Mama, warum ist das so?. Andrea Lieder-Hein

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Mama, warum ist das so? - Andrea Lieder-Hein

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       Reflexion des eigenen Handelns

      Bei Familie Luundt handelt es sich um eine fiktive Familie. Sie spiegelt die Fragen und Antworten wieder, die während meiner Tätigkeit am Gymnasium von Kindern und Jugendlichen gestellt wurden.

      Ich habe das Fach Ethik in den Klassen 5- 12 (13) unterrichtet. Dabei habe ich festgestellt, dass gerade die Kleineren sich intensiv mit bestimmten Fragen beschäftigt haben. Sie waren oft so fasziniert, dass sie auch noch nach dem Pausengong weiter diskutierten.

      Der Sinn des Lebens, Gerechtigkeit für alle, Tod, Trauer, Freundschaft.

      Diese und ähnliche Fragen standen im Mittelpunkt und im Interesse der Kinder.

      Durch die Familie Luundt und ihre alltagsnahen Geschichten können sich Kinder sehr gut in Situationen versetzten und selbst mitdenken. Es ist ein hilfreiches Werk zur Klärung lebenswichtiger Fragen von Kindern im Alter von 5-13.

      Weihnachten-Götter-Kulturen

      Fenna Luundt schaute skeptisch auf den Weihnachtsbaum. Hmmm, irgendetwas fehlte noch. Fenna überlegte. Dann rief sie ihren Mann in die Stube. Daniel Luundt kam die Treppe hinunter und schaute auf den geschmückten Baum neben dem Fenster.

      „Und wo ist die Spitze?“, fragte er.

      Richtig, die Spitze. Eigentlich hatten die wenigsten Familien noch eine Spitze auf dem Baum, aber Fenna hatte diese Spitze von ihrer Mutter geerbt und benutzte sie immer. Jedes Jahr.

      Die mundgeblasene Christbaumspitze war aus Glas und deshalb sehr zerbrechlich. Sie war silbern, etwa 30 cm lang und wurde in der Mitte von zwei Kugeln gekrönt.

      Während Fenna noch an Weihnachten und ihre verstorbenen Eltern dachte, war Daniel schon wieder im Wohnzimmer und packte die Christbaum-Spitze aus. „Sie ist einfach die Krönung auf jedem Baum!“, schmunzelte er zufrieden.

      Fenna und Daniel waren beide Lehrer von Beruf. Fenna Grundschullehrerin und Daniel Lehrer an der Gemeinschaftsschule „Sanderskirchen-Süd“. Beide hatten seit fünf Stunden Weihnachtsferien, genauso wie Pia und Paul. Pia besuchte die 4. Klasse der Erich-Kästner-Grundschule und Paul die Klasse 7L der Buddenbrooks –Gemeinschaftsschule in Neuhagensmühle. Piet war erst 5 und ging noch in die Küsten-Zipfel-Kita in Sanderskirchen.

      Als der Baum fertig geschmückt war, setzten sich alle auf die Couch und tranken Kaffee und Kakao.

      „Feiern jetzt alle Menschen auf der Welt Weihnachten?“, fragte Pia.

      „Hab ich in Reli gelernt. Tun sie gar nicht. Weil es ein christliches Fest ist. Wir Christen feiern dann die Geburt Jesu.“ Paul war richtig stolz, dass er das seiner kleinen Schwester erklären konnte.

      Fenna unterrichtete auch Religion und nickte.

      „Wir Menschen haben uns schon immer gefragt, wo wir herkommen. Wer uns geschaffen hat. Warum es regnet. Warum es verheerende Stürme gibt. Warum die Ernte kaputt gegangen ist.

       Da es aber auf solche Fragen früher keine richtigen Antworten gab, musste es wohl jemand getan haben, den die Menschen nicht kannten. Irgendjemand musste es ja gewesen sein. Sonst gäbe es diese Dinge nicht.

       Und so entstanden viele Geschichten, die man Mythen nennt. Wir sprechen heute von Gerüchten. Weil wir heute alles bewiesen haben wollen. Und solange es keine Beweise gibt, halten wir es für ein Gerücht. Für ein Märchen. Spinnerte Ideen vielleicht auch.

       Jede Gemeinschaft von Menschen hatte andere Ideen. Aber eines war sicher. ETWAS gab es, und sie nannten es Gott. Einen Gott. Oder mehrere Götter. Niemand kannte sie, niemand konnte das beweisen, aber es half, die Welt zu verstehen. Dieses unsichtbare Wesen beantwortete alle Fragen.“

      „Oh“, stöhnte Pia, „dann haben alle Völker verschiedene Götter?“

      „Ja, so ist es, Pia. Diese Mythen sind wichtig für jedes Volk, für ihre Kultur.“

      Piet nahm einen großen Schluck Kakao und nickte. „Wir nennen unseren Gott einfach nur Gott. Und seinen Sohn Jesus, stimmt’s?“

      Piet zeigte mit dem Finger auf den Baum. „Ist das Jesus sein Weihnachtsgeschenk von uns?“

      Vater Daniel lachte und sagte: „Der Christbaum-Brauch ist erst etwas mehr als 500 Jahre alt. Die Menschen schmückten in der düsteren Winterzeit einen grünen Baum mit Kerzen. Es sollte ein Symbol für neues Leben sein.

       Dieser Brauch wurde dann übernommen und man feierte Weihnachten unter einer geschmückten Tanne. Damals war der Schmuck noch anders als heute. Man nahm Äpfel, Nüsse und kleine Lebkuchen, die an den Baum gehängt wurden. Ja, ein Geschenk für Jesus, das passt schon irgendwie, Piet.“

      Pia hatte schon eine Weile ihre langen Locken um den Finger gedreht und grübelte. „Mama, Emma ist gar nicht bei Reli. Glaubt sie nicht an Gott?“

      „Jedes Volk hat seine Kultur. Das sind Dinge, die wir Menschen uns vorstellen, dass sie so sind. Gemeinsame Sprachen, Bräuche, Sitten, Essens-Gewohnheiten. Alles ist verschieden. In kalten Gegenden lebt es sich anders als in der Wüste. Oder am Wasser anders als im Eis.

       Bei den Tieren ist das anders. Piets Hamster Candy macht sich keine Gedanken, warum er lebt oder was Weihnachten ist. Er frisst und lebt auch bei uns genau so wie er in Österreich leben würde. Oder in Spanien. Wo es wärmer ist, da hätte er sicher ein etwas luftigeres Fell. Aber sonst lebt er einfach so dahin.

       Wir Menschen wollen aber alles wissen. Und manche Menschen, die keinen Beweis für Gott finden, die glauben auch nicht daran. Sie zweifeln, fragen, grübeln.

       Aber die Gedanken sind frei. Jeder Mensch darf selbst entscheiden, ob er glaubt oder nicht. Wenn man Menschen zu Dingen zwingt, bekommen sie oft Angst oder werden störrisch, und das hilft niemandem.

      Religion wächst in unseren Herzen. Wer glaubt, weiß dann, dass Gott ihn beschützt, ihm zur Seite steht. Ihm immer hilft. Das ist ein schönes Gefühl. Es schenkt Sicherheit.“

      „Aber Ali glaubt nicht an Gott und feiert auch nicht Weihnachten“, redete Pia weiter.

      Jetzt kam Pauls Auftritt. DA wusste er Bescheid. Seine neuen Freunde Sedat und Amir in der 7L waren Zwillinge und glaubten an einen anderen Gott. Und sie

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