Die Vergessenen. Eckhard Lange
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Eckhard Lange
Die Vergessenen
Vermutungen über vier Frauen aus den Anfängen des Christentums
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Inhaltsverzeichnis
EINIGE ANMERKUNGEN ZUM BESCHLUß
JUNIA - 1
Johanna hatte ihre Freundinnen in ihrem großzügigen Haus in Magdala versammelt, und fast alle waren erschienen. Nur Maria, die Mutter des Meisters, trauerte noch immer um den Sohn, obwohl die Nachricht seiner Auferweckung sie ein wenig getröstet hatte. Aber die Aufregungen der Wochen zuvor, der schmerzliche Anblick des Gefolterten, das Miterleben seines Todeskampfes am Kreuz hatten sich tief in ihr Gemüt eingeprägt, das ließ sich nicht einfach verdrängen. So hatte sie Johanna die Nachricht überbringen lassen, sie fühle sich noch nicht in der Lage, den Weg von Kapernaum herüber zu wandern.
Die anderen Frauen hatten sich im Atrium des Anwesens des Chusa versammelt, die Sklavin reichte frische Datteln und Weintrauben, süßes Brot und den mit Wasser vermischten Wein von den Hängen Galiläas. Während ihre Mutter die Gäste begrüßte, saß die kleine Junia still in einer Ecke und schrieb eifrig auf ihrer Wachstafel, doch wer genau hinübersah, konnte unschwer erkennen, daß sie mehr auf das Gespräch der Frauen horchte als die Rechenaufgaben zu lösen, die ihr Vater ihr gestellt hatte. „Ich muß die Getreidelieferungen zusammenzählen, die im Palast eingegangen sind,“ hatte er ihr gesagt, „da kannst du mir sicherlich schon ein wenig behilflich sein.“ Stets hatte er ihr Aufgaben überlassen, an denen sie etwas lernen