Die Eroberung der Farbigen. Caroline Milf

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Die Eroberung der Farbigen - Caroline Milf

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Sie doch lieber etwas anderes trinken? Ein Glas Sekt vielleicht, einen Cognac, oder ein Glas Rotwein?“

      „Rotwein wäre auch nicht schlecht“, sagte ich ohne zu überlegen.

      Nach kurzer Zeit kam sie zurück und hatte zwei Gläser in der Hand. Sie hatte sich wohl auch entschlossen, auf den Kaffee zu verzichten und trank mit mir einen Glas Wein.

      „Also, man kann nachts als Frau wirklich nicht mehr allein durch die Stadt gehen“, erzählte sie, als sie sich im Sessel mir gegenüber niederließ, „vom Naschmarkt bis hier bin ich dreimal angesprochen worden. Sogar ein Autofahrer hat gehalten und mich gefragt, ob ich nicht einsteigen wolle.“

      Sie tat entrüstet, doch irgendwie fühlte sie sich auch geschmeichelt, dass es noch Männer gab, die sie ansprachen.

      „So, wie Sie aussehen, dürfen Sie sich nicht wundern“, sagte ich und nippte erneut am Weinglas.

      „Danke für das Kompliment“, meinte sie aufgeräumt und schaute mir tief in die Augen.

      Als ich das zweite Glas Wein getrunken hatte, kam mir meine Vermieterin noch attraktiver vor. Lässig räkelte sie sich in ihrem Sessel, hatte einen Arm nach hinten über die Rückenlehne gelegt, beide Beine angewinkelt und schräg in den Sessel gelegt. Dabei war ihr dunkler Rock etwas hochgerutscht, zeigte mir mehr von ihren langen, geraden Beinen, die in hellen Strümpfen versteckt waren.

      Unter ihrem Pulli zeichnete sich bei genauem Hinsehen ihr Büstenhalter ab, der ganz schön Arbeit hatte, ihre beiden Brüste in Position zu halten.

      Mir war überhaupt nicht bewusst, dass ich sie so unverhohlen musterte. Erst als sich unsere Blicke schweigend trafen, merkte ich, dass ich sie soeben mit den Augen ausgezogen hatte.

      „Wie geht es Ihrer Freundin?“, fragte sie völlig ohne Zusammenhang.

      Ich stockte einen Moment. Dann sagte ich ihr die Wahrheit.

      „Wir haben uns gestern getrennt.“

      „So? Ach, das ist aber schade, ich habe sie so gut leiden können.“

      „Ich auch“, sagte ich, „aber sie hatte wohl andere Vorstellungen von einer Partnerschaft. Nun bin ich wieder solo.“

      „Na, dann wissen Sie ja, wie ich mich oft fühle, immer allein zu sein, da fallen einem die Wände auf den Kopf. In diesem Zustand bin ich schon seit Jahren, können Sie sich das vorstellen?“

      „Ich würde durchdrehen“, erklärte ich und ärgerte mich, dass ich so offen war, doch nun konnte ich nichts mehr zurücknehmen.

      „Ich tu's“, sagte Marlene Kastelkorn, „ich drehe auch manchmal durch und dann mache ich die verrücktesten Sachen. So wie heute zum Beispiel. Ich war nämlich gar nicht auf einer Party, sondern in einem Lokal, in dem sich alleinstehende Frauen treffen, um sich Männer zu angeln, um es ganz frei heraus zu sagen. Habe ich das nötig?“

      „Ja.“

      „Wie bitte?“, fragte sie erstaunt und hob den Kopf, wobei sie mich fast ungläubig anstarrte.

      „Ich meine, was ist so schlimm daran?“, versuchte ich die Wogen zu glätten, „ist doch klar, dass Sie ganz bestimmte Bedürfnisse haben, dass Sie versuchen, diese zu befriedigen. Wenn Sie immer schön brav zu Hause bleiben, dann wird Ihr Leben noch langweiliger. Es ist schon richtig, was Sie machen: Ausgehen, Spaß haben, auch mal eine Enttäuschung erleben. Zumindest versauern Sie dann nicht in den eigenen vier Wänden.“

      Sie las mir jedes Wort von den Lippen, so sehr gefiel ihr, wie ich über ihre Aktivität dachte. Dann nahm sie einen tiefen Schluck aus dem Glas, atmete tief aus, als der Wein in ihrem Magen angelangt war, lächelte mich an und meinte: „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, dann mache ich es mir ein bisschen bequemer.“

      „Absolut nicht“, sagte ich und wusste nicht, was sie meinte.

