Tiefenrausch. null KreaRe
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Tiefenrausch
Rapture in the deep
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Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1
Ungeduldig stand ich vor der Türe der noch geschlossenen Bibliothek. Warum hatte ich eigentlich immer noch keinen Schlüssel von der Vermieterin erhalten? Ließ sie ihre Angestellten immer draußen warten?
Ich rieb mir nervös die Hände und starrte auf die Straße.
Wie immer war es voll in Berlin. Laute Geräusche und Autoverkehr rissen einen schon früh morgens aus dem Schlaf.
Ein Wagen vom Parket Service hielt mitten auf der Straße und verursachte einen Stau unter den Autofahrern, der in lautes Gehupe endete.
„Was sind Sie denn schon so pünktlich da? Hatten wir denn nicht zehn Uhr ausgemacht?“, riss mich die Vermieterin, gekleidet in einen Wollmantel und Pumps, aus meinen Gedanken.
„Hallo Frau Mathäus. Soweit ich mich erinnere, hatten wir neun Uhr ausgemacht.“
„Na dann müssen Sie wohl noch etwas warten. Ich habe den Schlüssel
gerade beim Schlosser abgegeben, damit er Ihnen einen Zweitschlüssel machen kann.“
Wie ich sie verabscheute. Ihr müder und genervter Gesichtsausdruck machte mich immer sehr unruhig und ihre stets gehetzte Art verbesserte dies nicht gerade.
„Kein Problem. Dann warte ich halt.“, gab ich bemüht freundlich zurück.
„Wie Sie wollen.“
Schnell stöckelte Sie wieder davon. Ich fragte mich, warum sie erst her gekommen war, ohne den Schlüssel.
Wahrscheinlich hatte sie das in ihrer Hektik wieder vergessen.
Ich bin kein Mensch, der gerne wartet. Ich liebe Pünktlichkeit und Organisation. Nein, ich bin keine Managerin oder so was.
Ich kann durchaus kreativ sein. Aber bei mir muss alles seinen Sinn haben. Ansonsten komme ich nicht klar.
Nach einer halben Stunde erschien Frau Mathäus endlich wieder und schloss die Bibliothek auf.
„So, dann machen Sie sich mal an die Arbeit. Ich komme dann später dazu.“, sagte Sie und überreichte mir den Zweitschlüssel.
„Vielen Dank, ich werde schon zu recht kommen.“
Hoch erhobenen Kopfes dampfte sie wieder ab und ich ließ mich in den warmen Sessel der Bibliothek, der zum Empfang da stand, fallen, um den leichten Kaffee-Geruch einzuatmen, der durch den Raum schwirrte.
Dies war mein Job, Bibliothekarin. Nichts Besonderes.
Nebenbei jobbte ich aber auch noch in einem Cafe, wo alte Leute ihren Kuchen einnahmen.
Das Geld reichte für die Miete der WG, in der ich wohnte und für ein paar Unternehmungen am Wochenende mit meinem Freund Morris.
Ich zupfte meinen grünen Rock und die schwarze Bluse, die ich trug zu recht und setzte mich hinter die Theke.
Es war nicht so, dass hier aufregender Betrieb war, aber ab und zu kam doch schon mal jemand vorbei.
Während ich einige Bücher in die passenden Kategorien sortierte, betrat eine junge Frau den Laden.
Ich sah nur kurz hin, aber irgendwie kam sie mir bekannt vor.
„Entschuldigung, kann ich Ihnen behilflich sein?“, fragte ich höflich und betrachtete ihre schwarze Lederjacke mit Nieten und die grünen Pumps.
Dies war der Moment, als ich meine spätere beste Freundin Ylvie kennen lernte.
Mit einem Grinsen auf dem Gesicht sagte sie zu mir:
„Ich suche ein Buch fürs Leben. Haben Sie so etwas zwischen Ihren alten Schmökern?“
Der Satz war der Beginn unserer Freundschaft. Sie faszinierte mich unheimlich und für einen Moment war ich sprachlos.
„Ähm. Ich kann mal nachsehen, aber ich weiß nicht…Was genau suchen Sie denn?“, antwortete ich leicht dümmlich.
„Ich bin Ylvie. Schön, dich kennen zu lernen.“
Sie reichte mir die hand und ich kam gerade noch dazu, meinen Namen zu murmeln: „Riana.“
Als sie schon in die hintersten Ecken der Bibliothek stürmte.
Sie war voller Elan, was mich sehr begeisterte.
„Riana? Sind Sie hier irgendwo?“, schallte da die Stimme der Vermieterin.
„Ich bediene gerade eine Kundin!“, rief ich zurück und grinste Ylvie an.
Frau Mathäus kam angewatschelt und beäugte Ylvie misstrauisch.
„Haben Sie denn auch einen Bücherei-Ausweis?“, fragte sie streng.
„Nein. Aber den könnten Sie mir doch sicher ausstellen, oder?“, lächelte Ylvie sie an.
„Mh.“, trotzte Frau Mathäus und begab sich hinter die Theke.
„Also ich könnte dir dieses Buch empfehlen. Es enthielt viele Zitate von Bob Dylan, Goethe und andere Helden.“
„Wenn du das sagst, nehme ich das wohl.“, sie lächelte und strich über den Buchrücken.
„Äh, ja, dann lass dir doch vorne einen Ausweis erstellen, dann kannst du es auch sofort mitnehmen.“
„Alles klar.