Henry Morton Stanley: Im dunkelsten Afrika. Henry Morton Stanley
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Am 16. November 1884 teilt Emin Bey dem in Uganda weilenden Missionar Herrn Mackay in einem in Ladó geschriebenen Briefe mit, „der Sudan sei der Schauplatz eines Aufstandes geworden; seit 19 Monaten sei er ohne Nachrichten aus Khartum, und er sei deshalb zu der Überzeugung gekommen, dass die Stadt von den Insurgenten genommen worden oder dass der Nil blockiert sei“. Aber er sagt:
Was die Wahrheit auch sein möge, teilen Sie gefälligst Ihren Freunden und durch sie der ägyptischen Regierung mit, dass wir bis zum heutigen Tage wohl sind und dass wir auszuhalten beabsichtigen, bis uns Hilfe erreicht oder bis wir untergehen.
Eine zweite Note Emin Bey's an denselben Missionar und vom gleichen Datum, wie die vorige, enthielt folgenden Passus:
Nachdem die Provinz Bahr-el-Ghasal verloren gegangen und der Gouverneur Lupton Bey nach Kordofan geschleppt worden ist, sind wir nicht mehr imstande, unserer Regierung mitzuteilen, was hier passiert. Seit 19 Monaten haben wir keine Verbindung mehr mit Khartum, sodass ich annehme, dass der Fluss blockiert ist.
Ich bitte Sie deshalb, der ägyptischen Regierung auf irgendeine Weise mitzuteilen, dass wir bis heute wohl sind, aber dringend Hilfe brauchen. Wir werden aushalten, bis wir diese Hilfe erhalten, oder untergehen.
Charles Herbert Allen – 1848 – 1934
An den Sekretär der Antisklaverei-Gesellschaft Herrn Charles H. Allen schreibt Emin Bey unterm 31. Dezember 1885 aus Wadelai wie folgt:
Schon seit dem Monat Mai 1883 sind wir von jeder Verbindung mit der Welt abgeschnitten. Von der Regierung vergessen und verlassen, sind wir gezwungen gewesen, aus der Not eine Tugend zu machen. Seit der Besetzung des Bahr-el-Ghasal sind wir heftig angegriffen worden, und ich weiß nicht, wie ich Ihnen die bewunderungswerte Ergebenheit meiner schwarzen Truppen während eines langen Krieges schildern soll, der ihnen mindestens keinen Vorteil gebracht hat. Obwohl es ihnen schon seit langer Zeit an den allernotwendigsten Dingen mangelt und sie keinen Sold erhalten haben, fochten meine Leute doch tapfer, und wenn der Hunger sie schließlich geschwächt hatte, wenn nach 19tägigen unglaublichen Entbehrungen und Leiden ihre Kraft erschöpft und das letzte Stück Leder des letzten Stiefels verzehrt war, dann bahnten sie sich noch einen Weg mitten durch die Feinde, und es gelang ihnen, sich in Sicherheit zu bringen. Sie haben alle diese Strapazen ohne den leisesten Hintergedanken ertragen, ja selbst ohne die Hoffnung auf eine nennenswerte Belohnung, und sich nur von ihrem Pflichtgefühl und dem Wunsche leiten lassen, den Feinden männliche Tapferkeit zu zeigen.
Das ist eine von edlem Mut und militärischer Tugend erfüllte Schilderung. Ich erinnere mich noch an den Eindruck, den dieser Brief auf mich und meine Freunde machte, als er von der „Times“ veröffentlicht wurde. Schon wenige Tage nach der Veröffentlichung begannen wir, über die Mittel und Wege zum Entsatz des Schreibers zu beraten.
Auch der folgende Brief machte einen großen Eindruck auf mich; derselbe ist am selben Tage, 31. Dezember 1885, geschrieben und an Dr. R. W. Felkin gerichtet.
Sie werden aus den Tagesblättern wahrscheinlich erfahren haben, dass der arme Lupton, nachdem er die Provinz Bahr-el-Ghasal so wacker behauptet hat, durch die Verräterei seiner eigenen Leute gezwungen worden ist, den Emissären des früheren Mahdi sich zu ergeben, und von denselben nach Kordofan geschleppt wurde.
