Feuerland - die Technoinsel. Andy Kontor

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Feuerland - die Technoinsel - Andy Kontor

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fluchen, scharren und schnaufen, dabei durchstöbern unsere Blicke die schwarze Masse.

      „Die haben uns verarscht, wo soll das Zeug denn bitte schön sein?“

      Doch plötzlich fühle ich einen runden Plastikbeutel in meiner Hand. Die Taschenlampe bestätigt den Fund: ein weißer Schimmer am Ende dieser Odyssee, ein weißer Glanz wie die Spitze eines Eisbergs auf einem gottverlassenen Ozean.

      „Yes, Mann!“

      Es sind fünfzehn Tüten. Wir packen die Beute in einen Kaffeesack und schon stehen wir wieder draußen in der kühlen Nacht im bekoksten Mondlicht. Der Wächter schaut weiter fern. Wir sind weg und mit uns fünfzehn Kilo Koks.

      3. Koksparty

      Wir sitzen in Samys Wohnzimmer. Auf dem flachen durchsichtigen Wohnzimmertisch steht eine Schale mit Kokain. Samy hat auf dem Tischrand zwei Lines gelegt.

      „Los – auf den Erfolg!“

      Wir rollen zwei Fünfzigeuroscheine zusammen und ziehen.

      „Fantastisches Material!“

      Samys Gesicht ist verzerrt wie nach langer mühseliger Anstrengung. Immer wieder zieht er das Zeug in der Nase hoch.

      „Merkst du wie es langsam in deinem Apparat da oben frisch wird? Mann, ich liebe es.“

      Es kribbelt in der Nase und tatsächlich: es wird frisch in meinem Kopf.

      „Du weißt doch wie das ist mit Koks. Wenn dir einer was will und dich mit einem dummen Spruch voll textet, dann hast du gleich den hammerharten Response parat, der sein Brain völlig in die Ecke bläst.“

      Samy will jetzt die zweite Line ziehen, doch dummerweise entfährt seiner Nase ein kleiner Luftstoß, der aber völlig genügt, um das Zeug auf dem Tisch zu verteilen. Scheißegal, Samy hat heute keinen Bock sich aufzuregen.

      „Da ist übrigens noch ein Tipp, den ich dir mitgeben möchte, min Jung. Versuch dich nie zu ärgern oder über irgendwas aufzuregen, sobald du Koks gezogen hast! Der kleine weiße Mann in deinem Kopf, der dich steuert, wird dir den Trick des Runterkommens einfach nicht verraten. Er sitzt hinter seinem Schaltknüppel und lacht, lacht über dich. Und sobald du ihm Macht zukommen lässt, lacht er noch mehr und stellt alles in deinem Kopf auf Loop, und ehe du es überhaupt bemerkt hast, bist du in seinem Labyrinth gefangen.“

      Wie ein Rüssel fährt der Fünfzigeuroschein über den Tisch.

      „Aber weißt du, min Jung, mit Drogen muss man einfach umgehen können. Schließlich willst du dich doch geil fühlen und solange der weiße Mann in deinem Kopf die Fäden zieht, wirst du immer nur der Wirtskörper für die Droge sein! Und jetzt erklär` ich dir mal meinen Style.“

      Samy geht zur Stereoanlage, drückt eine Taste auf dem Hochglanz-CD- Player. Samy schmeißt eine CD ein, dreht sich mir zu, steht jetzt in mächtiger Pose vor mir, setzt sich die Sonnenbrille auf, streckt die Arme in die Luft. Ich starre gespannt auf den Meister und erwarte seine Darbietung.

      „Jetzt, min Jung, zeig ich dir mal was das Wort Koks im eigentlichen Sinne bedeutet!“

      Samy tippt auf die Fernbedienung. Plötzlich donnert wie ein Blitzschlag das Anfangsthema des ersten Satzes der fünften Beethoven-Sinfonie aus den Lautsprecherboxen.

