Observiere undercover die Polizei. Denise Remisberger

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Observiere undercover die Polizei - Denise Remisberger

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      Lisa, in neonorangen Turnschuhen, Leinenhose und -tunika in derselben Farbe, und einem hauchdünnen Haarband aus Chiffon, lief mit ziemlich energischen Schritten auf dem Rasenstreifen das Flussufer entlang, sog die kalte Luft ein, während ihr die Sonne auf den Kopf brannte, und blieb plötzlich erheitert stehen.

      Das waren doch zwei Riesensocken, dort drüben.

      Sie schlich sich leise näher und spähte über die Böschung hinab.

      Ihre Erheiterung wuchs, als sie dort Fahnder Sergio Bollettino, ihren spannenden Nachbarn von gegenüber, entdeckte, der, praktisch nackt, seine tolle Figur und sein hübsches Gesicht in Vollbeleuchtung zur Schau stellte.

      Lisa begann, ungehalten zu kichern.

      "Junger Mann", rief sie zu ihm hinunter, "frieren Sie nicht?"

      Sergio fühlte sich schlagartig peinlichst berührt, schirmte seine Augen mit einer Hand ab und setzte sich, vom klaren Wetter schon reichlich benebelt, auf.

      "Hier ist es windstill."

      "Oh, dann muss ich mir ja keine Sorgen machen um Sie, Herr verdeckter Ermittler. Wollen Sie in diesem Aufzug vielleicht jemanden fangen?"

      "Wer weiss?", murmelte Sergio verlegen. "Warum kennen Sie meinen Beruf?", fragte er verunsichert.

      "Ist das eine Scherzfrage?"

      "Äh, nein ..."

      "Dann lasse ich Sie mal wieder", lachte Lisa, winkte ihm zum Abschied und spazierte ihres Weges.

      5

      Edwin erwartete Sergio vor dessen Haustüre, um gemeinsam in ein Konzert zu gehen.

      Da sie Polizisten waren, hatten sie nur wenige Bekannte, und diese kannten sie meist von der Arbeit her.

      Elvira lehnte sich aus dem Fenster und rief zu einem ihr bisher fremden attraktiven Mann hinunter: "Suchen Sie jemanden?"

      Edwin schaute zu ihr hinauf und rief zurück: "Nein, schöne Frau, ich warte nur auf ihren Nachbarn, Sergio Bollettino."

      "Sind Sie auch ein verdeckter Ermittler?"

      Edwin schaute sich erschrocken um und flüsterte hinauf: "Ja, aber sagen Sie es nicht weiter."

      "Was haben Sie gesagt?"

      Edwin formte ein Sprechrohr mit den Händen und hielt es sich vor den Mund: "Jaaa."

      "Sind Sie gerade in geheimer Mission unterwegs?", schrie Elvira zu Edwin hinab.

      "Nein, wir gehen ganz privat in ein Konzert. Folklore aus Irland. Sie spielen in einem Grotto."

      "Nehmt ihr mich mit?"

      "Gerne, ja, sicher."

      Sergio stand schon eine ganze Weile mit vor der Brust verschränkten Armen draussen vor dem Haus und schüttelte jetzt, da er endlich von Edwin entdeckt worden war, den Kopf.

      "Sag mal, was sollte das da eben?"

      "Wieso? Die ist doch nett. Und hübsch. Es wollen nicht alle so zölibatär leben wie du, Sergio."

      "Ja, ja. Hoffentlich beeilt sie sich. Wir wollen das Konzert ja nicht verpassen, nur weil du unbedingt eine Freundin haben willst."

      Doch da kam Elvira schon zur Türe herausgeschossen, einen Arm im Mantel, den anderen am Schlüssel-in-der-Handtasche-Verräumen.

      "Haben Sie keine Kappe? Keinen Schal? Keine Handschuhe?", fragte Sergio besorgt. Schliesslich war ihm vor Kurzem gesagt worden, es sei Winter.

      "Nein", strahlte Elvira. "Ich hab gern kaltes Wetter. Speziell abends, wenn die Sonne schon weg ist."

      "Na dann. Gehn wir also."

      Das gut besuchte Grotto roch angenehm nach Weinkorken und bot eine gemütliche Düsternis, die nur durch wenige sanft schimmernde, in dickes Glas eingepackte Lichter erhellt wurde.

      Edwin sass zwischen Sergio und Elvira an einem der dunklen Holztische auf einem Fass mit einem roten Kissen darauf und trank gerade einen grossen Schluck aus seinem Bierkrug voll dunklem Guinness. Elvira und Sergio teilten sich eine Flasche Beaujolais.

      Sie waren die einzigen drei, die hier nicht rauchten, doch der dicke Qualm, in den sie eingetaucht waren, störte sie nicht.

      Der von Natur aus fröhliche Edwin bekam schnell rote Wangen, der ernste Sergio entspannte sich und Elvira fühlte sich wohl, was in der Nähe nur weniger Menschen der Fall war.

      Die junge Band aus dem Norden Irlands spielte mit ganzem Herzen, spielte echt und gut, brachte diese trotzende Insel in das kleine Grotto, entfachte Sehnsucht nach einer fernen Zeit, als noch alles gut war, löste Tränen aus ob einem harten fremdbesetzten Schicksal, das immer noch andauerte.

      6

      Berenike hatte sich gerade in der Sauna niedergelegt und verlängert ausgeatmet, als Edwin und Sergio hereingepoltert kamen und sich gemeinsam auf eine Bank setzten.

      Berenike öffnete ein Auge, schloss es wieder und sagte dann: "Oh, die beiden verdeckten Ermittler. Wie war das Konzert gestern Abend? Haben wir heute frei? Oder wird gleich ein entflohener Sträfling zur Holztüre hereinspazieren? Hätte ich vielleicht einen Prügel mitnehmen sollen?"

      Nach einer längeren Stille fand Sergio als Erster wieder die Worte: "Sie besitzen einen Prügel?"

      "Oh, ja. So einen wie die Familie Feuerstein, wissen Sie. Einen ganz harmlosen."

      "Mit so einem können Sie aber schon jemanden verletzen."

      "Na ja, das ist ja auch der Sinn der Sache. Die Sauna würde aber nicht gleich in die Luft fliegen. Will heissen, euch beiden würde nichts Schlimmes passieren."

      "Oh, wie zuvorkommend von Ihnen."

      Edwin fand das Gespräch zwischen seinem Chef und der Schwester der zu beschattenden Person einfach nur interessant. Er staunte gerne.

      7

      Der Ghettoblaster mit eingebautem Weckdienst stand auf 9.07 Uhr, als Lisa ihre verschlafenen Augen darauf richtete.

      Sie schaute, immer noch unter dem dicken Duvet eingekuschelt, aus der doppelten Balkontüre hinaus, die den Blick auf eine verschneite Bergkette freigab und freute sich, dass sie hier unten im mildklimatischen Tal wohnte und nicht dort oben auf so einer gefrorenen Bergspitze.

      Lisa streckte sich nach allen Seiten hin aus, um den Kreislauf anzuregen und schlurfte dann in ihren Bommelpantoffeln in die Küche, um sich einen Kaffee zu genehmigen, indem sie zuerst einen langen und dann einen kurzen in die gleiche Riesentasse einlaufen liess, einen halb vollen Esslöffel Honig sowie etwas Bio-Vollmilch dazugab und dann kräftig umrührte.

      Sie setzte sich aufs Sofa,

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