Flieger für Frankreich. James R. McConnell

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Flieger für Frankreich - James R. McConnell

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Süden machte ich die Alpen aus. Ihre glitzernden Gipfel ragen durch das weiße Meer und auf mich wirken sie wie majestätische Eisberge. Nicht ein einziges Flugzeug war irgendwo sichtbar und meine Verunsicherung über meine Position wuchs. Meine herrliche Isolation war inzwischen zur Bedrückung geworden, als die anderen, einer nach dem anderen, aus der Wolkenebene tanzten und ich wieder Begleiter hatte.

      Wir befanden uns über Belfort und flogen zur Grabenlinie. Die Wolkenbank fiel zurück und unter uns sahen wir die heitere Elsassebene, die sich nach Osten, zum Rhein hin, erstreckte. Es war ein ausgesprochener Genuss, über dieses eroberte Land zu fliegen. Wir folgten dem Kurs des Kanals, der in den Rhein fließt, und ich sah auf einer Höhe von 13.000 Fuß über Dannemarie eine Reihe von braunen, erdwurmähnlichen Spuren auf dem Boden – die Schützengräben.

      GRANATSPLITTER, DIE MAN NICHT HÖRTE

      Meine Aufmerksamkeit wurde allerdings sofort zu etwas anderem gezogen. Zwei schwarze Bälle aus Rauch waren plötzlich vor einer anderen Maschine vor mir aufgetaucht, und mit derselben unangenehmen Abruptheit tupften ähnliche Bälle den Himmel über uns, unter uns und an allen Seiten. Wir wurden mit Granatsplittern beschossen. Es war interessant, den Blitzen und den explodierenden Granaten zuzusehen, und dem dazugehörenden Rauch – schwarz, weiß oder gelb, je nachdem, welche Granate verwendet wurde. Das Brüllen der Motoren schluckte den Lärm der Explosionen. Komischerweise nahm ich das gefühlmäßig völlig distanziert wahr.

      Wir wendeten nach Norden, nachdem wir die Frontlinien überflogen hatten, Mulhouse schien direkt unter uns zu liegen und ich nahm mit einer kühnen Begeisterung wahr, dass wir in deutsches Gebiet eindrangen. Der Rhein wirkte ebenfalls entzückend zugänglich. Als wir nach Norden weiterflogen, konnte ich die Zwillingsseen bei Gérardmer ausmachen, die in ihrer Bernsteinkulisse glänzten. An der Stelle, an der die Grabenlinien durch den Hartmannsweilerkopf liefen, waren kleine braune Rauchsäulen zu sehen, während Granaten in den Schützengräben explodierten. Ich konnte gerade noch die alte Stadt Thann zwischen ihren vielen Nachbardörfern ausmachen, so klein, wie sie im Mund des Tals wirkte. Ich war noch nie höher als 7.000 Fuß geflogen und war es nicht gewohnt, das Land von dieser großen Höhe zu erkennen. Es war bitterkalt und selbst in meinem pelzgefütterten Anzug zitterte ich. Ich merkte auch, dass ich lange, tiefe Atemzüge in der dünnen Atmosphäre machte. Als ich aus einem bestimmten Winkel herunterblickte, sah ich etwas, das zuerst wie ein rundes, schimmerndes Wasserbecken wirkte. Es war schlicht die Wirkung des Sonnenlichts auf dem erstarrten Nebel. Wir hatten ein Auge für deutsche Maschinen offengehalten, seit wir unsere Linien verlassen hatten, aber es war keine zu sehen. Es war nicht überraschend, weil wir einfach zu viele waren.

      Allerdings dauerte es gerade einmal vier Tage, bis Rockwell das erste Flugzeug für die Escadrille in seinem ersten Luftkampf abschoss. Er flog alleine, als er über Thann ein deutsches Spähflugzeug ausmachte. Er tauchte und der Deutsche drehte sich zu seinen eigenen Linien und eröffnete das Feuer über eine lange Distanz. Rockwell blieb direkt hinter ihm. Dann, als er sich bis auf 30 Fuß genähert hatte, drückte er auf den Auslöser seiner Maschinenkanone und sah den Kanonier nach hinten fallen und den Piloten in seinem Sitz zur Seite wegsinken. Das Flugzeug fiel kopfüber hinunter und stürzte direkt hinter den deutschen Gräben auf die Erde. Rockwell machte eine Runde nahe über den Boden und sah die Trümmer lichterloh brennen. Er hatte ihn mit gerade einmal vier Schüssen heruntergeholt und nur eine deutsche Kugel hatte seine Nieuport getroffen. Ein Beobachtungsposten hatte die Nachrichten schon vor Rockwells Rückkehr per Telefon durchgegeben und Rockwell bekam einen großartigen Empfang. Ganz Luxeuil lächelte ihn an – besonders die Mädchen. Allerdings konnte er nicht bleiben und seine Beliebtheit genießen. Die Escadrille wurde in den Sektor von Verdun verlegt.

