Die Blödheit der Anderen. Ben Worthmann

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Die Blödheit der Anderen - Ben Worthmann

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ein, dass das Nichts nichtet. Ich hatte diesen Satz genau wie den Heidegger immer ziemlich blöd gefunden, aber auf einmal fand ich ihn gar nicht mehr so blöd. Anschließend kam mir dann plötzlich auch noch Kai Ebel in den Sinn. Kai Ebel, der Mann in der Boxengasse, der dem Schumi und dessen Kollegen oder sonst irgendwem, ruhig auch mal einem der Boxenluder, immer das Mikro hinhielt und irgendwelches nichtige Zeug wissen wollte, das im Grunde auch niemanden interessierte, weil ja schließlich jeder sehen konnte, was da abging. In meinem persönlichen Blödmann-Ranking lag Kai Ebel sogar noch ein Stück hinter Heidegger.

      Aber jetzt, als ich des orgasmierenden Pseudo-Reporters in seiner Orkan-Panik auf den Harzhöhen angesichtig wurde, wie er solch einen Wind um das bisschen Wind machte, das ihm lediglich seine ohnehin beschissene Frisur ruinierte, da fühlte ich mich im Geiste genötigt, dem Kai Ebel ein wenig Abbitte zu tun.

      Der Ausverkauf der Schönheit

Bild 132624 - Dieses Bild ist aus diesem Werk.

      Lieber Ben, liebe Leserinnen und Leser,

      es geht jetzt um ein Thema, dass Dir und Ihnen inzwischen gewiss ziemlich auf den Geist geht, weil es wirklich an Blödheit kaum zu übertreffen ist: Die Modelschule der Heidi Klum. Ich könnte mich kurioserweise ewig über dieses Thema echauffieren und mich genüsslich über diese blöde Sendung auslassen.

      In den vergangenen Tagen bin ich über die Sozialen Netzwerke auf einen Artikel gestoßen, der mir - wie kein anderer zu diesem Thema - aus dem Herzen gesprochen hat. Ich selbst hätte es nicht besser in Worte fassen können. Deshalb schrieb ich die Autorin an und fragte sie, ob sie etwas dagegen hätte, wenn ich ihren Artikel mit dem Titel "Der Ausverkauf der Schönheit" für ein Buchprojekt verwenden würde. Sie schrieb nur einen einzigen Satz auf meine Anfrage: "Ich hoffe, es ist kein schlechtes Buch, freut mich, wenn meine Kritik viel gelesen wird, viel Spaß damit!"

      Hier ist er nun also: Mein Lieblingsartikel - die ungeschönte Wahrheit über die hanebüchene Blödheit des (Klumschen) Modezirkus. Lest, lest, lest! WOO-HOOO!! Jetzt wird Gas gegeben!

      Mit freundlicher Genehmigung von n-tv - Der Nachrichtender

       "Germany’s Next Topmodel"

       Der Ausverkauf der Schönheit

       Das neunte Finale von "Germany’s Next Topmodel" war so frisch wie die Schuheinlage eines Marathonläufers. Die Entzauberung des Model-Berufes schreitet Jahr für Jahr voran. Für Konstanz sorgt einzig Heidi Klums mechanisches Lächeln.

      

       Die Fans von "GNTM" raufen sich, vor Natürlichkeit sprühend, bei negativer Kritik verständlicherweise erst einmal die Haare, und die selbsternannten Medienwächter schwingen dabei aus Überzeugung die alles niederschmetternde Moralkeule. Aber das Ganze einfach nur doof zu finden, geht nicht, denn unter Kritiken stehen für gewöhnlich gern so hübsche Kommentare wie: "Dann macht es doch besser", "Es soll doch nur unterhalten" oder "Wenn es aus eurem Hause wäre, dann würdet ihr eine Lobhudelei verfassen".

      Aber man kann es einfach nicht beschönigen. Auf Heidis neunte Fleischshow kann es nur eine angemessene Reaktion geben, bestehend aus einem klitzekleinen, großgeschriebenen Wörtchen: NEIN.

      Was dem Zuschauer nämlich von Frau Klum und ihren sogenannten "Jungs" (Wolfgang Joop und Thomas Hayo) im Finale von GNTM an hirnverbranntem geistigen Dünnpfiff entgegengeschleudert wurde, lässt selbst einen Markus Lanz auf seinem sinkenden "Wetten, dass..?"-Show-Kahn wie den größten Meister seiner Zunft aussehen.

