Deutschland und die Deutschen: Ein Geschichtsbuch aus dem Jahre 1823. Alois Wilhelm Schreiber

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Deutschland und die Deutschen: Ein Geschichtsbuch aus dem Jahre 1823 - Alois Wilhelm Schreiber

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Weg den Dnipr hinauf in die Ostsee nahmen auch manchmal asiatische Kaufleute. Einst wurden mehrere derselben durch Sturm an die Deutsche Küste verschlagen, und nach dem abscheulichen Strandrecht, welches noch bis in unsere Zeiten ausgeübt worden ist, von einem Könige oder Häuptling daselbst zu Sklaven gemacht, der sie nachher dem römischen Prokonsul in Gallien zum Geschenk sandte.

      Die ersten Schiffe waren so eingerichtet, dass sie zu Lande fortgetragen oder auf Walzen fortgeschafft werden konnten. Jene asiatischen Kaufleute kamen vom schwarzen Meer den Dnipr herauf, gingen mit ihren Schiffen an die Düna (ein in die Ostsee mündender, 1020 km langer Strom), und steuerten von da ins baltische Meer.

      Überhaupt waren Schifffahrt und Handel in den früheren Zeiten unserer Väter mehr ausgebreitet, als man gewöhnlich glaubt. In den alten Rheinstädten Straßburg, Speyer, Worms, Mainz, Köln befanden sich viele römische Handelsleute, die mit den benachbarten Deutschen verkehrten. Im mittleren Germanien verkauften die Einwohner bloß an die Römer, duldeten aber keine römischen Waren.

      Marbod, der Markmannen-König, nahm auf seiner Burg die römischen Handelsleute auf, und man findet auch in den Rhein- und Donaugegenden eine Menge Grabsteine mit den Namen römischer Kaufleute. Auch gereicht es unsern Vätern zur Ehre, dass mitten unter kriegerischen Bewegungen der fremde Kaufmann meist sicher und ungestört seine Straße ziehen konnte.

      Kriegsfahrten der ältesten Deutschen:

      Das Land der Gallen war fruchtbarer und blühender, als das wald- und sumpfreiche Land der Germanen.

      Darum beschlossen einige Deutsche Stämme, über den Rhein zu gehen, und sich in den Sitzen ihrer Nachbarn niederzulassen. Sie taten sich in einen Bund zusammen, der zuerst Heermannei und später Arimannei genannt wurde, wählten einen Anführer, und bemächtigten sich des belgischen Galliens.

      Dies geschah lange vor der christlichen Zeitrechnung, und ungefähr 150 Jahre früher, als Cajus Julius Cäsar an den Rhein kam.

      Da dieses Unternehmen geglückt war, so verbreitete sich die Kunde davon durch alle germanische Gauen, und viele Völkerschaften rüsteten sich zu ähnlichen Heerzügen und Wanderungen. Unter andern taten dies auch die Kimbern (ein germanischer Volksstamm, der mutmaßlich aus dem nördlichen Jütland stammte) und Teutonen (ein germanisches Volk der Antike, das ebenfalls im heutigen Jütland lebte).

      Sie wussten wenig von Gesetz und Ordnung, und verließen sich auf ihres Armes Stärke. Ihr Weg ging gegen die Donau nach Illyrien. Mit Schrecken vernahmen die Römer die Nachricht von dem Anzuge dieser wilden, streitlustigen Horden, denn sie selbst waren weichlich geworden, nachdem sie die Schätze der übrigen Völker geplündert hatten, und mit den Tugenden ihrer Väter war auch der Mut und die hohe Vaterlandsliebe derselben von ihnen gewichen.

      Unter Roms vornehmen Geschlechtern fand sich auch nicht ein Mann, der zum Heerführer taugte, und das Reich der Welteroberer wäre schon damals zusammengestürzt, hätte nicht Cajus Marius gelebt: Ein Mann aus dem Volke, aber tapfer, klug, und von großer Kriegserfahrenheit.

      Furchtbare Gerüchte hatten die Zahl der anrückenden Feinde als unermesslich angegeben; wirklich soll sich dieselbe auch – ohne Weiber und Kinder – auf 300.000 rüstige Männer und Jünglinge belaufen haben. Der römische Senat sandte eiligst den Konsul Papirius Karbo gegen sie ab. Bei Noreia (Noreia war ein antiker Ort im östlichen Alpenraum), in der heutigen Steiermark unter den Judenburger Alpen trafen die Kimbern und Römer zusammen.

      Die Teutonen hatten einen andern Weg genommen, und sich anfänglich gegen den Rhein gewendet, um dort neue Wohnsitze zu suchen.

