Mein Orient-Tagebuch: Der Löwe von Aššur. Tomos Forrest

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Mein Orient-Tagebuch: Der Löwe von Aššur - Tomos Forrest

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Kehle. Als die Archäologen ihre Arbeit noch immer nicht einstellten, wurde auf geheimnisvolle Weise ihr gesamtes Trinkwasser über Nacht aus den Vorratsbehältern abgelassen. Als man die Lebensmittelvorräte untersuchte, stellte man fest, dass sie vergiftet waren. Glücklicherweise hatte niemand davon gegessen, sondern wurde durch einen scharfen Geruch gewarnt.“

      „Jetzt wird es interessant, Sir David! Und weshalb habt Ihr mir das alles bislang verschwiegen?“, entgegnete ich unwirsch.

      „Habe Euch Abenteuer versprochen, well“, antwortete er und verfiel wieder in seine kurze Art, zu antworten. Aber diesmal ließ ich nicht locker.

      „Ist diese seltsame Bruderschaft hinter uns her?“

      Lindsay schien für einen Moment den Atem anzuhalten, bevor er ihn mit einem lauten Schnauben wieder ausstieß.

      „Hatte das für Humbug gehalten. Aber nun bin ich überzeugt, dass wir es mit einer Verbrecherbande zu tun haben, die sich als Bruderschaft bezeichnet. Pah, Bruderschaft! Verbrecher ist die richtige Bezeichnung!“

      Unser Gespräch verstummte, weil sich jemand wieder an der Tür zu schaffen machte. Vielleicht hatte ja Lindsay mit seiner Vermutung recht, dass wir belauscht wurden. Trotzdem war ich verärgert, dass er mich nicht eingeweiht hatte. Jetzt fiel erneut grelles Licht in unser Gefängnis, und jemand schob etwas scharrend auf dem Holzboden entlang. Gleich darauf wurde die Tür erneut verschlossen und ich bemühte mich, etwas nach vorn zu rutschen, um den Gegenstand zu untersuchen.

      „Hat man Töne!“, empörte ich mich. „Hier steht eine Schale mit Wasser! Sollen wir wie die Tiere daraus mit der Zunge schlabbern?“

      Aber um solche Vorbehalte scherte sich niemand von unseren Wächtern, und da ich bereits seit einiger Zeit meinen trockenen Gaumen spürte, kam mir die Antwort von Lindsay gerade gelegen.

      „Lasse Euch gern den Vortritt, Master. Habe genug von meinem Blut geschluckt, um nicht durstig zu sein.“

      Nachdem sich meine Augen an das grelle Tageslicht gewöhnt hatten, versuchte ich, etwas von unserer Umgebung zu erkennen. Vor Kurzem wurden Lindsay und ich aus unserem Gefängnis gezogen und auf das Deck der Morning Star geschleppt, wo wir vor dem Kessel der Dampfmaschine von einem Mann erwartet wurden, der schon auf den ersten Blick etwas Dämonenhaftes hatte. Er war sehr groß und muskulös, seine breite Brust wurde von einem einfachen Hemd verhüllt, dazu trug er ein bodenlanges, aber nur hüfthohes Gewand. Sein durch zahlreiche Pockennarben abstoßendes Gesicht wurde durch einen nicht sonderlich kräftig gewachsenen Bart nicht angenehmer, und sein stechender Blick aus dunklen Pupillen vervollständigte das Bild. Auf dem Kopf trug er einen schwarzen Turban in der Art, wie man von Mohammed berichtete, als er Mekka eroberte. In dem breiten Tuch, das er sich um die Hüfte geschlungen hatte, steckten die Griffe mehrerer Pistolen und eines Dolches. Auffallend war aber besonders die golden glänzende Kette, die er um den Hals trug. Sie bestand aus dicken, starken Gliedern und trug ein mir bereits vertrautes Emblem.

      Vor den ausgebreiteten Schwingen stand eine Figur, die einen gespannten Bogen zur Seite richtete. Ich hatte also vermutlich den Anführer dieser Bruderschaft vor mir.

      „Auf die Knie mit Euch!“, herrschte uns der Pockennarbige an, und keiner von uns beiden folgte der Aufforderung. Der Mann hatte uns in einwandfreiem Englisch angesprochen, was ich für eine bemerkenswerte Tatsache hielt, denn ich hatte nicht erwartet, einem gebildeten Mann zu begegnen.

