Dein Geschenk an Dich. Beate Reinecker
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Verpasste Chancen
Du hast einen festen Wohnsitz und fühlst dich heimatlos. Immer wieder vermeidest du, nach Hause zu gehen. Es rebelliert eine innere Kraft in dir, deine vier Wände aufzusuchen. Eigentlich bist du schon seit längerem heimatlos. Das Verdrängen ist zum Tagesgeschäft geworden. Das alles willst du dir nicht eingestehen. Du hast dir Parallelwelten erschaffen, um zu überleben. Doch die Probleme werden immer bedrohlicher. Alle Fluchtversuche werden irgendwann entdeckt und du musst dir neue Strategien einfallen lassen. Der Druck erhöht sich von Jahr zu Jahr. Deine innere Aushöhlung lässt dich zu einem verwirrten, heimatlosen Leidenden werden, der in sich keinen Schutz mehr finden kann. Andere Menschen können nicht mehr helfen, da du niemandem dein Elend mitteilen möchtest. Du willst nicht ertappt werden. Niemand soll dich als Schwächling erkennen. Du schämst dich dafür, ein Manipulierter zu sein. Du schämst dich dafür, als Flüchtling im eigenen Leben nicht mehr ein noch aus zu wissen. Deine Standpunkte haben sich aufgelöst, genau wie du. Die Rolle, in der du steckst, hält dich gefangen und dein schauspielerisches Talent verhilft dir, diese Seifenoper weiterhin zu bedienen. Der Stress ist dir anzusehen, denn die vielen Rollen und Lügen erfordern immer mehr Energie, Zeit und Verdrängen. Du schaffst es nicht, zu den Menschen zu stehen, die du von Herzen liebst. Noch schlimmer: Du hast sie regelmäßig verraten. Du hast es billigend in Kauf genommen, diejenigen zu verletzen, die du von Herzen liebst. Du musstest es dir angewöhnen, Lügen, Ausflüchte und Scheinargumente zu bedienen, um deine Welt der Heuchelei aufrechtzuerhalten. Bei all diesen Vorgängen wirst du schwächer und schwächer. Du bist zum ausweichenden Weichei verkommen. Deine Selbstachtung schwindet, du verschwindest. Du willst deinem Unterdrücker gefallen, du willst ihn beeindrucken. Dieser fordert immer mehr Selbstverleugnung. Du sollst ihn umschmeicheln, Freunde und Lebenseinstellungen verraten. Du sollst dich selbst verraten und alle mit Kritik überziehen, die es gar nicht nötig haben. Der Sog der Unterdrückung nimmt seinen Lauf, du steckst bis zum Hals im Sumpf und denkst verzweifelt über neue Fluchtpunkte nach. Du fühlst dich heimatlos, ratlos und unverstanden. Die es ehrlich mit dir gemeint haben, hast du verraten. Es wurde unausgesprochen von dir erwartet. Du hast nachgegeben und dich aufgegeben. Nun fühlst du dich heimatlos, allein und ausgebrannt. Sämtliche Abfahrten, Chancen und Aufklärungsversuche hast du missachtet. Dein Wohnsitz ist nicht dein zu Hause und dein Gehirn gehört dir nicht mehr. Du hast deine Werte verraten, du hast dich selbst verraten. Nun gehörst du dir nicht mehr. Du bist zum Kasper, zur Puppe verkommen. Du zappelst an den Fäden deines Herrschers. Deine Ohnmachtsgefühle frustrieren dich und deine Wut geboren aus der Machtlosigkeit höhlt dich von innen aus. Du bist zerfressen von deiner Wut, deiner Abhängigkeit, deiner Ohnmacht. Es steht sehr schlecht um dich, denn deine Krankheit heißt Fremdbestimmung und deine Leiden bedeuten den Selbstverlust. Manchmal spricht noch dein Selbst zu dir, doch es währt nur sehr kurz, du lässt es nicht zu. Du verdrängst dein Ich, du missachtest es, denn es wird von deinem Gebieter so gefordert. Dein Unterbewusstsein ist vollgestopft von Schieflagen, Lügen und Heucheleien. Es würde Jahre dauern, diesen Sumpf trocken zu legen. Es stinkt zum Himmel und unterbewusst weißt du, dass du dich tagtäglich immer wieder aufs Neue verrätst und deine Lage schlimmer und aussichtsloser werden lässt. Die Kettenreaktionen sind nicht zu stoppen. Du bist zum Spielball deiner Lügen verkommen. Du kannst nicht mehr in den Spiegel sehen. Dein Leben ist aus den Fugen geraten. Das alles bedeutet für dein Ich eine permanente Bedrohung, Folter. Du wechselst die Rollen wie deine Hemden. Manchmal kommst du durcheinander und verlierst für einen Augenblick die Selbstbeherrschung. Der Ärger über deinen Kontrollverlust ist riesengroß und du befürchtest, dass irgendjemand deinen bedauernswerten Zustand erkennen könnte. Das Vertuschen, Verdrängen und Weglaufen ist zu deinem Tagesgeschäft geworden. Deine Zwanghaftigkeit fällt jedem Freiheitsliebenden auf. Da du so unendlich viel unter den Teppich kehren musst, bist du genau damit permanent beschäftigt. Es ist traurig, dich so hilflos zu sehen. Das Vertuschen und Verdrängen kostet deine Lebenskraft und raubt dir dein Selbst. Niemand soll dir deine Schwäche und Hilflosigkeit ansehen. Die äußere Hülle, der Scheinentwurf einer Identität wird peinlich gepflegt, denn du wärst mit der Konfrontation deiner Seifenoper hoffnungslos überfordert. Das Leben rauscht nun täglich an dir vorbei. Lebenschancen werden nicht ergriffen, da die Angst und die angenommenen Rollen das Denken und Handeln blockieren. Die Fremdbestimmung hat zugeschlagen. Gleichzeitig wird das Image des Geschäftstüchtigen, Kreativen gepflegt. Neue Fluchtmöglichkeiten werden peinlich genau entwickelt und durchorganisiert. Das gesamte Leben ist nun von Parallelwelten durchzogen. Es fällt immer schwerer den Überblick bei all den Lügenwelten zu behalten. Die Kräfte schwinden und die Lebenschancen sowieso. Eine verpasste Chance reiht sich an die andere.
Der Weg zur Quelle
Wer gegen den Strom schwimmt, gelangt zur Quelle. An der Quelle ist das kostbare Wasser sauber, frisch und glasklar. Es wäre schön und lebenserhaltend, wenn es so bliebe. Wir alle sind gefordert, stark und mutig mit hart erarbeiteten Kriterien der Quelle entgegenzulaufen, zu schwimmen, zu tauchen. Wir dürfen nicht nachlassen, den geeigneten Weg zu finden. Wir sind gefordert, uns zu informieren und wachsam zu bleiben. Nur der Starke, der Wache und Mutige wird immer und immer wieder den Weg zur Quelle suchen. Er oder sie wird sich nicht ablenken und verführen lassen. Die Faulheit wird keine Chance bekommen, die Bequemlichkeit wird