Eine übliche Fahndung mit unüblichen Begleiterscheinungen. Denise Remisberger

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Eine übliche Fahndung mit unüblichen Begleiterscheinungen - Denise Remisberger

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zu starren, musste sich Eva einfach umdrehen und fing das Lächeln von Salomon Tromb, dessen intensiver Blick immer noch auf die beiden gerichtet war, auf und schrie Herbert ins Ohr: «Wie heisst der mit den mystischen Augen, der uns anschaut?»

      «Der heisst Salomon; den Nachnamen darf ich dir nicht verraten.»

      «O.K.»

      Eva wollte eine Runde durch das Lokal drehen, um zu sehen, ob sie eventuell auf Bekannte stiess.

      «Ich bleibe an der Bar», teilte ihr Herbert mit, denn er hatte Angst, mit seinem Verhalten noch das ganze Amt zu verraten.

      So machte sich Eva alleine auf, graste zuerst die rechte Seite beim Mischpult ab, fand niemanden, wechselte dann auf die linke Seite zu den kleinen runden Tischen und Stühlen und traf auch dort auf keine zu begrüssenden Personen.

      Dafür aber auf einen um fünfundvierzig Grad an ihr vorbeiignorierenden Rudolf Herzig, der ein theaterreif unschuldiges Gesicht zog.

      Eva stellte sich in seine Blickrichtung, ganz verschränkte Arme, böser Blick und ungeduldig wippender Fuss.

      Er verzog den Mund unter dem schwarzen Vollbart zu einem angedeuteten Hüsteln, stand auf und eilte ausser Sichtweite.

      Eva ging zurück zu Herbert und meinte locker: «Ich habe Rudolf gesehen.»

      «Ja, ja, gehen wir wieder tanzen?»

      «Ja.»

      Auf der Tanzfläche verausgabten sie sich richtig: Eva, weil sie an die Polizei dachte, Herbert, weil er nicht an die Polizei dachte.

      6

      Karian Schwengs Wecker klingelte bösartig um sieben Uhr in der Früh und liess ihn als Erstes zum umfunktionierten Wäschekorb eilen, um diesem seine Morgenration an Dope zu entnehmen. Nach erfolgreichem Rollen seines Joints holte er sich aus der Küche ein Glas Ananassaft, begab sich zurück aufs Wohnzimmersofa, wo der Joint wartete, und konsumierte beides.

      Dann sprang er unter eine heisse Dusche, zog sich eine grüne Lederhose zu einem blauen, mit Schäfchenwolken bedruckten, langärmeligen Oberteil an, schnappte sich seine gefütterte beige Wildlederjacke aus den Siebzigerjahren und spazierte in schicken Turnschuhen zur Arbeit.

      Dort angekommen, zog er sich eine in verschiedenen Blautönen gehaltene Uniform an, denn er war Tramchauffeur.

      Während des Tramfahrens wachte er langsam auf, legte bei jeder Station mehr Verve in das Ansagen der Haltestelle und wurde richtig fröhlich dabei, bis der Tumult im Tram immer lauter durch die Glastrennwand zu ihm vordrang und schliesslich jemand an sein Fensterchen pochte.

      Er zog es schnell während des Fahrens mit einer Hand herunter und wollte wissen, was da los war.

      «Junger Mann!», empörte sich ein älterer Herr mit Hut und Gehstock, «wir sind hier nicht im Dreizehner-Tram, wir sind hier im Elfer-Tram. Sie fahren die falsche Strecke!»

      Karian Schweng sah prüfend aus dem Fenster und fand sich tatsächlich schon fast am Fusse des Uetlibergs wieder, der Endstation Albisgütli der erwähnten Nummer dreizehn, anstatt in Richtung Rehalp der Nummer elf.

      Er stellte das Mikrophon an und informierte die schimpfende Menge darüber, dass er gleich die Wendeschlaufe der nächsten und letzten Station auf dieser Linie benutzen würde, schliesslich könne er nicht über die Tramschienen fliegend wechseln, und dann wieder an den Paradeplatz hinuntersausen täte, ohne unnötigen Halt, um dort in die Linie elf einzuspuren.