      „Kniet vor Prinz Aššur-dān, Ihr Ungläubigen!“, herrschte uns in einem seltsamen Gemisch aus Arabisch und Persisch eine der Wachen an. Ich verstand ihn, denn das Persische war mir schon lange kein Geheimnis mehr. Als wir noch immer nicht reagierten, schlug man uns von hinten mit einem Knüppel in die Kniekehlen, sodass wir einbrachen und die gewünschte Position einnahmen. Ein schwerer Holzknüppel auf meiner Schulter verhinderte, dass ich sofort wieder aufsprang, während mich der Anführer mit finsteren Blicken betrachtete.

      „Ihr sollt wissen, was Euch erwartet!“, sprach der Mann, der sich den Namen eines assyrischen Königs zugelegt hatte, der schon vor gut zweitausend Jahren lebte. „Und wenn Ihr nicht tut, was man von Euch verlangt, folgt Ihr diesen Männern in Kürze nach!“

      Jetzt wurden zwei Männer unserer Mannschaft heraufgebracht und mussten vor der Reling Aufstellung nehmen. Als einer der Wächter seinen Krummsäbel zog und ihm dem Pockennarbigen reichte, ahnte ich, was folgen würde und bäumte mich in meinen Fesseln auf. Hohnlachend deutete der Anführer auf die beiden Matrosen, die angstvoll ihre Blicke über das Deck schweifen ließen.

      „Das ist das Schicksal aller, die sich gegen Aššur-dān wenden!“

      Mit diesen Worten hob der Anführer den scharf geschliffenen Säbel. Das Sonnenlicht reflektierte auf der Klinge, als sie rasch durch die Luft fuhr und dann, mit einem einzigen, kraftvollen Schlag, dem ersten Matrosen den Kopf herunterschlug. Noch bevor der andere begriff, was da gerade geschah, wurde er auf die gleiche Weise getötet. Die Körper stürzten zuckend auf das Deck, das Blut sprudelte aus dem Hals und ergoss sich bis zu unseren Füßen.

      „Habt Ihr genau hingesehen, Ungläubige? Das ist auch Euer Schicksal, wenn Ihr meinen Befehlen nicht gehorcht! Zunächst stirbt von heute an jeden Tag ein Mitglied der Mannschaft, als Letzter der Inglis.“

      „Feigling!“, brüllte ich in meiner Ohnmacht dem Pockennarbigen entgegen. „Wer auch immer du sein willst, du bist weder ein Prinz noch ein Herrscher, sondern nichts weiter als ein widerlicher Mörder!“

      Ich wollte ihm vor die Füße spucken, aber da traf mich ein heftiger Schlag des Knüppels auf die gleiche Schulter, die mir noch vom Überfall schmerzte. Rote Kreise vor den Augen, bemühte ich mich, den Schmerz zu ignorieren.

      „Schafft sie mir aus den Augen!“, rief Aššur-dān seinen Leuten zu.

      Erneut packte man uns und brachte uns zurück in unser dumpfes Gefängnis.

      Ich versuchte vergeblich, einen klaren Gedanken zu fassen.

      Warum hatte uns dieser Mann eine derartige Demonstration seiner Macht geboten? Er musste unter Zeitdruck stehen, sonst wäre ein derartiges Abschlachten Unschuldiger vor unseren Augen vollkommen sinnlos. Allerdings hatte mich ein neuerlicher Blick in seine dunklen Pupillen an seinem Verstand zweifeln lassen.

      „Gibt es noch irgendetwas, das Ihr mir bislang verschwiegen habt?“, platzte ich heraus, kaum, dass die Tür hinter uns wieder geschlossen wurde.

      „Master, ich schwöre Euch, dass ich von diesen seltsamen Menschen nie zuvor gehört habe. Von meinem Geschäftspartner in Tripolis erhoffte ich neueste Nachrichten. Seine Abwesenheit ist ein Skandal, yes!“, lautete die Antwort.

      „Wie kommt dieser Bandenchef dazu, sich den Namen eines assyrischen Königs zuzulegen? Ich verstehe die Zusammenhänge noch nicht. Einmal angenommen, dass diese sogenannte Bruderschaft so mächtig ist, dass ihr Arm bis nach Europa reicht – warum haben sie ihr Ziel noch nicht erreicht? Geht es ihnen um die Beendigung der Ausgrabungen? Wir müssen bald herausfinden, welche Informationen sie von uns wollen, wenn wir nicht morgen Zeugen der nächsten Hinrichtung werden wollen!“

      „Hm, kann ich auch nur vermuten. Die Bande weiß, dass ich die Ausgrabungen finanzieren lasse. Können mich zwingen, kein Geld mehr zu geben. Aber es will mir so scheinen, als stecke noch mehr dahinter. Komme aber nicht darauf!“, antwortete Lindsay einsilbig.

      „Kann es sein, dass ein gewisser Habib Bey in Umm Qasr mit dieser Sache zu tun hat?“, initiierte ich.

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