Nur Blut mein Freund. Desirée Marten

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Nur Blut mein Freund - Desirée Marten

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hielt mich etwas hart zurück. Panisch schrie ich auf. Ein schneidender Schmerz durchzuckte meinen Rücken, während ich stürzte. Ein dumpfer Schlag nahm mir das Bewusstsein.

      ***

      Lukas hörte einen spitzen, weiblichen Schrei und blickte erschrocken den Weg entlang. Augenblicklich raste sein Puls. Zuerst nahm er nichts Ungewöhnliches wahr, aber dann sah er, etwa in zehn Meter Entfernung, etwas auf dem Boden liegen. Er ließ seinen Koffer fallen und rannte hin.

      O mein Gott, was war denn hier passiert? Er kniete vor der Person nieder und beugte sich über sie. Tastend suchte er nach ihrer Halsschlagader. Sie lebte, gottseidank. Erleichtert atmete er auf. Mit einem unguten Gefühl blickte er sich um. Vielleicht lauerte der Täter in der Nähe und würde ihn auch noch niederschlagen. Meistens waren das feige Schweine, die von hinten angriffen.

      Er schaute sich die Person näher an. Nach den langen Haaren zu urteilen musste es sich um eine Frau handeln.

      „Hallo! Hallo, geht's Ihnen gut?“ Er klopfte ihr leicht auf die Wange. Da sie komplett verdreht vor ihm lag, drehte er sie behutsam auf den Rücken.

      ***

      Ein stechender Schmerz drang in mein Bewusstsein. Ich schrie abermals auf. Als ich die Lider aufschlug, erblickte ich eine Person nah über mich gebeugt. Reflexartig boxte ich mit voller Kraft zu. Ein Mann schrie, wich zurück und hielt sich die Nase. Panisch rappelte ich mich auf, aber mein Rock hinderte mich am Aufstehen, lila Punkte tanzten vor meinen Augen und mir schwindelte. Ich drehte mich auf den Bauch und versuchte wegzurobben, aber irgendetwas bohrte sich unbarmherzig in meinen Rücken und hielt mich fest. Ich unterdrückte einen weiteren Schrei und stöhnte.

      „Keine Angst, ich tue Ihnen nichts“, sagte der Mann beruhigend. Ich glaubte ihm kein Wort. „Bitte nicht, bitte tun Sie mir nichts.“ Tränen sammelten sich in meinen Augen. Ich bebte.

      „Nein, ich tue Ihnen wirklich nichts. Sie haben mich geschlagen.“ Sein junger, amüsierter Ton beruhigte mich. Ich sah ihn zögerlich an. Dunkle Streifen wanderten unter seiner Nase entlang, über die Lippen, sein Kinn und tropften auf sein helles Hemd. Er saß ganz still da, so als wollte er einem wilden Tier Vertrauen einflößen.

      Meine Angst legte sich. Eine Weile blickten wir uns schweigend an. Ich fühlte nach innen und glaubte ihm, sonst hätte er mich sicher schon überfallen.

      „Entschuldigung, aber ich konnte nicht anders, es war Reflex. Tut's sehr weh?“, griff ich das Gespräch wieder auf.

      „Schon ein bisschen.“

      „Mir steckt etwas Spitzes im Rücken, würden Sie mal bitte schaun?“

      „Wenn Sie mich nicht wieder schlagen“, sagte er bewegungslos.

      „Nein, ich versprech's.“

      „Gut, dann wage ich es.“ Er beugte sich über mich und strich tastend über meinen Rücken. Ich schloss die Augen. Richtig wohl fühlte ich mich noch nicht, ich musste voll auf den Kopf geknallt sein.

      „O, da hat Sie ein fetter Brombeerast gefangen. Ihre Bluse ist hin, zerfetzt und blutig. Vorsicht, jetzt kann's wehtun.“

      Ich biss die Zähne zusammen, als er die Dornen aus meinem Rücken zog.

      „So, fertig. Gehts?“, fragte er anteilnahmsvoll.

