Geier Georg auf der Flucht. Rainer Nahrendorf

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Geier Georg auf der Flucht - Rainer Nahrendorf

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haben, besucht doch einmal die Geier in Zoos, Wildtier- und Vogelparks. Diese tragen durch Nachzuchten dazu bei, dass heute Geier wieder in vielen Landschaften zu finden sind, in denen sie ausgestorben waren. In den Zoos und Greifvogelparks sind auch einige der Fotos entstanden, die in der Natur nur nach abenteuerlichen Klettertouren und oft langem Warten zu schießen wären.

      Danksagung

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      Sigrid und Rainer Nahrendorf in Monschau

      Wenn meine Frau Sigrid und ich auf dem Kyll-Radweg durch die Eifel radeln und die Dolomitfelsen von Gerolstein hinter uns gelassen haben, wandert unser Blick bei Pelm zur Ruine der über uns liegenden Kasselburg. Die Höhenburg liegt auf einem 490 Meter hohen Basaltfelsen. Auf ihrem Gelände beherbergt sie den Adler- und Wolfspark Kasselburg.

      Seit Jahrzehnten besuchen wir ihn mit unseren Kindern und Enkelkindern.

      Die Flugschauen faszinieren und begeistern uns immer aufs Neue. Gäbe es eine Champions League unter den Greifvogelparks, gehörte das Greifvogelteam unter der Leitung von dem Falkner Ludger Kluthausen und seiner Frau dazu. Er ist der Coach des Teams und ein spannend erzählender Kommentator zugleich. Von dem Wissen, den Erfahrungen und Erlebnissen der Falkner Ludger Kluthausen und Volker Walter von der Falknerei Walter habe ich profitiert, als ich die Erwartungen der Mönchsgeier auf der Kasselburg zu erfüllen begann. Jedes Mal, wenn ich vor ihrer Voliere stand, kamen sie zu mir gehüpft und fragten mich, ob ich nicht endlich einmal über sie schreiben wollte.

      Als sich die Geiereinflüge in viele deutsche Regionen und auch in die Eifel mehrten, habe ich mich an die Arbeit gemacht, mit viel Spaß den Geier-Blog von Bettina Boemans durchstöbert, Bücher und das Geier-Sonderheft des Journals „Der Falke“ gelesen, mir Fotoreisereportagen sowie Filme und Videos über Geier angeschaut.

      Die Stiftungen zum Schutz und zur Wiederansiedlung von Geiern wie die VCF (Vulture Conservation Foundation) haben mir bewusst gemacht, dass diese völlig verkannten Greifvögel zum Welterbe der Natur zählen. Ein Welterbe, das bewahrt werden muss. In dieser Ansicht hat mich Dr. Dieter Haas von der Geierschutzinitiative Gesi bestärkt. Frau Boemans und er haben mich beraten. Allen Förderern meiner Geschichte vom Geier Georg danke ich für ihre Unterstützung und die Fotos, die sie zu diesem Buch beigesteuert haben und bitte sie um Verzeihung, wenn meine Fantasie zuweilen über wissenschaftliche Erkenntnisse hinausgegangen ist. Das „Forever Together“, das Mönchsgeier-Paare vorleben, ist unter Menschen keine Selbstverständlichkeit mehr. Meiner Frau Sigrid danke ich dafür, dass sie es nun schon mehr als fünfzig Jahre mit mir ausgehalten hat. Ihr, meiner Schwester Ursel Porro und Frau Boemans schulde ich Dank für das Korrekturlesen.

      Rainer Nahrendorf im Winter 2017

      1. Die Gesundheitspolizisten der Lüfte

      Wir Geier sind es gewohnt, dass die Besucher uns anstarren wie Aliens aus dem Weltall und uns ungefragt mit ihren Smartphones fotografieren. Dabei haben wir wie die Menschen das Recht am eigenen Bild. Zumindest hätten wir die Fotos gern gesehen, bevor Papierbilder von uns gemacht oder gar veröffentlicht werden. Am Kopf sehen wir manchmal recht strubbelig aus. Da hätten wir uns gern vorher ein wenig gestylt.

      Wir schlucken zwar, wenn die holländischen Besucher uns nicht bei unserem ehrbaren Namen „Mönchsgeier“ oder dem wissenschaftlichen „Aegypius monachus“ nennen, sondern „zwarte Gier“ sagen, aber das ist noch gar nichts im Vergleich zu dem schlechten Spaß, den sich neulich eine Schulklasse erlaubt hat. Die Schüler sind einfach über den Zaun geklettert, obwohl es verboten ist, und haben sich direkt vor unserer Voliere ein kleines Quizduell mit Schimpfworten und Redensarten über Geier geliefert. So, als seien wir vogelfrei und jeder dürfe uns beleidigen.