      Die Menge rief mehrere unschmeichelhafte Bemerkungen in seine Richtung und harrte dann still der Erlösung.

      7

      Eva traf sich mit Bärbel für einen Waldspaziergang und montierte sich deshalb die megarobusten Wanderstiefel aus dem Transa an die Füsse und zog einen Daunenmantel über, der das Meiste vom kalten Wind abhalten sollte.

      Als sie zur Uetlibergbahnhaltestelle kam, löste Bärbel bereits ihr Anschlussbillet am Automaten.

      Sie trug eine orange Baskenmütze aus Wolle und eine farblich dazu passende Fleecejacke, die ihr bis zu den Oberschenkeln reichte und einen asymmetrischen Schnitt aufwies.

      Sie begrüssten sich in Vorfreude auf den Ausflug und vor allem auf den in der Höhe frisch gefallenen Schnee, welcher den ganzen Wald in ein Märchenreich verzaubern sollte.

      Nachdem sie in Ringlikon die Bahn verlassen hatten, überfiel sie ein eisiger Wind, welcher den Neuschnee aufwirbelte und ihnen ins Gesicht blies.

      Sie stapften also lachend los und wurden nicht enttäuscht von dem vollkommenen Anblick der Weisse, welche die Fläche der Wiese mit den hoch aufragenden Bäumen verband. Jedes Ästchen trug seine Ladung Pulverschnee, jeder Strauch auf dem Waldboden lag unter der dichten Einheit.

      Unter ihrem dicken Schuhwerk knirschte es wunderbar, jedes Mal, wenn sie einen Fuss vor den anderen setzten.

      Sonst war es völlig still.

      Um weiterzugelangen, mussten sie die bereits vereiste Schlittelbahn überqueren, wobei sie fast unter einen blauen Bob gerieten, in dem ein Mann bäuchlings einherraste. Er landete beinahe ganzflächig in einem am Wegesrand aufgehäuften Holzhaufen, schrie auf und sauste weiter, während Bärbel und Eva den angehaltenen Atem wieder ausstiessen.

      Eva hätte schwören können, dass der Mann im Bob Rudolf Herzig gewesen war. Sie hatte gewisse Verständnisprobleme für die Inszenierung, konnte sich nicht so ganz vorstellen, wozu das jetzt hätte gut sein sollen.

      «Spinner», dachte sie und wanderte mit Bärbel weiter durch die verschneite Höhe, wobei sie ein steiles Stück Weg erklimmen mussten, was sie zu einem Aussichtspunkt führte, von dem aus sie die Stadt überblicken konnten, ohne einen Ton von ihr zu hören.

      Hier in der vollkommenen Ruhe und dem Kokon aus Schnee blieben sie stehen und nahmen die selten erlebte Stimmung in sich auf.

      Dann suchten sie ein schön geheiztes Restaurant auf und tranken etwas Heisses, wobei sie langsam wieder auftauten.

      8

      Nach seinem abverheilten Run auf dem zu kurzen blauen Bob tat Rudolf Herzig der Rücken weh, allem voran in der Gegend, wo ihn bereits zweimal ein Hexenschuss getroffen hatte.

      Er schlappte stöhnend, eine Hand ins Kreuz gestemmt, durch seine grosszügige, von den Steuergeldern finanzierte Wohnung und trank dazu aus seinem giftroten Kaffeetopf mit den weissen Punkten darauf.

      «Diese elende Eva. Nicht besser als die aus dem Paradies», sprach er laut zu sich selber.

      Er erinnerte sich mit rotem Kopf daran, dass genau, als er sie erblickte, wie sie da des Weges kam, sich sein bestes Stück gen Norden richtete, und er die Orientierung verlor, sodass er tatsächlich in diesen ollen Holzstapel hineinkurvte.

      «Wieso stand der überhaupt dort? Dem Förster müsste er mal eine Busse androhen. Oder besser gleich Gefängnis. Zwei volle Jahre. Ja, ja, genau das Adäquate.»

      Bei

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