Mord im Museum. Christine Zilinski

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Mord im Museum - Christine Zilinski Charlotte Bienert ermittelt

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alle dort einen Maulkorb von der Polizei bekommen haben, dass sie mit niemandem darüber reden dürfen?“ Ungerührt erwiderte Richling: „Glaub‘ mir, Charlotte, die Leute reden einfach zu gern, um sich an Regeln zu halten. Und wenn was ist, ruf‘ mich halt an.“ Damit legte Richling auf. „Arschloch“, sagte Charlotte halblaut zu dem tutenden Hörer, als ihr Kollege Sebastian Pfeiffer ins Büro kam. „Dir auch einen wunderschönen guten Morgen!“ Der junge Mann grinste anzüglich und warf seine Tasche vor seinem Schreibtisch zu Boden. “Nicht du – der Chef.“ „Ach, will er dich jetzt doch zu Garten&Grünzeug abschieben? Was hast du angestellt?“ Charlotte protestierte. „Gar nichts! Ich soll jetzt ‚ermitteln‘ gehen – obwohl ich überhaupt keine Ahnung davon habe.“ Verständnislos sah Sebastian sie an. „Was soll das heißen, ‚ermitteln‘?“ Daraufhin erzählte Charlotte ihrem Kollegen von ihren gestrigen Erlebnissen inklusive der Abfuhr von Jankovich und der Anweisung von ihrem Chef.

      Sebastian Pfeiffer war zwei Jahre länger bei der Redaktion als Charlotte und hatte damit einen dickeren Stein in Richlings Brett. Er hatte sich dank seinem Ehrgeiz schnell zu Richlings rechter Hand gemausert und genoss dadurch auch den Vorzug bei der Artikelvergabe. Somit sicherte Sebastian sich auch in schöner Regelmäßigkeit alle Artikel für die Aktuelles-Rubrik, die Richling nicht selber bearbeitete. Äußerlich war Charlottes Kollege gepflegt und trainiert, doch sein Glück bei Frauen beschränkte sich nicht zuletzt aufgrund seines selbstverliebten Charakters auf Kurzzeitbeziehungen oder One-Night-Stands. Und über die berichtete Sebastian in ihrem Büro gerne in allen Einzelheiten. Auch bei Charlotte versuchte er hartnäckig zu landen, doch mit seinem eingebildeten Gehabe verspielte er bei ihr sämtliche Sympathie-Punkte. Noch mehr, wenn er sie wie ein kleines, hilfloses Mädchen behandelte. So wie jetzt. „Pass‘ bloß auf Charlottchen dass du mit der Fragerei nicht noch ins Visier des Mörder gerätst und die nächste Leiche wirst!“ Sie funkelte ihn aus zusammengekniffenen Augen an. „Danke auch, daran hab’ ich noch gar nicht gedacht. Aber schön, dass du mir das gleich unter die Nase reibst.“ „Hey sorry... Aber ich kann dich ja beschützen!“ Sebastian zwinkerte, spannte den Bizeps seines rechten Armes und bot an, ihr bei ihren Ermittlungen zu helfen. Charlotte schüttelte den Kopf. Sie wollte die in ihren Augen ohnehin aussichtslose Aktion nicht auch noch mit Sebastian im Schlepptau durchführen. Oder ihm das Gefühl geben, seine Hilfe zu benötigen. „Nein, ich mach‘ das alleine. Wahrscheinlich bin ich eh in ‘ner Stunde wieder da, weil keiner mit mir reden will.“ Sie griff nach ihrer Umhängetasche. „Und übrigens – nenn‘ mich nicht Charlottchen, ich hab’s dir schon tausendmal gesagt!“ Sebastian grinste. Frustriert machte sich Charlotte auf den Weg zum Landesmuseum.

      Kapitel 6

      Beim steinernen Gemäuer des Museums angekommen passierte Charlotte wieder den gepflasterten Innenhof. Als sie den Eingangsbereich erreichte, stellte sie fest, dass mittlerweile ein rot-weißes Absperrband vor der Türe aufgespannt war. An der Tür selbst war ein Schild angebracht: „Achtung Wasserrohrbruch! Wegen akuter Reparaturmaßnahmen ist das Museum vorübergehend geschlossen. Wir informieren Sie rechtzeitig über die Wiedereröffnung. Vielen Dank für Ihr Verständnis!“ Klar, das hätte sie sich auch denken können, dass das Museum einen Tag nach dem Mord noch nicht für die Öffentlichkeit zugänglich war. Allerdings war das mit dem Wasserrohrbruch eine dreiste Lüge. Einen Mord konnte man schließlich nicht unter den Teppich kehren – oder doch? Sie wägte kurz ab, ob sie wieder umdrehen sollte, aber schließlich siegte der Wunsch, es ihrem Chef beweisen zu wollen. Sie schlüpfte unter dem Band hindurch und wollte schon die Eingangstür benutzen, als sie hinter sich eine Stimme hörte: „Was machen Sie da? Hier ist alles gesperrt!“ Charlotte drehte sich um. Eine Frau mittleren Alters mit krausen Naturlocken und Hornbrille starrte sie erbost an. Sie war wie aus dem Nichts aufgetaucht. Unsicher duckte sich Charlotte erneut unter dem Band hindurch und lief auf die Frau zu. „Ich... bin Journalistin“ – das klang besser als ‚von der Presse‘ – „und ich... ermittle in dem Mordfall, der sich gestern Abend hier ereignet hat.“ Charlotte bemühte sich, ihrer Stimme einen festen Klang zu verleihen, als wäre ihre Anwesenheit hoch offiziell. „Wäre mir neu, dass Journalisten ermitteln“, erwiderte die Frau scharf. „Außerdem gab es hier keinen Mord. Wir haben einen Wasserrohrbruch, das können Sie doch auf dem Schild lesen. Ich muss Sie bitten, jetzt zu gehen.“ Charlottes Wahrheitsliebe protestierte. „Das ist doch lächerlich. Ich war gestern hier und weiß, dass jemand umgekommen ist!“ Die hornbebrillte Frau trat einen weiteren Schritt auf Charlotte zu. „Wenn Sie jetzt nicht gehen, zeige ich Sie wegen Hausfriedensbruch an.“ Mit eisiger Miene zog die Frau ein Handy aus der Tasche. Das war genau das, was Charlotte nicht wollte. Sie überlegte schnell, wie sie sich aus der Situation retten konnte. „Wissen Sie was, ich habe auch noch ein Telefonat zu führen... ich komm dann einfach später wieder.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln und wandte sich ab. „Ich denke Sie kommen gar nicht wieder, sonst rufe ich die Polizei“, war die Reaktion in schneidendem Tonfall. Charlotte tat, als hätte sie es nicht gehört und lief weiter.

