Du und die Anderen. Anno Dazumal

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Du und die Anderen - Anno Dazumal

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Das ist immer noch mein Leben.“ Sie schaute Dich ungläubig an, rümpfte ihre Nase und legte dann los: „Jetzt paß mal gut auf! Freiheit ist eine Illusion. Du bist ständig fremdbestimmt und von Deinen Bedürfnissen getrieben. Das System hat uns doch alle unter Kontrolle und jetzt wird es noch besser. Denn von nun an nimmt der Staat den Müttern die Kinder gleich nach der Geburt weg und schickt sie in die Produktion.“ „Wen? Die Kinder oder die Mütter?“ „Alle. Kinderarbeit ist ein Markt mit Zukunft und einem enormen Wachstumspotential. Deutschland darf nicht länger Schlußlicht bei der Kinderarbeit sein. Genau darin liegt doch das eigentliche Problem: Kinder, die nicht arbeiten müssen, werden oft verwöhnt und das führt dazu, daß sie später nicht arbeiten wollen. Solche Drückeberger kann ein kapitalistischer Staat wie der unsere nicht gebrauchen. Kinderkrippen für die Kleinen, Arbeitsplätze für die Mütter, so muß es sein und dann wird die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen auch wieder einwandfrei funktionieren.“ „Und was hat das alles mit der Lotterie zu tun?“ „Sehr viel. Du kennst ja den amerikanischen Traum: Vom Tellerwäscher zum Millionär. Na ja und in unserem Land ist das nur mit Lotto möglich.“ „Alles unschön und ungut, aber mich können Sie damit nicht beeindrucken“, gabst Du ihr zu verstehen und wolltest gehen. „Hiergeblieben! Wir manipulieren die Kinder von Anfang an. Wir machen sie zu Konsumisten, erzeugen in ihnen Bedürfnisse und Wünsche, für deren Erfüllung sie Geld brauchen. Wir instrumentalisieren sie für unsere Zwecke und machen sie zu willfährigen Vollstreckern. Sie glauben unseren Lügen, weil sie es nicht anders gelernt haben und werden nie verstehen, daß sie ihr Leben unserem System geopfert haben. Sie funktionieren und vegetieren und dann hoffen sie auf den großen Lottogewinn, der niemals kommen wird.“ Du sahst die Frau etwas mitleidig an, denn ihr Gesicht hatte sich ziemlich verzerrt und sie sprach voller Haß und Verachtung über die Leute. „Bevor ich gehe, wollte ich noch Ihre Frage beantworten: Glück ist, in unserem System ignoriert zu werden“, sagtest Du voller Überzeugung und gingst davon. Sie schaute Dir ungläubig hinterher und überlegte kurz, ob sie nachdenken sollte, entschied sich jedoch mehrstimmig dagegen und ließ es dann bleiben. „Kaufen Sie und werden Sie glücklich! Es gibt Millionen Euro, die nur darauf warten, von Ihnen gewonnen zu werden!“ rief sie mit einer zuckersüßen Stimme, die nicht die ihre war. Du aber hörtest gar nicht mehr hin, sondern gingst glücklich Deiner Wege.

      Da hatte ich nun den Salat, denn der Mann vom Verlag stellte mir die Mutter aller Fragen: „Wo ist die Handlung?“ Ich kam ins Schwitzen. Gute Frage. „Na ja, äh, also, ich weiß auch nicht, wo sie sich versteckt hat“, gab ich leicht geknickt zu. „Ohne Handlung geht es nicht“, stellte er kategorisch fest. „Aber früher hat das immer sehr gut geklappt. Außerdem befindet sich bei mir die Handlung in den Dialogen“, verteidigte ich mich. „Das ist doch Blödsinn! Entweder, Du bringst jetzt Handlung rein oder wir vergessen das Ganze“, machte er deutlich. Danach gingen wir getrennte Wege und ich schlenderte gedankenverloren durch meine Vergangenheit. „Verdammte Scheiße! Warum legen die so viel Wert auf eine Handlung? Bisher bin ich immer gut ohne ausgekommen“, dachte ich mir und grübelte so lange, bis ich einen Geistesblitz hatte. Leider erwies sich der als Schlaganfall und nachdem ich einen unbeteiligten Passanten verprügelt hatte, ging es mir besser. Was hatte ich in jener beschissenen Geschichte eigentlich zu suchen? War ich schon so tief gesunken, daß ich als Autor eine Nebenrolle einnehmen mußte, um den Karren endgültig an die Wand zu fahren? Anscheinend, jedenfalls gelang es mir nicht, mich mit meinen vier verschiedenen Persönlichkeiten auf einen Handlungsstrang zu einigen und so verwarf ich alle Handlungskonzepte, die mir in den Sinn gekommen waren. Ich sah keinen Ausweg mehr, nahm mir ein Elektrokabel mit und ging auf den Speicher. Vor knapp 18 Jahren hatte dort mein Vater sein Leben beendet und ich wollte es ihm gleichtun. Aber ich stellte mich wieder mal einfach zu blöd an und so wurde nichts daraus. „Na toll! Zu blöd zum Suizid, aber ein Buch ohne Handlung schreiben wollen“, dachte ich mir verärgert. Da half nur noch Beten. Ich also schnell in die Kirche und ein paar fromme Sprüche runtergeleiert. Keine Reaktion. „Hey, Du da oben, was machst Du eigentlich den ganzen Tag?“ schrie ich wütend. „Ich repariere die Orgel“, antwortete eine Stimme, die sich ziemlich menschlich anhörte. „Oh, Entschuldigung“, murmelte ich verlegen und wollte gehen. Auf einmal hörte ich Schritte auf Treppen, der Mann kam tatsächlich zu mir herunter, schaute mich mit festem Blick an und sprach: „Ich habe Deine Gebete gehört. Vielleicht solltest Du einfach mal eine Geschichte erzählen, so wie Homer damals.“ „Na ja, ich war schon immer ein großer Simpsons-Fan“, meinte ich verlegen. „Doch nicht das, Du Vollidiot! Ich meinte die griechischen Sagen, die Mythen und Abenteuer.“ „Ach so. Na ja, ich bin nicht so der Kriegsfan und irgendwelche Ungeheuer erfinden möchte ich auch nicht.“ „Du mußt über Deinen Schatten springen“, bemerkte er, bevor er sich wieder nach oben begab. Der redete sich leicht. Ich war mein eigener Schatten. Zwar hatte ich erwiesenermaßen einen Schaden, aber mit einem Schatten konnte ich nicht dienen und demzufolge auch nicht darüber springen. Kurz überlegte ich, ob ich vom Kirchturm springen sollte, stimmte dann aber doch mit 3:2 dagegen. Der Weg zur Golden Gate Bridge, dem Mekka aller Selbstmörder, war mir zu weit und so beschloß ich, gezwungenermaßen, am Leben zu bleiben. „Weißt Du, das Problem von dem Spinner ist, daß er einfach viel zu wenig Alkohol trinkt“, erläuterte meine Leber meiner Milz. „Das sehe ich ähnlich. Dann wäre er nämlich viel lustiger und anspruchsloser“, glaubte sie. Und so begann ich von Neuem.

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