      Das eigentliche Dilemma, dass Heidis junge "Määääädchen" zum Verkauf und dem Entsorgen ihrer Seele und ihres Körpers ermutigt werden, verlor der Zuschauer vor lauter dummdödelndem Dilettantismus, den die Sendung versprühte, komplett aus den Augen. Und ja: Man will die ganze Chose ja gut finden, man will ja was Nettes drüber schreiben - stünde einem nicht seine eigene permanente Fassungslosigkeit im Wege.

      Da sitzt nun also die Jury - bestehend aus einem Model, einem Modedesigner und einem Creative Director - und faselt, mit Blick auf die Model-Küken, ständig etwas von "Super-Persönlichkeiten", und dass "die Girls" einen genialen Job nach dem anderen abgesahnt haben. Heidi findet, dass ihre Mädels "super laufen" können, Hayo freut sich wie Bolle darüber, dass aus "Underdogs Super-Models werden". Joop ist traurig, dass die ganze Sache schon wieder zu Ende ist. Lieber Wolfgang, ist sie ja leider nicht, denn nächstes Jahr "walked" ja "Germany’s Next Topmodel" Nummer zehn über den Laufsteg!

       "The Walking Dead"

      Nachdem die Juroren - Knutschi links, Knutschi rechts und nochmals Knutschi links - die Bühne in einem Lichteffekt-Gewitter, das selbst die Rolling Stones vor Neid hätte erblassen lassen, betraten, durften die aus fast 15.000 Bewerberinnen übriggebliebenen drei Finalistinnen ihre Catwalk-Präsenz zeigen. Allen voran Jolina (17), die laut Joop "wie ein Glas Sekt ist, das nicht sprudelt", gefolgt von Stefanie (17), deren Mutter die Verwandlung ihrer "kleinen Prinzessin in ein Top-Model" kaum begreifen konnte und Ivana (18), deren "Schlafzimmerblick töten kann". Diese drei "wunderschönen Määääädchen" waren nun also auserkoren, um nach der von allen anderen "schönen Mädchen der Republik" begehrten Krone von "Germany’s Next Topmodel" zu greifen.

      Schön sind die drei Finalistinnen, das steht außer Frage. Aber "schön allein sein, reicht nicht", um es mit Joops Worten zu sagen. Und damit hatte der Wolle recht, denn als Top-Model muss man auch einen Bubble-Walk vollführen können, heißt: eingeschlossen in einem riesigen Plastikball über die Bühne staksen. Was in etwa so schwierig ist wie natürlich zu lächeln. Außerdem muss man es als Model draufhaben, für die Kamera lasziv rekelnd schnödes, klebriges Haarspray in die Luft zu sprühen und dabei hemmungslos zu Heavy-Metal-Musik abzugehen. Zum geilen Metal-Sound dürfen die Girls dann lyrische Hammer-Sätze sagen wie: "Mit diesem Lack sind deine Haare auf Zack" oder "Verlockende Locken, die richtig geil rocken".

      Außerdem muss ein richtiges, waschechtes Model ein eigenes Outfit und die dazu passende Performance kreieren können, was "echt nicht so einfach" ist, wie die Heidi sagt. Es geht nämlich nicht, dass man sich zur Mucke von den Sex Pistols in ein T-Shirt und eine coole Jeans wirft und stolz über den Catwalk läuft, nein: Ohne Glamour funktioniert es in der Modebranche nicht, sagt die Heidi. Und um ein richtiges Supermodel zu werden, muss man vor allen Dingen eines können: laufen, laufen, laufen. Und dabei immer so gucken, wie die Sendung war: langweilig. Und das taten die drei jugendlichen Modemusen auch formvollendet. Mit starren Blicken schwebten sie elfengleich in bunten Kostümen über den Laufsteg. Von links nach rechts, von hinten nach vorn und wieder zurück. Stunde um Stunde. Während man als Zuschauer fast einpennte, sah die Heidi überall "total viel Ausstrahlung". Getoppt wurde diese Aussage nur noch von Creative Director Hayo, der den "Girls Next Door" bescheinigte, dass sie die Laufstege dieser Welt erobern würden. Als Zuschauer fragte man sich, von welcher Welt er eigentlich sprach, denn die "Catwalks der Erde" müssen ja bereits mit Heidi Klums "Next Topmodels" rammelvoll sein.

      Doch es gab auch Unterhaltsames, etwa, wie Joop sich jedes Mal selbst feierte, weil er nach einer Werbeunterbrechung ein sogenanntes "Outfit-Change" hingelegt hatte. Beim Rest der Show sah man bei diesem mit lieblosen und hölzernen Kommentaren garnierten Spektakel nur unterkühlte Emotionen und wandelnde Untote.

      "Planet Mode" und der "freigelassene Vogel"

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