      „Eine Frau hat mich abgefangen und mehr oder weniger zum Teufel geschickt! ‚Hausfriedensbruch‘ kam auch noch vor“, erklärte Charlotte aufgebracht ihrem Chef per Handy. Sie stand etwas abseits und hatte sich weit vom Eingangsbereich entfernt. Richling erwiderte: „Ach Gott, dann probier‘ es halt beim nächsten. Am besten bindest du demjenigen nicht gleich auf die Nase, dass du von der Presse bist.“ Charlotte protestiere: „Aber ich bin von der Presse! Und wieso sollte irgendjemand hier mit mir sprechen, wenn ich quasi nur Zivilistin bin?“ Richling schnaubte. „Charlotte, es ist doch nicht so schwer. Du kannst doch mit Worten umgehen. Lass‘ den anderen einfach glauben, du wärst von der Polizei.“ Charlotte glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. „Ja klar. Als ob das nicht strafbar wäre.“ „Naja...“, erwiderte Richling gedehnt. „Solange du ihnen nichts verkaufst, ist das... sagen wir mal... im Graubereich.“ „Graubereich“, wiederholte Charlotte ungläubig. „Jep. Also, ab die Post, Mädchen.“ Ohne ein weiteres Wort hatte Richling aufgelegt. Charlotte starrte einen Augenblick lang das Display ihres Handys an, dann wollte sie vor Wut ihr Telefon in den nächsten Busch schmeißen. Eigentlich hatte sie überhaupt keine Lust mehr, hier weiter zu machen. Andererseits drohte Garten&Grünzeug. Oder Schlimmeres: nur noch Sport-Artikel. Also musste Charlotte wohl oder übel weitermachen. Zum Haupteingang traute sie sich aber nicht mehr. Die Frau war vorhin innerhalb weniger Sekunden aufgetaucht, vielleicht hatte sie einen guten Blick auf den Bereich. ‚Hier musste es doch irgendwo noch einen anderen Eingang geben‘, überlegte Charlotte. Sie lief rechterhand um das Gebäude herum und entdeckte eine unscheinbare Tür, die ins rot-braune Gemäuer eingelassen war. ‚Bingo‘, dachte sie hoffnungsvoll. Charlotte drückte die Klinke herunter, aber die Tür gab nicht nach. Sie rüttelte noch einmal an der Tür – vielleicht klemmte sie bloß? Aber nichts geschah. Charlotte beschloss, vor der Tür zu warten und den erstbesten, der rein oder raus wollte, abzufangen.

      Etwa 15 Minuten später kam ein übermüdet aussehender Mann mit dunklen Locken und 5-Tage-Bart in einem schmutzigen blauen Kittel durch die Tür. Charlotte setzte ihr bezauberndstes Lächeln auf und ging auf ihn zu. „Entschuldigen Sie bitte!“ Unter schweren Augenlidern blickte er sie an. Keine Reaktion. Entschlossen sprach sie weiter. „Ich ermittle... in dem Mordfall, der sich gestern Abend hier ereignet hat.“ Immer noch keine Reaktion. Sie zeigte ihm in einer fließenden Geste ihren Presseausweis, in der Hoffnung, dass er keinen Buchstaben darauf entziffern konnte und sie einfach der Polizei zuordnen würde. Charlotte war eine miserable Lügnerin und das wusste sie. Um ihre Nervosität zu vertuschen kramte sie sogleich nach ihrem Notizblock. Während sie ihn aus der Tasche angelte, lächelte nervös. „Ich hätte ein paar Fragen an Sie.“ Der Mann verharrte einige Augenblicke, bevor er mit osteuropäischem Dialekt antwortete. „Ich mach‘ gleich Pause, wenn Sie hier kurz warten. Ich komme dann.“ „Gut, ok, ich warte hier.“ Erleichtert nickte Charlotte und konnte selbst nicht glauben, dass ihr Bluff geklappt hatte. Gleichzeitig hoffte sie inständig, ihr Verhalten würde sie nicht wegen Irreführung in die Bredouille bringen. Sie verfluchte Richling.

      Zirka 5 Minuten später tauchte der Mann tatsächlich wieder auf, wischte sich beim

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