JETZT BIST DU WEG! DIE ABRECHNUNG. Monika Bonanno

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JETZT BIST DU WEG! DIE ABRECHNUNG - Monika Bonanno

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      Sie packte ihre Einkäufe aus und platzierte sie auf dem Esstisch. Lisa und Lena schauten gespannt, was da aus den Papiertüten zum Vorschein kam. „Ist das alles für uns?“, fragte Lena und Sabrina antwortete: „Nein, euren Eltern lassen wir auch noch was übrig.“

      „Ja“, meinte Lisa, „die Bananen und die Äpfel.“

      „Du kleiner Frechdachs. Ihr zwei geht erst einmal Hände waschen, inzwischen hole ich die Teller.“

      Nachdem sie den Kuchen und die Schokolade verdrückt hatten, rieb sich Sabrina den Bauch. „Wie ihr nur so viel Süßkram vertragen könnt, ohne dass es euch schlecht wird“, stellte sie fest.

      „Uns wird nie schlecht“, sagte Lisa mit schokoverschmiertem Mund.

      Sabrina ging mit den Zwillingen ins Bad, um die Hände und die Münder zu waschen. Dann holte sie einen Karton mit dem Lieblingsspiel der Kinder aus dem Schrank. Gemeinsam bauten sie das Spiel auf, dann begann Lisa mit dem Würfeln.

      Nach zwei Runden fragte Lena: „Oma, wollen wir lieber Verstecken spielen?“

      Lisa nickte zustimmend. „Ja, bitte Oma, ich hab jetzt keine Lust mehr auf das Spiel, ständig fällt mein Hase in das Loch, und ich komme nie zu der Karotte.“

      Sabrina musste unwillkürlich lächeln. Wie sehr liebte sie die Zwillinge mit ihren Pausbäckchen und den blonden wippenden Löckchen.

      „Okay“, sagte sie, „wer fängt an? Sollen wir auszählen?“

      Die Mädchen nickten und Sabrina sprach: „Ene, mene meck und du bist weg. Weg bist du noch lange nicht, sag mir erst, wie alt du bist.“ Sie deutete auf Lisa.

      „Drei“, antwortete sie stolz.

      „Ich auch“, sagte Lena.

      Sabrina zählte: „Eins, zwei, drei“, deutete auf Lena, „jetzt bist du weg.“

      Als sie den alten Abzählreim mit diesen Worten aussprach, fühlte sie sich auf einmal ganz seltsam schlecht. Sie zitterte und fror, Gänsehaut überzog ihre Schultern und Arme. Ihr Herz fing an zu pochen und der Schweiß trat ihr auf die Stirn.

      Lisa sah sie an und fragte: „Oma, was ist jetzt?“

      Sie riss sich zusammen und meinte: „Ja, wo waren wir?“

      „Ist doch egal Omi, fang du einfach an.“

      Sabrina legte die Hände vor ihre Augen und zählte langsam bis zwanzig, dann rief sie: „Versteckt oder nicht, ich komme!“ Sie stand auf, schaute unter den Tisch, hinter die Couch und in die Küche, obwohl sie genau wusste, dass die Mädchen dort nicht waren. Jedes Mal sagte sie dann laut und deutlich: „Da sind sie nicht. Wo könnten sie denn sein? Vielleicht auf der Treppe?“

      Sabrina hörte Lisa kichern und schaute um die Ecke. Lisa saß auf der Treppe und versteckte sich unter einer Decke. Die Oma lächelte und hob die Decke an. „Gefunden!“, rief sie und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „So, und wo ist jetzt Lena?“

      Lisa schüttelte grinsend den Kopf und zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht“, sagte sie.

      Sabrina suchte weiter, unter der Couch entdeckte sie ein Bein mit einem rosa Kniestrumpf. „Gefunden“, rief sie, „Lena, komm raus.“

      Doch die Kleine japste: „Ich kann nicht, ich stecke fest.“

      Die Oma versuchte erst sachte an Lenas Bein zu ziehen, aber es war unmöglich, das Kind unter dem Polster hervor zubekommen. Da schob sie ihren Kopf und den rechten Arm unter das Sofa, aber auch so konnte sie dem Kind nicht helfen.

