Die Regulatoren in Arkansas. Gerstäcker Friedrich

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Die Regulatoren in Arkansas - Gerstäcker Friedrich

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Fleisch, das ihm Alapaha auf einem roh gearbeiteten hölzernen Teller darreichte, und begann seine Mahlzeit. Der ehrwürdige Priester rief ihm jetzt aufs neue alle jene Kraftstellen der Heiligen Schrift ins Gedächtnis zurück, die auf die Sünden der Menschen und die Gnade des dreieinigen Gottes aufmerksam machen, wobei er nicht vergaß, ihm die vielen Wunder herzuerzählen, die Christus in seinem Lebenslauf

      getan, bis er zur Versöhnung allen Fleisches am Kreuze gestorben sei. Wahrscheinlich glaubte er durch diese bilderreichen Erzählungen am leichtesten auf die sinnliche Natur des Waldsohnes einwirken zu können. Der Indianer aß ruhig fort; aber selbst als er sein Mahl beendet hatte, unterbrach er dennoch den Redner mit keiner Silbe, mit keinem Blick und lauschte aufmerksam dessen Worten, so daß Rowson, hierdurch ermutigt, immer eifriger fortfuhr, die christliche Religion stets nur durch solche Sachen hervorzuheben, die, wie er nicht ganz mit Unrecht glaubte, in den Augen seines wilden Zuhörers den meisten Wert haben mußten.

      "Hat der blasse Mann geendet?" fragte Assowaum endlich, als jener erschöpft stillschwieg.

      "Ich habe", antwortete der Priester; "und was sagt mein Bruder dazu?"

      Assowaum warf die Decke von sich, die er halb um sich herumgeschlungen hatte, richtete sich auf und sprach, dicht vor den Christen hintretend: "Vor alten Zeiten hat der große Geist - den Ihr Gott nennt - die Welt erschaffen, und aus der Welt machte er Menschen - Indianer. - Sie kamen nicht über die See. Er deckte etwas über die Erde und steckte die Menschen darunter; alle Stämme waren dort versammelt. Ein Stamm von ihnen aber sandte einen seiner jungen Leute hinauf, zu sehen, was es oben gäbe, und dieser fand alles sehr hell und freute sich über die Schönheit des Ganzen. Ein Hirsch lief vorbei, und ein Pfeil stak in seiner Seite; er folgte ihm und kam zu dem Platz, wo er gestürzt und verendet war; andere Fährten sah er noch, und bald kam der Mann, der das Tier angeschossen hatte. - Es war der Schöpfer selbst, und er zeigte ihm jetzt, wie er die Haut des Hirsches abstreifen und das Fleisch zerschneiden sollte. Gott befahl ihm dann, ein Feuer zu machen, aber der Indianer wußte nicht wie. Gott mußte es selber tun. Gott hieß ihn nachher ein Stück des Fleisches auf einen Stock stecken und es braten; der Indianer wußte aber nicht wie und ließ es auf der einen Seite verbrennen, während die andere roh blieb."

      Rowson machte eine Gebärde, als ob er sprechen wollte, der ernste Blick des Wilden hielt ihn jedoch zurück.

      "Nachdem er den roten Mann also gelehrt hatte, das Wild zu erlegen und das Fleisch und seine Haut zu benutzen, rief er die anderen hervor aus der Erde, und sie kamen Stamm nach Stamm und erwählten jeder einen Häuptling.

       Gott machte auch das Gute und Böse - es waren Brüder. Der eine ging aus, um Gutes zu tun, der andere, um seines Bruders Werke wieder zu zerstören. Dieser machte steinige, kiesige Stellen, ließ giftige Früchte wachsen und stiftete Unheil an. Der Gute wollte den Bösen gern vernichten, aber nicht mit Gewalt, schlug ihm also vor, daß sie einen Wettlauf anstellen wollten, wonach der Verlierer das Feld räumen sollte. Der Böse willigte ein und –“

      "Halt!" rief der Methodist jetzt, indem er sich in seinem Eifer von dem Stamm erhob, auf dem er bis dahin gesessen. "Nicht geziemt es mir, am heiligen Sabbat solchen Erzählungen zu lauschen. Armer, verblendeter Heide - das ist dein unseliger Aberglaube, der dich an diesem Gewebe der Lüge hängen läßt - scheuche ihn von dir! Jesus Christus –“

      Der Indianer sprach, während der Methodist diese Warnung schnell ausstieß, kein Wort, er unterbrach ihn mit keiner Silbe, aber er heftete einen so wilden, Zorn und Ingrimm sprühenden Blick auf den Prediger, daß dieser erschreckt in seiner Rede einhielt und scheu nach dem nicht weit entfernten Hause zurücksah. Assowaum bezwang jedoch den in seiner Brust tobenden Sturm, und nur finster den fremden Apostel betrachtend, sprach er, als dieser plötzlich schwieg, mit fester, wenn auch leiser Stimme: "Ich habe Euren Worten gelauscht. Ihr habt mir von dem Häuptling erzählt, der Stöcke in Schlangen verwandelte und Wasser aus dem Felsen preßte; von dem Fisch, der den Menschen tagelang in seinem Bauch aufbewahrte und dann wieder ans Land spie; von dem Propheten, der auf einem feurigen Wagen in den Himmel fuhr, und von dem, der geopfert wurde und starb und doch wieder lebendig auf die Erde kam. Assowaum hat alles geglaubt. Ich erzähle Euch jetzt, wie der große Geist in diesem Teile der Welt seine Kinder erschaffen habe, und Ihr nennt mich einen Lügner. Geht!" sagte er, seinen Arm dabei gegen den etwas beschämten Priester ausstreckend. "Das Auge des blassen Mannes sieht nur auf die Seite, auf der sein eigener Wigwam steht, alles andere ist schwarz."

