Der Junge mit dem Feueramulett. Frank Pfeifer

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Der Junge mit dem Feueramulett - Frank Pfeifer Der Junge mit dem Feueramulett

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was er vorhatte, war streng verboten. Er hatte sich eigenmächtig die Zellenschlüssel aus dem Wachhaus genommen, ohne irgendjemanden Bescheid zu geben. R’lan kannte sich selbst nicht mehr. Wenn sein Tun entdeckt werden würde, würde man ihn im günstigsten Fall entlassen. Wenn er Pech hatte, würde Makral ihn bei Sorb abliefern. Und erst diese Schande, die er über seine Familie bringen würde. Wachmann in der dritten Generation. Aber R’lan war nicht mehr Herr über sich selbst. Da er bisher noch nie verliebt gewesen war, konnte er diese Verwirrung, dieses Zittern, diesen absoluten Kontrollverlust nicht einordnen. Schmetterlinge im Bauch, sagen die einen. Völlige Benebelung, die anderen. R’lan fühlte sich stark, unbesiegbar und voller Sehnsucht. Alles Gefühle, die ihm völlig fremd waren. Vor seinem inneren Auge sah er Nanda in ihrer ganzen Schönheit. Ihre wallenden dunklen Locken, ihre vollen Lippen, ihre smaragdgrünen Augen. Und diese Stimme! Diese göttliche, wunderbare, einmalige Stimme. Tränen standen in R’lans Augen, als er die eisenbeschlagene Eichentür mühsam öffnete. Und so sah er das Holzbrett, auf dem die Gefangenen das Essen bekamen und das Nanda ihn mit all ihrer Kraft auf dem Schädel trümmerte, auch nur sehr verschwommen auf sich zukommen. »Umwerfend«, dachte er, als er im Niederfallen durch den Schleier seiner Tränen Nanda erblickte. »Ich liebe dich«, flüsterte er, bevor er ohnmächtig wurde.

      Nanda betrachtete den niedergesunkenen Soldaten.

      »Das glaubst du, lieber R’lan, aber es ist alles nur Illusion. Wie so vieles im Leben.« Sie stieg über den ohnmächtigen Wachmann hinüber und lugte in den Gang. Niemand zu sehen. »Jetzt ist dein Leben wohl hinüber, lieber R’lan, aber ich hatte keine andere Wahl.« Wenn einem Tod und Folter drohen, sind einem nun einmal alle Mittel recht.

      Nanda stieg über den erschlafften Körper des Soldaten und huschte die Treppen hinauf. Draußen war es schon dunkel. Sehr gut. Da würde die dumme Tsarr aber schauen mit ihrem blöden Fluch. Nichts ist stärker als die Liebe, selbst wenn es eine falsche ist. Wie ein Schatten glitt Nanda aus dem Kerkertor und entlang der Mauern. Sie würde fliehen müssen, weit, weit weg. Vielleicht bis in die Drachenberge.

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