      Wieso sagen viele „Weiß der Geier?“, was soviel heißt wie „Weiß der Teufel?“. Als seien wir Mönchsgeier Teufel. Und warum reden manche von „Finanzgeiern“ oder, wenn ein Geschäft danebengegangen ist, von „Pleitegeiern“? Wir sind nicht profitgierig und nicht für das Scheitern von Geschäftsleuten verantwortlich.

      „Sich wie Geier auf etwas stürzen“ soll wohl die uns nachgesagten schlechten Tischsitten oder unsere Gier beschreiben. Aber wenn ihr tagelang nichts zu essen bekämt und mordshungrig wäret, wolltet ihr dann nicht auch, dass euer Magen nicht länger knurrt und ihr endlich etwas zwischen den Zähnen hättet? Ich gebe zu, fair mit anderen zu teilen wäre besser, aber wenn sich unsere Nahrungskonkurrenten wie andere Greifvögel und Füchse nicht daran halten, geht es um das nackte Überleben. Dann ist sich jeder selbst der Nächste. Auch bei euch Menschen wäre das nicht anders. Ich weiß, wir sind keine Sympathieträger.

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      Die Kasselburg

      Der Fluch „Hol dich der Geier“ schmeichelt uns nicht. Aber ob wir so viel Antipathie verdient haben, wie unsere Verleumder zeigen, bezweifele ich. Es ist für unsere Freunde, die Bartgeier, nur ein kleiner Trost, dass man sie heute kaum noch „Lämmergeier“ nennt. Diese Bezeichnung war nichts als üble Nachrede. Die Bartgeier haben weder Lämmer aus Schafherden geschlagen noch Hütejungen angegriffen. Das sind Schauergeschichten, so abscheulich wie die Gemälde, auf denen Bartgeier Menschenbabys aus Kinderwagen rauben. Alles erstunken und erlogen. Ein böser Vorwand, um Bartgeier abzuschießen und in vielen Gegenden auszurotten.

      Die Redensart „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich gänzlich ungeniert“ trifft auf uns jedenfalls nicht zu. Wir hungern sehr häufig und leiden bittere Not. Ja, es stimmt, wir Mönchsgeier sind wie die Bartgeier, Gänsegeier und Schmutzgeier alle Aasgeier. Den Namen „Mönchsgeier“ oder „Kuttengeier“ hat man uns gegeben, weil unser graubrauner Federmantel so aussieht wie das Gewand eines Mönchs. Wir Mönchsgeier haben eine Flügelspannweite von fast drei Metern und sind massiger als die Bartgeier, bis zu 12 kg schwer. Große Mönchsgeier sind so groß wie kleine Andenkondore. Wir Mönchsgeier gehören zu den Altweltgeiern, weil wir nur in der alten Welt, in einigen Ländern Asiens und Süd-Europas beheimatet sind. Die Weibchen sind in der Regel größer als wir. Aber deshalb haben wir keine Komplexe. Wer das starke Geschlecht unter uns Mönchsgeiern ist, entscheidet sich wie bei den Menschen erst in der Ehe.

      Wir sind Hangsegler, nutzen die Thermik, die Aufwinde und würden Segelflugwettbewerbe gewinnen. Unsere Augen sind so gut wie Adleraugen. Das hilft uns in unserem Job, denn wir räumen die Natur auf. Wir sind die Putzkolonne. Wir „Aasgeier“ beseitigen Tierkadaver. So verhindern wir, dass sich Infektionen, Krankheiten und Seuchen ausbreiten. Dafür sorgen wir - die Gesundheitspolizisten der Lüfte. Wenn wir nicht wären, würden die Menschen, um sich nicht selbst zu gefährden, mit hohen Kosten verendete Tiere entsorgen müssen. Und ob dies so schnell passieren würde wie durch uns Geier, wage ich zu bezweifeln. Man nennt uns auch die „Biobestatter“ oder gar „Hygieneengel der Natur“ (Video V 10). Das gefällt mir besser.

      Was ich für euch bin, solltet ihr erst entscheiden, wenn ich euch von meiner Flucht aus einem Greifvogelpark und von meinem abenteuerlichen Leben erzählt habe. Ich lebe mit zwei anderen Mönchsgeiern im Adler- und Wolfspark auf der Kasselburg bei Pelm/Gerolstein in der Eifel (Video V 3).

      Warum ich geflohen bin? Ich war damals noch ein junger Geier voller Neugier. Auch Mönchsgeier träumen manchmal und machen sich Illusionen. Besonders dann, wenn sich jene wenigen Geier, die mit den warmen Sommersüdwinden nach Deutschland gesegelt sind, auf den Rückweg nach Südeuropa machen. Eines Herbsttages, die Nächte wurden schon kühl und die Blätter fielen von den Bäumen, stand vor unserer Voliere ein junges hübsches Mädchen. Sie sang mit heller Stimme und voller Sehnsucht das Lied von Reinhard

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