      Der Anblick der wilden Riesengestalten, ihre blitzenden Augen und seltsamen Waffen brachten unter den römischen Legionen die größte Bestürzung hervor, und diese wurde noch vermehrt durch den grässlichen Schlachtruf, in welchen sich das Getön der Schilder und Schwerter mischte.

      Die Römer wurden nach kurzem Widerstand besiegt, aber die Kimbern verfolgten den Feind nicht; sie plünderten und zerstörten Noreia. Hierauf zogen sie den Teutonen entgegen, vereinigten sich mit ihnen, verheerten Gallien, Belgien und die meisten rheinischen Landschaften.

      Von den damals noch gar mutigen Belgiern wurden sie jedoch zurückgetrieben, und auch von den Keltiberern in Hispanien, denn bis in dieses Reich hatten sie sich mit ihren Waffen Bahn gemacht. (Keltiberer: Im engeren Sinne eine Gruppe von Stämmen, die in vorrömischer Zeit im zentralen und nördlichen Spanien bzw. im Übergangsgebiet zwischen den iberischen Stämmen entlang der Mittelmeerküste der Iberischen Halbinsel und den keltischen Stämmen im Innern der Halbinsel lebte. Im weiteren Sinne ist damit fälschlich die Gesamtheit aller antiken keltischen und iberischen Stämme auf der Iberischen Halbinsel gemeint. Quelle Wikipedia).

      Obgleich die Kimbern und Teutonen bei ihren Kriegsfahrten manchen Verlust erlitten, so gewannen sie doch immer wieder neue Stärke durch Stämme, die sich mit ihnen verbanden. Dies taten unter andern auch die Ambronen und Tiguriner, die damals in Helvetien (um das heutige Bern und Basel) ihre Wohnsitze hatten.

      Vier Jahre lang dauerten die Drangsale, welche diese streifenden und schweifenden Scharen über einen Teil von Germanien und Gallien brachten.

      Da fiel ihnen wieder das schöne Land Italien ein, und schnell wurde der Entschluss gefasst, sich dort bleibend niederzulassen. Doch wollten sie diesmal nicht gleich Gewalt brauchen, sondern die Römer freundlich um Gewährung ihres Wunsches begrüßen.

      Sie ordneten eine Gesandtschaft ab an den Konsul Silanus (Marcus Iunius Silanus entstammte der römischen Adelsfamilie der Junier und amtierte 109 v. Chr. als Konsul), der bereits gegen sie im Feldlager stand, und an den Senat.

      Wir wollen des römischen Volkes Bundesgenossen sein, lautete der Antrag, und mit ihm im Frieden leben, wo fern es uns einiges Land abtritt, wo wir uns niederlassen können.

      Rom wies den Antrag zurück, und die Teutonen samt ihren Genossen griffen zu dem Schwert. Zuerst wurde der Konsul Silanus geschlagen, und später, von den Tigurinern, Lucius Cassius, dem die Römer nach der ersten Niederlage den Oberbefehl vertraut hatten. (Lucius Cassius Longinus († 107 v. Chr.) war ein römischer Senator der späten Republik und im Jahr 107 v. Chr. Konsul).

      Der größte Teil des römischen Heeres blieb diesmal auf der Wahlstätte liegen, und der Rest, der gefangen ward, musste schwere Lösung geloben.

      Jetzt rückte Skaurus mit dem dritten Heere ins Feld, und erfuhr das Schicksal seiner beiden Vorgänger. (Marcus Aurelius Scaurus († 105 v. Chr.) war ein römischer Politiker und General). Er wurde gefangen, und vor die Deutschen Häuptlinge geführt.

      Hier benahm er sich mit altrömischem Trotz, der dem schmählich Überwundenen wenig ziemte, und sprach drohend: „Die Alpen möcht ihr wohl übersteigen, aber nie die Römer besiegen“.

      Solcher Übermut verdross die Deutschen, und einer ihrer Führer, Bojorik mit Namen, durchstach den Römer mit dem Schwerte.

      Zu Rom wurden nun zwei neue Heere ausgerüstet, und unter den Feldherrn Cajus Manlius und Servilius Cäpio den Feinden entgegen gesandt. Beide Führer waren uneins, und dies gereichte ihnen zum Verderben.

      Die Teutonen und ihre Kampfgenossen boten nochmals Frieden an. Cäpio verweigerte ihn, und die Römer erlitten die schrecklichste Niederlage. Ihrer achtzigtausend deckten mit ihren blutigen Leibern das Schlachtfeld, beide römische Lager wurden erobert, und alles der Vernichtung geweiht.

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