      „Ja, danke, es brennt noch, aber sonst … Vielen Dank. Moment, ich habe in meiner Handtasche ein Taschentuch.“ Ich setzte mich vorsichtig auf und suchte in meiner Handtasche herum. Mein Kopf dröhnte, als hätte mir jemand mit dem Hammer draufgeschlagen. Der Typ beobachtete mich schmunzelnd. Es war eine unglaubliche Situation, wir saßen beide blutend auf dem Boden und sorgten uns um den anderen. Kurz zuvor hatte ich noch Todesängste und jetzt erwies er sich als mein Retter, und Humor besaß er auch noch. Ich hielt ihm die Packung entgegen.

      Er zog sich eins heraus und wischte sich das Blut ab. Ich sah ihm dabei zu.

      „Moment, da ist noch was.“ Ich nahm ihm das Taschentuch aus der Hand und tupfte ihm sorgfältig sein glattrasiertes Kinn ab, dabei roch ich sein Aftershave. Ein würziger, angenehmer Duft. So im Dunkeln sah er gar nicht schlecht aus.

      „Meine Mutter würde das Tuch jetzt mit Spucke anfeuchten.“

      Ein Lächeln huschte über seine schmalen Lippen. „Ach, so ein kleiner Rest macht mir wirklich nichts, es ist ja dunkel.“

      „Nele.“ Ich streckte ihm meine aufgeschürfte Hand hin.

      „Angenehm, ich bin Lukas.“

      „Wo wohnst du?“

      „Adenauerring und du?“

      „Körnergasse, gleich am Ende des Weges.“

      „Ich begleite dich, damit du gut nach Hause kommst.“

      „Damit ich nicht wieder von Brombeeren angegriffen werde.“

      „Genau, aber warte kurz, ich muss noch rasch meinen Koffer holen.“

      „Darf ich mit? Nicht, dass du noch überfallen wirst.“

      „Gern.“ Er bot mir seinen Ellenbogen an und ich hakte mich ein. Meine Schuhe trug ich lieber in der Hand. Langsam gingen wir den Weg wieder zurück bis zu seinem Koffer. Jeder Schritt dröhnte schmerzhaft in meinem Kopf und die Kieselsteine gruben sich in meine Fußsohlen, aber ich ließ mir nichts anmerken.

      „Ich hatte so unglaubliche Angst. Hier passiert doch so viel.“

      „Das verstehe ich, aber warum bist du dann nicht an der Hauptstraße entlang gegangen?“

      Ich erzählte ihm von meinem neuen Job und das Hochgefühl, das mich leichtsinnig gemacht hatte, und er nickte.

      „Ja, das beflügelt einen. Was hast du denn vorher gearbeitet?“

      „Mal da und dort, gekellnert, geputzt, Kinokarten abgerissen, in einer Eisdiele gejobbt … alles, nur nichts Gescheites. Und du? Was arbeitest du?“

      Lukas atmete tief ein. „Bis vor sechs Wochen habe ich als Ingenieur in einem Statikbüro gearbeitet.“

      „Wow, und dann? Bist du arbeitslos geworden?“

      „Sozusagen“, antwortete er bitter. Ich warf ihm einen Seitenblick zu, aber drängte ihn nicht, und erzählte noch ein bisschen von meiner neuen Arbeit.

      Leider waren wir schon bei meiner Wohnung angekommen. Schade, ich fand ihn unglaublich nett und hätte mich noch gern viel länger mit ihm unterhalten. Umständlich kramte ich in meiner Handtasche herum. Nach einer Weile blickte ich auf.

      „Mist, ich glaube ich habe den Schlüssel vorhin verloren, als ich nach den Taschentüchern suchte.“

      „O, dann lass uns doch wieder hingehen und suchen.“

      „Echt? Gehst du mit?“

      „Na klar, immerhin bin ich ja schuld daran.“

      „Nein, wenn ich zu ungeschickt bin.“

      „Ich

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