Der Frauenkrieg. Alexandre Dumas
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der Frauenkrieg - Alexandre Dumas страница 7
»Oh! bei Gott, Ihr werdet wenigstens nicht gehen, bevor ich weiß, wer der edle Ritter ist, der mir auf eine so zuvorkommende Weise das Leben gerettet hat.«
Der junge Mann schien zu zögern; dann, nach einem Augenblick, sagte er: »Ich bin der Vicomte von Cambes.«
»Ah, ah!« rief der andere, »ich hörte von einer reizenden Vicomtesse von Cambes sprechen, die eine bedeutende Anzahl von Gütern rings um Bordeaux besitzt und die Freundin der Frau Prinzessin ist.«
»Das ist meine Verwandte,« sagte der Jüngling lebhaft.
»Wahrhaftig, ich mache Euch mein Kompliment, Vicomte, denn man nennt sie unvergleichlich. Ich hoffe, wenn mich die Gelegenheit in dieser Hinsicht begünstigt, werdet Ihr mich bei ihr vorstellen. Ich bin der Baron von Canolles, Kapitän im Regiment Navailles, und benütze im Augenblick einen Urlaub, den mir der Herzog von Epernon auf Empfehlung des Fräulein von Lartigues bewilligt hat.«
»Der Baron von Canolles!« rief der Vicomte und schaute ihn mit der ganzen Neugierde an, die der in den galanten Abenteuern jener Zeit berühmte Name bei ihm erweckte.
»Ihr kennt mich?« – »Nur dem Rufe nach.«
»Dem schlimmen Rufe nach, nicht wahr? Was wollt Ihr? Jeder folgt seiner Natur, und ich, ich liebe das bewegte Leben.«
»Es steht Euch vollkommen frei, mein Herr, zu leben, wie es Euch zusagt. Erlaubt mir jedoch eine Bemerkung.« – »Welche?« – »Es wird hier eine Frau Euretwegen furchtbar gefährdet, und der Herzog wird sich dafür, daß er durch Euch hintergangen worden ist, rächen.«
Es bedurfte nur dieses einen Wortes, den Baron alle seine Geisteskräfte anspannen zu lassen, um seiner gefährdeten Geliebten Hilfe zu bringen, das heißt, sie zunächst von der Gefahr zu benachrichtigen. Schnell entwarf er den Plan, durch die Hintertür des Gasthofs sich zu entfernen und an die Hintertür von Nanons Hause zu pochen. Der besonnene Vicomte wies ihn aber auf das Bedenkliche und Gefährliche dieses Planes hin und schlug seinerseits vor, der Baron von Cambes solle einen Brief schreiben und diesen durch seinen Lakaien zu Nanons Hause tragen lassen.
»Ich will meinen Kopf verlieren,« rief der Baron erfreut, »wenn Castorin den Auftrag nicht vortrefflich vollzieht, um so mehr, als ich vermute, daß der Bursche ein Einverständnis im Hause hat.«
Unverzüglich ließ er sich Tinte, Feder und Papier geben und schrieb folgenden Brief an Nanon von Lartigues.
»Liebe Dame!
»Hundert Schritte von Eurer Tür könnt Ihr, wenn Euch die Natur die Fähigkeit verliehen hat, in der Nacht zu sehen, in einer Baumgruppe den Herzog von Epernon erblicken, der mich erwartet, um mich totschießen zu lassen und Euch hernach furchtbar zu kompromittieren. Aber ich wünsche ebensowenig das Leben zu verlieren, wie Euch Eure Ruhe verlieren zu lassen. Bleibt also unbesorgt, Ich meinerseits will ein wenig den Urlaub benützen, den Ihr mir neulich auswirktet, damit ich Euch besuchen könnte. Wohin ich gehe, weiß ich nicht, und ich weiß sogar nicht, ob ich überhaupt irgendwohin gehe. Wie dem sein mag, ruft Euren Flüchtling zurück, sobald der Sturm vorüber ist. Man wird Euch im Goldenen Kalbe sagen, welchen Weg ich eingeschlagen habe. Hoffentlich werdet Ihr mir für das Opfer Dank wissen, das ich mir auferlege. Eure Interessen sind mir teurer, als mein Vergnügen. Ich sage mein Vergnügen, denn es hätte mir Freude gemacht, Herrn von Epernon und seine Henkersknechte unter ihrer Verkleidung durchzuprügeln. Glaubt also, liebe Seele, daß ich Euer ergebener, und vor allem sehr treuer Diener bin.«
Canolles unterzeichnete, diese gascognische Prahlerei, deren Wirkung auf die Gascognerin Nanon er kannte, rief dann seinen Bedienten und beauftragte diesen, das Billett, ohne daß es sonst jemand bemerkte, durch die Hintertür seiner Francinette zu überreichen, damit diese es ihrer Herrin übergebe.
