschweren und es den Ärzten, Pflegern und Wachen hier schwer zu machen, gab mir wenigsten einen kleinen Kick. Auch wenn ich es viel mehr genießen würde, wenn ich ihnen die Kehle rausreißen könnte.

      „Wie gesagt“, beharrte Robin. „Gib mir das Tablett durch die Ausgabe oder du bekommst kein Frühstück.“

      Ich zeigte ihm den Mittelfinger und wandte mich ab.

      „Wie du willst. Irgendwann wirst du nachgeben müssen, wenn du hungrig wirst“, sagte Robin, als ich zurück zu meinem Bett ging. „Ach, übrigens, du bekommst eine neue Therapeutin. Sie wird dich morgen früh besuchen.“

      „Und?“, erwiderte ich gleichgültig, als ich mich auf meinem Bett ausstreckte.

      „Ich hab sie gesehen. Sie ist heiß. Ich hätte nichts dagegen, von ihr – therapiert zu werden.“ Robin lachte anzüglich. „Hab eine gute Nacht, Satan.“ Dann verschwand er.

      Ich lag auf dem Bett, die Arme über der Brust verschränkt, und starrte an die Decke. Eine neue Therapeutin. Eine sexy Therapeutin. Das wäre mal eine Abwechslung. Doktor Edding sah aus wie ein Typ mit Titten. Und die Titten waren nicht einmal besonders groß. Da war nichts sexy oder weiblich an Doktor Edding. Scharfe, maskuline Züge, keine Kurven, kurze Haare, kurze Fingernägel und die Augen so farblos, dass es schwer war zu sagen, was für eine Farbe sie überhaupt hatten. Blassblau? Blassgrün? Blassgrau? Braun war es jedenfalls nicht. Wie sah meine neue Therapeutin aus? Was für eine Augenfarbe hatte sie? Was für eine Haarfarbe. War sie kurvig? Hatte sie lange Beine? Große Titten? Sie war ein Mensch, was sie zu meiner Feindin machte. Doch das hieß nicht, dass ich nicht ein wenig Spaß haben konnte. Natürlich trennte uns diese verdammte Scheibe und ich würde sie nicht anfassen können. Doch ich könnte mit ihr spielen. Sie wollte in meinen Kopf? Ich würde ihr geben, was sie wollte. Die Frage war nur, ob ihr gefallen würde, was sie dort vorfand.

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