      Sie zwängte sich noch weiter hinein und versuchte, die Kleine mit dem Arm zu umfassen. Doch auch das gelang nicht. Nun waren sie beide zwischen der Couch und dem Parkettfußboden eingeklemmt. Lena weinte und Sabrina schrie verzweifelt: „Hilfe, wir sind gefangen.“

      Lisa hatte die Situation erst für ein lustiges Spiel gehalten, aber nun flossen auch ihr die Tränen über die geröteten Pausbäckchen. „Könnt ihr nicht zu mir kommen?“, fragte sie kläglich.

      Nach weiteren völlig wirren Befreiungsversuchen, die die Lage noch schlimmer machten, wurde Sabrina total hysterisch. Sie bekam fürchterliche Kopfschmerzen, in ihrem Hals fühlte sie einen dicken Kloß und sie glaubte, nicht mehr atmen zu können. Der Schweiß bildete sich am Haaransatz, floss über die Stirn in die Augen und über die Wangen. Dann schrie und weinte sie hemmungslos, damit beunruhigte sie die Zwillinge noch mehr. Die beiden Mädchen heulten aus vollem Hals.

      In diesem Moment ging die Tür auf. Sabrinas Tochter Eva stand im Wohnzimmer und fragte entsetzt: „Was ist denn hier los? Mama, was macht ihr da?“

      Ihre Mutter schrie noch immer panisch.

      Eva griff unter das Sofa und befreite erst ihre Tochter und danach ihre Mutter. Sie nahm die beiden Mädchen in den Arm und beruhigte sie, dann sah sie Sabrina fragend an. „Warum machst du so ein Drama? Mama, so kenne ich dich ja gar nicht. Du hast die Mädels völlig verschreckt. Nun hör endlich auf, was ist denn los?“

      Augenblicklich war Sabrina still und schaute ihre Tochter fassungslos an. „Ich weiß es nicht, was war denn los? Ich bin ganz durcheinander.“

      Eva holte ein Handtuch, damit ihre Mutter sich das Gesicht trocken wischen konnte.

      Sie war schweißgebadet, von ihren halblang geschnittenen braunen Haaren tropfte das Wasser auf ihren Hals und füllte die kleine Kuhle über ihrem Schlüsselbein. Sie schämte sich, derartige Panikattacken waren ihr nicht unbekannt. Aber dass dies ausgerechnet vor ihren geliebten Enkelkindern passierte, war einfach unverzeihlich.

      Als sie sich ein klein wenig beruhigt hatte, setzten sie sich an den Esstisch. Sabrina versuchte ihre Panik zu erklären, aber sie fand keine Antwort auf ihr unkontrolliertes Verhalten.

      Eva hörte sich das Geschehene an und wollte wissen, ob ihre Mutter schon öfter auf unbedeutende Ereignisse so extrem reagiert hatte.

      „Nie in Gegenwart der Kinder“, versicherte Sabrina.

      „Mama, ich denke, du hast eine Menge Mist aufzuarbeiten. Vielleicht solltest du dir mal einen Therapeuten suchen.“

      Sabrina schüttelte den Kopf. „Nein, es geht mir gut! Ich muss dann jetzt auch nach Hause gehen.“

      Sie nahm die Zwillinge in den Arm und entschuldigte sich bei ihnen. Doch die beiden Mädchen waren bereits mit ihren Malbüchern beschäftigt und schienen die merkwürdige Situation schon vergessen zu haben.

      An der Tür küsste Eva ihre Mutter auf die Wange und sagte: „Ich mache mir Sorgen um dich. Wenn du öfter so neben der Spur bist, musst du etwas tun. Du musst schauen, wo das herkommt. Versprich mir, dass du dich um dich kümmerst, ja.“

      „Sagt die Frau des Therapeuten“, sprach Sabrina lächelnd, „es geht mir doch schon wieder gut. Es gibt viele Menschen, die Angst davor haben, eingesperrt zu sein.“

      „Das nennt sich Klaustrophobie und ist behandelbar, wenn man möchte.“

      „Gut, ich denke darüber nach, aber jetzt muss ich wirklich los.“

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