Castorin ging wie der Blitz. Aber unten an der Treppe blieb er stillstehen und steckte das Billett gegen alle Regel oben in seinen Stiefel; dann entfernte er sich durch die, Tür des Geflügelhofes, machte einen langen Umweg, klopfte an die geheime Tür auf die besondere zwischen ihm und Nanons Zofe verabredete Art, und dieses Klopfen war auch so wirksam, daß die Tür sich sogleich öffnete.
Zehn Minuten nachher kam Castorin, ohne daß ihm irgend etwas Mißliches begegnet war, zurück und meldete seinem Herrn, das Billett sei in die schönen Hände Fräulein Nanons übergeben worden.
Canolles hatte diese zehn Minuten benutzt, um seinen Mantelsack zu öffnen, seinen Schlafrock herauszunehmen und sich den Tisch decken zu lassen. Er hörte Castorins Bericht mit großer Befriedigung, machte einen Gang in die Küche, gab mit lauter Stimme seine Befehle und gähnte unmäßig, wie ein Mensch, der ungeduldig den Augenblick des Schlafengehens erwartet. Ließ der Herzog von Epernon ihn belauern, so sollte er auf den Glauben kommen, er, Canolles, habe nie die Absicht gehabt, weiter als bis zu dem Gasthause zu gehen. Dieser Plan hatte wirklich das von dem Baron gewünschte Resultat; ein Mensch, der einem Bauern glich und im dunkelsten Winkel der Wirtsstube ein Glas Wein trank, rief den Kellner, bezahlte seine Zeche, stand auf und entfernte sich, ein Lied trällernd. Canolles folgte ihm an die Tür und sah, wie er sich nach der Baumgruppe wandte. Zehn Minuten nachher hörte er den Tritt mehrerer Pferde; der Hinterhalt war aufgehoben.
Der Baron kehrte nun zurück, und da er um Nanon durchaus keine Sorgen mehr hatte, so dachte er nur daran, den Abend auf die vergnüglichste Weise zuzubringen. Er befahl demzufolge Castorin, Karten und Würfel bereit zu legen und, als hierfür gesorgt war, zu dem Vicomte von Cambes zu gehen und nachzufragen, ob er ihm wohl die Ehre erweisen würde, ihn zu empfangen.
Castorin gehorchte und fand auf der Schwelle des Zimmers einen alten Reitknecht mit weißen Haaren, der die Tür halb geöffnet hielt und auf sein Kompliment mit verdrießlicher Miene antwortete: »Unmöglich, der Herr Vicomte hat in diesem Augenblick Geschäfte.«
»Sehr gut,« sagte Canolles, »ich werde warten.«
Und als er von der Küche her ein gewaltiges Geräusch vernahm, begab er sich, um die Zeit zu vertreiben, dorthin, und sah nach, was sich in diesem wichtigen Teile des Hauses ereignete.
Es war der arme Küchenjunge, der mehr tot als lebendig zurückkehrte. An der Biegung des Weges war er von vier Männern angehalten worden, die ihn über den Zweck seines nächtlichen Spazierganges befragten und auf seine Erklärung, er habe der Dame des vereinzelten Hauses ein Nachtessen zu bringen, ihn seiner Mütze, seines weißen Wamses und seiner Schürze beraubten. Der Jüngste von den vier Männern zog sodann diese Standesabzeichen an, nahm den Korb auf seinen Kopf und setzte den Weg nach dem kleinen Hause fort. Zehn Minuten nachher kehrte er zurück und besprach sich ganz leise mit dem, welcher der Anführer der Truppe zu sein schien. Tann gab man dem Küchenjungen sein Wams, seine Mütze und seine Schürze zurück, setzte ihm seinen Korb wieder auf den Kopf und ließ ihn, der vor Schrecken halbtot war, laufen.
Dieses Abenteuer war für alle völlig unverständlich, außer für Canolles. Da dieser aber seinen Grund hatte, eine Erläuterung darüber zu geben, so ließ er Wirt, Kellner, Mägde und Küchenjungen sich in Vermutungen verlieren und ging zu dem Vicomte hinauf. Er öffnete in der Voraussetzung, daß die erste Anfrage ihn einer zweiten Einleitung entbinde, die Tür ohne weiteres und trat ein.
Eine beleuchtete und mit zwei Decken versehene Tafel stand mitten im Zimmer und erwartete, um vollständig zu sein, nur die Platten, mit denen sie geschmückt werden sollte.
Canolles bemerkte die beiden Gedecke und betrachtete sie als ein freudiges Vorzeichen.
Als ihn aber der Vicomte erblickte,