      Ta – ta – ta – taaa, ta – ta – ta - taaa.

      Samys Hände sind zu Fäusten geballt, während sich die Musik zu einem gewaltigen Crescendo aufbäumt.

      „Hör´ dir diesen abgefahrenen Shit an! Scheiß auf die Technomusik, dieses Zeug rockt richtig. Und weißt du warum?“

      Ich bin perplex, hätte von Samy nie erwartet, dass er sich in seiner tiefsten Seele zu solcher Musik hingezogen fühlt.

      „Weil diese Musik menschlich und göttlich zugleich ist, der goldenste Schimmer dieser unseren abgefucktesten Welt! Hör es dir genau an!“

      Samy hält für einen Moment den Atem an, rückt seine Sonnenbrille zurecht.

      „Es nennt sich Macht. Diese Musik ist die purste Form der Macht – jeder Mensch, der diese Takte im tiefsten Herzen begreift, ist erschüttert. Und das, min Jung, das ist der Style, den ich zum Leben brauche. Das ist das Feeling! Diese Musik und eine Nase Koks.“

      Und weiter? -

      „Was ich dir sagen will ist: ich bin kein Idiot, der sich das Zeug zum Spaß in die Nase zieht, um fett abzufeiern. Es geht mir, wie du jetzt vielleicht bemerkt hast, um etwas ganz anderes. Weißt du, min Jung. Macht ist etwas, das jeder will und zum Leben braucht, sonst geht er ein – das Gesetz der Natur will es so, die Kräfte des Universums.“

      Das hatten wir doch eben gerade. Wie geht es nun weiter? -

      Samy steht da wie ein goldener Sieger, die Melodie der Sinfonie zischt über seine Lippen. Wieder das Anfangsthema:

      Ta – ta – ta – taaa, ta – ta – ta - taaa.

      Noch schmunzle ich, doch jetzt wölbt sich ein bebendes Lachen in mir, dem ich mich bald ergeben muss.

      Samy ist unbeirrt. Mit der Fernbedienung blendet er die Musik aus.

      „Koks war schon damals die Droge der Könige. Macht und Koks sind untrennbar, so wie Ecstasy und Techno. Es gibt keine Möglichkeit, sich dem Willen zur Macht zu entziehen. Jeder Mensch ist eine Marionette dieses ewigen Spiels. Alle wollen wir sie und nur diejenigen können sich lebendig nennen, die sie auch wirklich besitzen. Auch ich besitze sie nur für Augenblicke, aber es steht außer Frage, das ich sie zum Leben brauchen.“

      Das Lachen in mir überwältigt mich, auch wenn ich es ernsthaft riskiere, bei Samy in Ungnade zu fallen.

      „Was lachst du, Schwuchtel?“

      Ein Glück, dass es just in diesem Augenblick an der Tür klingelt.

      Samy geht zum Wohnzimmerfenster, schaut auf Zehenspitzen über die nassen Büsche und erkennt unter dem grauen regenschweren Himmel Danis Auto.

      „Dani, geil! Die riecht das Zeug auch auf hundert Meilen. Fast ein halbes Jahr lässt sie sich hier nicht blicken, aber wenn Koks in der Bude lagert, dann, ja dann steht sie plötzlich vor der Tür. Zu dir komm ich später, min Jung.“

      Ich fühle, dass mein Lachen etwas mit meinem Flash zu tun hat.

      Ohne dieses grenzenlose Erfrischungstuch, das meinen Körper wie eine Brise aus überweltlichem Wohlgefühl durchweht, hätte ich mich wohl nicht zu so einem offenkundigen Gefühlsausbruch hinreißen lassen.

      Gut, dass ich ein paar Augenblicke für mich habe, um mich wieder zu beruhigen. Dann tritt Dani ein, zusammen mit ihrer Freundin Yvonne.

      „Hallo! Hier geht´s ja lustig zu!“

      Die beiden Mädels grinsen. Dani deutet auf die

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