Meine Provinz und mich selbst habe ich nur durch eine Kriegslist vor dem gleichen Schicksal bewahrt, allein schließlich wurde ich angegriffen; infolge dessen erlitt ich viele Verluste an Leuten und Munition, bis ich endlich den Rebellen bei Rimo, in Makraka, einen so schweren Schlag zufügte, dass sie gezwungen waren, mich in Ruhe zu lassen. Ehe dies aber geschah, teilten sie uns mit, dass Khartum im Januar 1885 gefallen und Gordon getötet worden sei.
Selbstverständlich bin ich auf Grund dieser Ereignisse gezwungen gewesen, unsere entfernteren Stationen zu räumen und die Soldaten nebst ihren Familien zurückzuziehen, immer noch in der Hoffnung, dass unsere Regierung uns Hilfe senden würde. Es scheint jedoch, dass ich mich in dieser Beziehung getäuscht habe, denn seit April 1885 habe ich keinerlei Nachrichten aus dem Norden erhalten.
Die Regierung in Khartum hat sich uns gegenüber nicht schön benommen. Ehe sie Faschoda räumte, hätte sie sich daran erinnern sollen, dass hier (in den Äquatorialprovinzen) Regierungsbeamte leben, welche ihre Pflicht erfüllt, aber nicht verdient haben, ohne weiteres ihrem Schicksal überlassen zu werden. Selbst wenn es die Absicht der Regierung war, uns unserm Schicksal zu überlassen, wäre das Wenigste, was hätte geschehen können, doch gewesen, uns unserer Pflicht zu entbinden; wir würden dann gewusst haben, dass man uns als wertlos betrachtet.
Jedenfalls war es für uns Notwendig, irgendein Mittel zum Entkommen zu suchen, und vor allen Dingen war es dringend erforderlich, Mitteilung von unserer Existenz nach Ägypten zu senden. Zu diesem Zwecke begab ich mich, nachdem ich die nötigen Vorbereitungen im Lande getroffen hatte, nach Süden und kam nach Wadelai.
Was meine Pläne für die Zukunft betrifft, so beabsichtige ich dies Land so lange wie möglich zu behaupten. Hoffentlich erhalte ich, wenn unsere Briefe in Ägypten eintreffen, in sieben oder acht Monaten über Khartum oder Sansibar Antwort. Wenn die ägyptische Regierung im Sudan noch existiert, erwarten wir selbstverständlich, dass sie uns Hilfe schickt. Ist der Sudan aber geräumt worden, dann werde ich alle meine Leute nach Süden führen. Ich werde sämtliche Beamten aus Ägypten und Khartum über Uganda oder Karagwe nach Sansibar schicken, selbst aber mit meinen schwarzen Truppen bei Kabba-Rega bleiben, bis die Regierung mir ihre Wünsche mitteilt.
Emin Pascha
Es ist also ganz klar, dass Emin Pascha damals beabsichtigte, sich der ägyptischen Beamten zu entledigen, während er selbst nur bleiben wollte, bis die ägyptische Regierung ihm von ihren Wünschen Mitteilung machte. Diese „Wünsche“ bestanden darin, dass er seine Provinz, weil die Regierung nicht imstande war, sie zu behaupten, räumen und die Eskorte benutzen möge, um Afrika zu verlassen.
In einem vom 6. Juli 1886 datierten Briefe an Herrn Mackay schreibt Emin:
Vor allen Dingen glauben Sie mir, dass ich keineswegs Eile habe, von hier aufzubrechen oder diese Länder, in denen ich jetzt zehn Jahre gearbeitet habe, zu verlassen.
Alle meine Leute, namentlich aber die Negertruppen, sind sehr stark gegen einen Marsch nach Süden und von dort nach Ägypten eingenommen und beabsichtigen hier zu bleiben, bis man sie nordwärts führt. Inzwischen werde ich, wenn uns keine Gefahr droht und unsere Munition noch einige Zeit aushält, Ihrem Rate folgen und hier bleiben, bis uns von irgendeiner Seite Hilfe naht. Unter