      Ohne eine weitere Antwort abzuwarten, schritt Assowaum, das Nachbringen des Gepäcks seiner Squaw überlassend, dem Hause zu.

      Hier hatte Harper indessen seine Geschichte unter dem Gelächter und den Beileidsbezeugungen der übrigen vollendet, die sich, als Mittag heranrückte, größtenteils wieder nach ihren verschiedenen Wohnörtern zerstreuten, um dort ihre Mahlzeiten nicht zu versäumen. Nur Harper und Brown waren von der alten Mrs. Roberts als so "gar seltene Gäste" eingeladen worden, an dem einfachen Mahle teilzunehmen.

      Ehe jetzt der Tisch gedeckt ward, winkte Roberts noch einmal dem jungen Brown zu, mit ihm zu der Einfenzung zu kommen, wo er seine guten Pferde hielt, denn das war ein Gegenstand, in dem sich sein ganzer Stolz und Ehrgeiz konzentrierte. Pferde durfte niemand im Staate besser haben als er, und wer mit dem alten Roberts tauschte, konnte sicher sein, daß er den kürzern zog, denn keiner hatte ein sichereres Auge für die Fehler oder Tugenden des edlen Tieres als gerade dieser.

      Ehe wir übrigens mit dem alten Mann näher bekannt werden, möchte es vielleicht nötig sein, eine kleine Schwäche zu erwähnen, die er sich in seinen Reden angewöhnt hatte. Er kam nämlich stets aus dem Hundertsten ins Tausendste, das heißt: er vermochte nie den Satz, von welchem er ausgegangen, festzuhalten. Die, welche näher mit ihm bekannt waren, wußten das schon und unterbrachen ihn immer zur rechten Zeit, wo er sich dann augenblicklich zu seinem ersten Satze zurückfand. Ließ man ihn aber ungestört gehen, so verlor er die Bahn und kam dann endlich, ohne sich auch nur mit einem Worte noch an das erinnern zu können, was er hatte sagen wollen, zu einem plötzlichen Halt.

      In dem sogenannten "Lot" angelangt, machte er nun den jungen Mann auf die einzelnen Tiere besonders aufmerksam, pries ihm, wie billig er dieses, wie teuer er das gekauft, was für Wetten jenes gewonnen, in wieviel Minuten ein anderes die Bahn durchlaufen. Er befand sich auch hier so recht in seinem Element, noch dazu, da ihm Brown nicht undeutlich zu verstehen gab, er gedenke in diesen Tagen selbst ein Pferd von ihm zu kaufen, und zwar ein starkes, kräftiges, das für den texanischen Freiheitskampf tauglich sei.

      "Das können Sie bei mir bekommen, Brown, das können Sie bekommen!" rief der Alte freudig, in dem Augenblicke ganz vergessend, daß er dadurch den jungen Mann aus der Nachbarschaft verlieren würde. "Dort der Fuchs ist ein Mordpferd - nicht totzumachen abends so munter wie morgens und erst vier Jahre alt - aber - wie ist mir denn? Sie wollen nach Texas? Ih, zum Henker, das leiden wir nicht - ich verkaufe gern ein Pferd, doch soll mich –“ Er sah sich dabei unwillkürlich um, ob seine Frau nicht zufällig in der Nähe wäre und sein Fluchen hören könnte. "Nein, Brown, das ist nichts. Texas ist ein Land, wo es keinem Christenmenschen gut geht; nur die Indianer allein - und was für Bande ist das! Ich weiß noch recht gut, wie die von der Creek-Nation hier durchkamen; Mais kostete damals zwei Dollar der Bushel, und wir konnten nicht genug für sie anschaffen. Jetzt ist der Mais freilich billiger, nur wer ihn nach Little Rock –“

      "Dieses ruhige Leben hier sagt mir nicht zu -, ich muß mich ein wenig in der Welt umsehen", unterbrach ihn Brown, "später komm ich wieder zurück."

       "Von Texas? Eh? Von dort kommt niemand mehr zurück - kein ordentlicher Kerl wenigstens - alle Schufte und Spitzbuben gehen ja jetzt dorthin, und das Sprichwort ‚Geh in die Hölle' ist ganz abgekommen, man wird noch boshafter und wünscht den Leuten eine Reise nach Texas. Der Boden dort ist auch nicht besser als der unsere; ich habe unten im Canebottom Land, das ich nicht für zehn Dollar den Acker verkaufen möchte, und die Mast - Sie

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