      „Wenn ich zu Hause bin, dann kleide ich mich gern etwas legerer“, erklärte sie, „dann muss ich mich nicht in diese Klamotten zwängen, die eine Frau in meinem Alter einfach braucht, wenn sie unter Menschen geht.“

      Sie stand auf und ging auf den kleinen Flur und von dort ins Schlafzimmer. Ich kippte mir schnell noch einen Schluck Wein, dann kam sie zurück. Sie hatte nur noch einen weißen Bademantel an, keine Strümpfe, keine Schuhe. Den Mantel hatte sie vorn fest zugebunden und zugeknotet.

      „Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, wenn ich mich so zu Ihnen setze“, fragte sie vorsichtig und deutete auf ihren Bademantel.

      „Aber nein, ich wünschte, ich hätte es auch so bequem wie Sie.“

      Sie schaute mich an, zögerte eine Sekunde und meinte dann: „Fühlen Sie sich wie zu Hause, machen Sie es sich so bequem wie möglich.“

      Um meinen guten Willen zu zeigen, zog ich mir die Schuhe und Socken aus und zerrte das Shirt aus den Jeans.

      „So ist es schon besser“, sagte ich, „jetzt bekomme ich mehr Luft.“

      Frau Kastelkorn lächelte. Es war ein Lächeln, das hauptsächlich vom Alkohol hervorgerufen wurde, ein Lächeln, das aber auch ihre derzeitige innere Zufriedenheit widerspiegelte. Sie hatte einen gutaussehenden jungen Mann, schlank und athletisch, in ihrer Wohnung, hatte selbst nur noch einen Bademantel an und es war genug zu trinken da.

      „Geben Sie mir auch mal eine Zigarette?“ fragte sie, „ich rauche nicht viel, aber jetzt hätte ich Lust.“

      Ich hätte jetzt auch Lust gehabt, aber auf etwas anderes. Als ich ihr Feuer gab, beugte sie sich etwas nach vorn, ihr Bademantel öffnete sich oben einen Spalt, und ich sah die beiden Halbkugeln, die zur Hälfte etwa freigelegt waren. Nicht schlecht, was sie da zu bieten hatte.

      Zwischen den beiden Brüsten entdeckte ich ein paar Sommersprossen. Merkwürdig, wo die Leute überall Sommersprossen haben! Ihre Hand berührte meine leicht, als ich das Feuerzeug hinhielt.

      „Danke“, hauchte sie, „vielen Dank!“ und tat so, als habe ich ihr soeben das Leben gerettet. Da ich schon mal vor ihr stand, goss ich ihr etwas Wein ins Glas ein, obwohl sie noch nicht ausgetrunken hatte. Dann setzte ich mich einfach auf die Lehne ihres Sessels, spielte mit dem Feuerzeug und sagte mehr zu mir selbst: „So eine dufte Vermieterin wie Sie gibt es nicht alle Tage. Sie sind tolerant, intelligent, lassen Ihren Mietern alle Freiheiten, und selbst die Mieten sind in Ordnung.“

      Sie reagierte erst nicht, doch dann hob sie den Kopf zu mir und meinte ernst: „Sehen Sie, das ist mein Problem. Sie sehen mich nur als Vermieterin. Meine Anwälte, die mein Vermögen verwalten, sehen mich nur als reiche Geschäftsfrau, die ihr Geld mit Immobilien verdient. Mein Bankdirektor sieht mich nur als Kontonummer. Alle sind höflich und freundlich zu mir, keine Frage. Doch dass ich eine Frau bin, eine Frau aus Fleisch und Blut, das lassen mich die wenigsten spüren. Es ist zum Verzweifeln.“

      Sie holte tief Luft.

      „Vielleicht tragen Sie einen Teil der Schuld daran“, versuchte ich sie zum Nachdenken zu bringen, „immerhin studiere ich Psychologie, könnte es nicht sein, dass Sie sich in dieser Rolle eigentlich ganz wohl fühlen? Von allen akzeptiert zu werden? In einer Männerwelt als Frau bestehen zu können? Ist das nicht so?“

      „Vielleicht haben Sie Recht“, gab sie zu, „darüber habe ich noch nicht nachgedacht.“

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