Weihnachtslegenden. Alexander Jordis-Lohausen

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Weihnachtslegenden - Alexander Jordis-Lohausen

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      Alexander Jordis-Lohausen

      Weihnachtslegenden

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Weihnachtslegenden

       Das weiße Eselchen

       Saul

       Elsbeth

       Der Hoffnungsstern

       Tobias

       Die Flucht nach Ägypten

       Die drei Könige aus dem Morgenland

       Landkarten

       Impressum neobooks

      Weihnachtslegenden

      

       Für Sophie, Tristan und Elias

       Für Maximilian, Hannah, Philipp und Anja

       und ihre Kinder

      Das weiße Eselchen

       Und sie kamen eilend

       und fanden beide, Maria und Joseph,

       dazu das Kind in der Krippe liegen.

       Lukas, 2.16.

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       Zu einer Zeit als die Menschen noch an Wunder glaubten und Wunder auch noch geschahen, lebte im Heiligen Land ein Hirte, der hütete in der Einöde seine Schafe. Er zog mit ihnen immer dorthin, wo er Nahrung für sie vermutete, die vor allem in der heißen Jahreszeit schwer zu finden war.

       Der Hirte hatte neben seiner Schafherde und seinem unentbehrlichen Schäferhund noch zwei Esel. Der eine Esel war ein schönes, starkes Tier mit glänzendem, grauem Fell und selbstbewusstem Auftreten. Er war seines Herrn Liebling, der ihn sich auch als Reittier auserkoren hatte. Der andere Esel war noch jung, aber er war nie sehr groß und stark geworden. Er hatte krumme Beine und einen dürren Leib. Ihm packte der Hirte alles auf, was er so zum täglichen Leben brauchte. Und das war für den kleinen Esel eine gewaltige Last und jedes Mal eine ungeheure Anstrengung. So sehr er sich auch bemühte, seinem Herrn zu gefallen, und das zu leisten, was man von ihm erwartete, so wenig gelang es ihm. So stolperte er immer weit hinter der Herde her, was den Hirten unwillig machte. Regelmäßig gab es Stockschläge, so dass das Fell des armen kleinen Esels durch Lasten und Schläge geschunden und wund war. Keiner fand Gefallen an ihm oder hatte Mitleid mit ihm, am wenigsten der andere Esel. Im Gegenteil, der wusste seine eigene Stärke auszunützen, um bei jeder Gelegenheit den größten Teil der Nahrung und des Wassers zu bekommen und schön und stark zu bleiben. Der kleine Esel, dagegen, wurde immer magerer und schwächer. Denn sein Herr war ein schlechter Hirte, er kümmerte sich nur um die Tiere, auf die er glaubte, stolz sein zu können.

       Als nun die ganz heiße Jahreszeit kam, wo die Sonne erbarmungslos die Einöde versengte und die Nahrung immer spärlicher wurde, geschah es eines Morgens, dass der kleine Esel so schwach geworden war, dass er sich gar nicht mehr erheben konnte. Der Hirte versuchte ihn mit Beschimpfungen und Stockschlägen auf die Beine zu bringen. Das Eselchen gab sich redlich Mühe, aber es gelang ihm nicht. Als nun der Hirte sah, dass es aussichtslos war, ließ er ihn mitten in der Einöde liegen und zog mit seiner Herde weiter. Der andere Esel musste nun den Hausrat tragen, was er nur sehr unwillig tat.

       Das Eselchen lag auf der harten Erde und konnte sich kaum noch bewegen. Als die Stunden vergingen und es immer heißer wurde, begannen ihm die Sinne zu schwinden. Noch sah er in der flimmernden Hitze, große, dunkle Vögel mit krummen Schnäbeln, die über ihm immer engere Kreise zogen, bis zwei von ihnen sich schließlich vor ihm auf den Boden hockten. Er hatte Angst vor ihnen, denn sie hatten Böses mit ihm vor. Mit seinen Hufen versuchte er sie zu verscheuchen, doch vergeblich.

      „Dieses hässliche Tier wird nicht mehr lange leben!“ hörte er den einen Vogel sagen.

      „Heute werden wir mal wieder reichlich zu fressen bekommen!“ antwortete der andere.

      „Sie haben recht, ich bin ein hässliches, nutzloses Tier und ich verdiene nichts Besseres!“ dachte der kleine Esel. Damit schwanden ihm endgültig die Sinne. Und was dann geschah, erlebte er wie in einem Traum.

       Er hörte Stimmen in der Ferne. Aber es dauerte lange, bis er unterscheiden konnte, wer sich da näherte. Es waren mehrere Gestalten, in weite, einfache Gewänder gehüllt, die mit langsamen, gleichmäßigen Schritten auf ihn zukamen. Musste er wieder Angst haben? Er schloss vorsichtshalber die Augen. Und als er sie wieder aufschlug, blickte er in ein junges, bärtiges Gesicht, das ihn mit so viel Liebe und Zärtlichkeit aus seinen dunklen Augen ansah, wie es dem kleinen Esel bei den Menschen noch nie geschehen war.

       Der Mann hatte sich vor ihm niedergelassen und den Kopf des kleinen Esels unendlich behutsam auf seinen Schoß gebettet.

      „Er lebt noch!“ sagte er mit einer tiefen, warmen Stimme. „Gebt mir doch mal den Wassersack und ein Stückchen Brot herüber.“

      „Von beidem ist nicht mehr viel da und unser Weg ist noch weit!“ erwiderte einer seiner Gefährten.

      „Glaube mir, was ich diesem kleinen Esel von unserer Nahrung und unserem Trunk

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