      Einerseits waren wir natürlich bedrückt, dass wir Luxeuil verlassen mussten, aber andererseits bedauerten wir es nicht, die Chance zu erhalten, an den Luftkämpfen der größten Schlacht der Welt teilnehmen zu dürfen. In der Nacht vor unserem Aufbruch zerstörten deutsche Flugzeuge vier unserer Traktoren und töteten sechs Männer mit Bomben, aber selbst das erzeugte nur wenig Aufregung, verglichen mit der Tatsache, dass wir nach Verdun gingen. Wir würden es den Boches über Verdun heimzahlen, dachten wir – es ist unmöglich, Flugzeuge in der Nacht zu verfolgen, daher kamen die Angreifer ungeschoren davon.

      AUF NACH VERDUN

      Sobald wir Piloten mit unseren Maschinen abgeflogen waren, fuhren die Lkws und Traktoren, die die Männer und die Ausrüstung transportierten, im Konvoi los. Die Nieuports trugen uns zu unserem neuen Posten in weniger als einer Stunde. Wir verstauten sie im Hangar und sahen nach unseren Schlafquartieren. Eine geräumige Villa, auf halbem Weg zwischen der Stadt Bar-le-Duc und dem Flugfeld, wurde uns zugeteilt und wir genossen ebenso viel Komfort wie in Luxeuil.

      Nun hatte unsere wirklich wichtige Arbeit begonnen und uns war das natürlich bewusst. Obwohl sich Bar-le-Duc weit hinter den eigentlichen Kämpfen befand, konnte man die gewaltigen Militäroperationen spüren, in deren Nähe wir uns befanden. Die endlosen Konvois, der schnelle Fluss von Truppen und die beunruhigende Anzahl an Krankenwagen machte uns bewusst, dass wir uns in der Nähe einer gewaltigen Schlacht befanden.

      Innerhalb eines 20-Meilen-Radius um Verdun herum befinden sich zahlreiche Flugzeugeinheiten. Unsere Escadrille teilt sich mit den anderen Kampfeinheiten einen Zeitplan und jede Einheit hat ihre eigenen Flugzeiten. Die Einheiten werden rotiert, damit immer eine Escadrille de chasse über den Frontlinien im Einsatz ist. Ein Feldfunkgerät, das uns immer über die Flugbewegungen von feindlichen Flugzeugen auf dem Laufenden hält, wurde Teil unserer Ausrüstung.

      Lufbery stieß ein paar Tage nach unserer Ankunft zu uns. Nach ihm kamen Johnson und Balsley, die bei der Luftüberwachung von Paris gedient hatten. Als Nächstes kamen Hill und Rumsay, und nach ihnen Masson und Pavelka. Sie bekamen ihre Nieuports vom nächstgelegenen Depot und sobald sie ihre Instrumente und Maschinenkanonen installiert hatten, taten sie ihre Arbeit wie der Rest von uns. Fünfzehn Amerikaner sind oder waren Mitglieder der amerikanischen Escadrille, aber es waren niemals so viele von ihnen gleichzeitig im Dienst.

      KÄMPFE IN DER LUFT

      Bevor wir uns bei Bar-le-Duc eingelebt hatten, brachte Hall ein deutsches Beobachtungsflugzeug herunter und Thaw eine Fokker. Fast bei jedem Einsatz kam es zu Kämpfen. Die Deutschen fliegen nur selten in unser Territorium, außer wenn sie einen Bombardierungsausflug machen, und daher finden fast alle Kämpfe auf deren Seite der Frontlinie statt. Thaw hat seine Fokker heute am Morgen heruntergeholt und am Nachmittag gab es ein großes Gefecht weit hinter den deutschen Gräben. Thaw wurde am Arm verwundet und ein Explosivgeschoss, das an Rockwells Windschutzscheibe explodiert ist, hat ihm mehrere klaffende Wunden ins Gesicht gerissen. Trotz des Blutes, das ihn blendete, schaffte es Rockwell, ein Flugfeld zu erreichen und zu landen. Thaw, dessen Wunde stark blutete, landete, benommen wie er war, gerade noch in unseren Linien. Er war zu schwach zum Gehen und wurde von französischen Soldaten zu einer Feldambulanz getragen, von wo er zur weiteren Behandlung nach Paris geschickt wurde. Rockwells Wunden waren weniger ernst und er bestand darauf, so bald wie möglich wieder zu fliegen.

      Eine Woche oder noch später wurde Chapman verwundet. Wenn man bedenkt, in wie viele Kämpfe er verwickelt war und mit welchem Mut er angriff, ist es ein Wunder, dass er nicht schon vorher getroffen wurde. Er kämpfte immer gegen eine Übermacht und weit im feindlichen Land. Er flog mehr als jeder von uns, ließ nie eine Gelegenheit verstreichen, abzuheben, und kam nie herunter, bevor ihm das Benzin ausging. Seine Maschine war ein Sieb aus geflickten Einschusslöchern. Seine Nerven waren übermenschlich und sein Einsatz für die Sache, für die er kämpfte, war außergewöhnlich. An dem Tag, an dem er verwundet wurde, wurde er von vier Maschinen angegriffen, die von hinten herunterschossen. Eine von ihnen, eine Fokker, durchsiebte Chapmans Flugzeug. Eine Kugel schnitt tief in seinen Skalp, aber Chapman, ein Meisterflieger, entkam dieser Falle und feuerte mehrere Schüsse ab, um zu zeigen, dass

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